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AHO Aktuell - 18.05.2004

Hinweise auf Scrapie-Prionen in Muskeln, bevor Tiere erkranken


(ukg) - Übertragbare Erreger von Prionkrankheiten, wie "Scrapie" lassen
sich schon vor dem Auftreten erster klinischer Symptome in der
Muskulatur nachweisen. Dabei dringen die Erreger offensichtlich aus dem
Gehirn oder Rückenmark über Nerven in Muskelfasern ein, in denen sie
sich dann weiter ausbreiten können, wie Forscher vom Robert
Koch-Institut in Berlin und dem Institut für Neuropathologie an der
Universität Göttingen, Bereich Humanmedizin, jetzt herausgefunden haben.
In der aktuellen Ausgabe des angesehenen amerikanischen "Journals of
Clinical Investigation" (Vol. 113, No. 10, S. 1465-1472) berichten die
Wissenschaftler aus Berlin und Göttingen über die neuesten Ergebnisse
ihres experimentellen Scrapie-Modells, mit dem bereits in der
Vergangenheit grundlegende Erkenntnisse zur Erregerausbreitung im Körper
von Scrapie-infizierten Schafen und BSE-infizierten Rindern gewonnen
werden konnten. Durch die Resultate der mit Drittmitteln von der
Volkswagenstiftung und von den Bundesministerien für Bildung und
Forschung (BMBF) sowie Gesundheit und soziale Sicherung (BMGS)
geförderten Studie erhoffen sich die Wissenschaftler auch weitere
Einblicke in den Ablauf der neuen Variante der CJD
(Creutzfeldt-Jakob-Krankheit) beim Menschen.

Wie im Journal of Clinical Investigation dargestellt, konnten Spuren der
Erregerausbreitung nach circa vierfünftel der Inkubationszeit in Muskeln
der Extremitäten, im Kaumuskel und in der Zunge klinisch gesund
erscheinender Hamster nachgewiesen werden, die zuvor über die Nahrung
mit Scrapie infiziert worden waren. Über Muskelgewebe war es möglich,
die Erkrankung auf andere Tiere zu übertragen. Ferner ist es mit einer
weiterentwickelten Nachweisreaktion am Gewebeschnitt (PET blot Technik)
gelungen, mit der Krankheit einhergehende Prionproteinablagerungen in
Muskulatur und Nerven unmittelbar sichtbar zu machen und so den Weg der
Erregerausbreitung nachvollziehen zu können.

Schon bevor übertragbare Scrapie-Erreger in der Muskulatur der Tiere
direkt oder indirekt nachweisbar waren, hatten sie bereits das Gehirn
befallen. Wenn sich diese Ergebnisse prinzipiell auf BSE im Rind und
Scrapie im Schaf übertragen lassen sollten, würden Nutztiere, von deren
Muskelgewebe eine Gefahr für den Verbraucher ausgehen könnte, durch den
in der Europäischen Gemeinschaft vorgeschriebenen BSE-Schnelltest
entdeckt und aus dem Verkehr gezogen werden können, sind sich die Leiter
der beiden Forschergruppen, Dr. Michael Beekes (Robert Koch-Institut
Berlin) und Dr. Walter Schulz-Schaeffer (Institut für Neuropathologie,
Göttingen) einig.

Darüber hinaus unterstreichen die Befunde, dass es in Klinik und
medizinischer Praxis entsprechend der Leitlinie des Robert
Koch-Institutes notwendig ist, sorgfältig Hygienemaßnahmen einzuhalten,
die einer versehentlichen Krankheitsübertragung durch unerkannte CJD-
oder vCJD-Patienten vorbeugen.

 



 

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