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AHO Aktuell - 10.03.2004

Wiesen und Weiden an Fließgewässern: Vorsicht! Kriebelmücken


(aid) - Kriebelmücken (Simuliidae) sind dunkle 2 bis 6 mm große, etwas buckelig
wirkende, kurzbeinige, stechende Insekten. Sie treten in Sachsen seit etwa zehn
Jahren zunehmend häufiger auf und verursachen beim Stechen durch die in ihrem
Speichelsekretenthaltenen Herz- und Gefäßschädigenden Wirkstoffe Schäden
(Simulotoxikose) bis zu Herz-Kreislaufversagen und Lähmung des Atemzentrums.
Großtiere können nach Befall mit mindestens 10.000 Kriebelmücken sogar innerhalb
weniger Stunden verenden. Die Schwere der Erkrankungen scheint zuzunehmen,
obgleich gestochene Tiere eine kurzfristige vorübergehende Immunität gegen das
Speichelgift entwickeln. Die Eier der Kriebelmücken werden von den Mückenweibchen
an Pflanzen und Gegenständen befestigt, die sich ausschließlich an sauberen,
fließenden Gewässern befinden. Dort schlüpfen nach vier bis acht Wochen die
Larven; pro Jahr gibt es je nach Klima zwei bis vier Generationen. Die
Überwinterung erfolgt im Ei- oder Larvenstadium. Etwa ab April schlüpfen die
Mücken, je nach klimatischen Verhältnissen als Massenschlupf (schwül-warmes
Wetter) oder in kleineren Schüben. Bald nach dem Schlüpfen erfolgt die Begattung
und die Weibchen benötigen nun für die Eiablage eine Blutmahlzeit. Dabei fliegen
sie - entgegen der Windrichtung - bis max.10 km. Sie können Hügel, Seen oder
Waldgebiete überqueren, um optisch oder nach Geruch ihre Opfer zu finden.
Bevorzugte Tagesflugzeiten sind zwischen 10 und 11 sowie16 bis 18 Uhr. Auf einem
Workshop der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft zusammen mit
Landesuntersuchungsanstalt für das Gesundheits- und Veterinärwesen und der
Sächsischen. Tierseuchenkasse wurden Möglichkeiten der Bekämpfung diskutiert.
Spezialisten können anhand der klimatischen Verhältnisse Schlupfzeiten der
Kriebelmücken vorhersagen, so dass Weidetiere in dieser Zeit aufgestallt werden
könnten. Auch Weidehütten bieten Schutz, da die Mücken Innenräume meiden.
Insektenabwehrende Medikamente können kurzfristig vorbeugen. Auch Grünlanddüngung
mit Kalkstickstoff soll schützen, da die Mücken diesen Geruch meiden. Vorbeugend
könnten die Brutgewässer mechanisch oder biologisch (mit Bacillus thuringiensis)
behandelt werden. Insgesamt besteht noch erheblicher Forschungsbedarf. Um weitere
Informationen über Artenspektrum und Verbreitungsgebiet der Kriebelmücken zu
erhalten, sollten Pferde-, Rinder- und Schafhalter auftretende Krankheitsfälle in
Sachsen der Tierseuchenkasse melden. Kriebelmücken treten jedoch nicht nur in
Sachsen, sondern auch in anderen Gegenden Deutschlands auf.

aid, Dr. Sigrid Baars




 



 

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