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AHO Aktuell - 08.04.2004

EU-Rindfleischmarkt in 2003 unterversorgt


(ZMP) - Im Jahr 2003 wurde in der EU-15 erstmals weniger
Rindfleisch erzeugt als verbraucht. Auch für den Rest des
laufenden Jahres sowie für 2005 wird sich an dieser Situation
nach Einschätzung der Experten im Prognoseausschuss der
EU-Kommission nichts ändern. Für das gesamte Jahr 2004 wird
ein leichter Rückgang der Rind- und Kalbfleischproduktion um
etwa ein Prozent auf 7,28 Millionen Tonnen erwartet. Dieser
Rückgang ist vor allem auf die Entwicklung in Frankreich
zurückzuführen, wo die Produktion aufgrund geringerer
Schlachtgewichte um etwa 4,5 Prozent sinken soll.
Für Deutschland ist gleichfalls mit einer geringeren
Erzeugung zu rechnen, wobei der Rückgang mit minus 2,7
Prozent sehr viel kleiner ausfallen dürfte als 2003. In
den ersten drei Monaten kamen in den meldepflichtigen
Betrieben sogar etwas mehr Rinder zur Schlachtung, weil
insbesondere der Milchkuhbestand infolge der absehbaren
Quotenüberlieferung stärker reduziert wurde. Dafür dürften
allerdings in den nächsten Monaten die Schlachtungen etwas
stärker zurückgehen.
Anders als in Deutschland und Frankreich wird für Spanien
und das Vereinigte Königreich ein leichter Produktionszuwachs
um knapp zwei Prozent erwartet und in den Niederlanden um
3,3 Prozent. In Italien dürfte sich die Produktion auf
dem Vorjahresniveau halten.
Für den Verbrauch am EU-Markt wird für 2004 ein geringfügiger
Rückgang um 0,8 Prozent prognostiziert. Und auch der Blick
über die Grenzen der EU hinaus kann aus Sicht der Landwirte
nicht überaus optimistisch stimmen. Denn sowohl die
Auswirkungen der EU-Osterweiterung als auch der Agrarreform
sind noch nicht abzuschätzen. So kosteten beispielsweise
R-Bullen in Polen Mitte März rund 1,35 Euro je Kilogramm
Schlachtgewicht und auch die Schlachtkuhpreise lagen
deutlich unterhalb des EU-Niveaus. Mittelfristig ist zwar
mit einer Preisangleichung zu rechnen, doch in den ersten
Monaten nach dem Beitritt sind hier Turbulenzen nicht
auszuschließen.
Des Weiteren kommt hinzu, dass die Exporte nach Russland
ab dem 1. Mai zurzeit auf der Kippe stehen. Denn Russland
hat angekündigt, die Grenzen für EU-Fleisch ab diesem
Zeitpunkt zu schließen, wenn die EU kein einheitliches
Veterinärzertifikat nach russischen Vorstellungen einführt.
Sollte der Einfuhrstop des wichtigsten EU-Kunden, der 60
Prozent der Drittlandsexporte aufnimmt, Realität werden,
dürften Marktstörungen und Preisdruck die Folge sein.
Aus diesem Szenario folgert man in Brüssel, dass die
Preise für Jungbullen der Handelsklasse R3 im
EU-Durchschnitt mit 2,65 Euro je Kilogramm um etwa vier
Cent unter dem Wert des ersten Halbjahres 2003 liegen
werden. Da die Preise sich aber im zweiten Halbjahr 2004
etwas besser halten dürften als im zweiten Halbjahr 2003,
dürften die Bullenmäster im Jahresmittel 2004 in etwa so
viel erlösen wie 2003.
Bei den Schlachtkuhpreisen sind die Prognosen nicht
einheitlich. Während in Belgien, Dänemark, Deutschland,
Österreich und Großbritannien mit etwas schwächeren Preisen
im Jahresdurchschnitt 2004 gerechnet wird, erwartet man in
Frankreich, Spanien, Italien und Griechenland anziehende
Notierungen. Durchweg fest wird die Lage am
Schlachtkälbermarkt beurteilt, das erreichte Preisniveau
von 2003 dürfte sich 2004 problemlos halten lassen.


 



 

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