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AHO Aktuell - 25.02.2004

Extensive Mutterkuhhaltung: Mensch-Tier-Verhältnis untersucht


(aid) - Die Zahl der extensiv gehaltenen Mutterkühe nimmt zu. Die Tiere haben
weniger Kontakt zum Menschen. Bei den Tieren kann es zu Angst, Aggression und
damit vermehrt zu Unfällen kommen. Wie sich die Mensch-Tier-Beziehung in solchen
extensiven Haltungsformen gestaltet, war Gegenstand einer Dissertation an der
Universität Göttingen. Dazu wurden Weideversuche mit extensiv gehaltenen
Mutterkühen und Färsen durchgeführt sowie die Reaktion von Jungbullen auf
Routinemaßnahmen beobachtet, die aus Mutterkuhhaltung stammten.
Nach einer zweimonatigen Phase von wöchentlich drei Begegnungen mit Menschen -
unterstützt durch eine Tonbandstimme - verloren Kühe und Färsen bei extensiver
Weidehaltung signifikant an Scheu gegenüber Menschen. Wurden die Besuche
anschließend wieder reduziert, zeigten die Tiere auch wieder ihre anfängliche
Scheu. Ein Gedächtnistest nach einem Jahr ergab keine Unterschiede zu den selten
besuchten Kontrolltieren (drei Besuche in vier Monaten). Als Maßstäbe für die
Vertrautheit der Tiere wurden gewertet: Beginn der Aufmerksamkeit, Fluchtdistanz
und Distanz nach 30 Sekunden. Eine Tonbandstimme allein bewirkte keine Gewöhnung
an den Menschen. Näherten sich Personen unter Praxisbedingungen Herden
unterschiedlicher Rassen, war zwar allgemein ein leichter Gewöhnungseffekt zu
erkennen, die Distanzmerkmale lagen jedoch bei drei F1-Herden (Salers x
Schwarzbunt) am höchsten und bei drei Fleckviehgruppen am niedrigsten; zwei
untersuchte Salersgruppen reagierten uneinheitlich. - Untersuchungen zum Grad der
Aufgeregtheit von Jungbullen, die aus extensiven Mutterkuhherden stammten, nun
aber intensiv gemästet wurden, wiesen hohe tierindividuelle Unterschiede auf. Als
Maßstäbe für die Aufgeregtheit wurden Cortisolgehalte in Speichel oder Blut,
Herzfrequenzen, Schwanzschlagen sowie Treibezeiten gewertet. Nach regelmäßiger
Speichelentnahme sank der Cortisolgehalt auf ein relativ niedriges Plateau ab. Für
weniger an menschliche Kontakte gewöhnte Tiere bedeuteten Speichelentnahme und
Blutentnahme aus der Schwanzvene aber gleichermaßen große Stressoren. Bei längerer
Fixierung der Tiere verhielten sich Herzfrequenzen und Cortisolwerte nicht
einheitlich, auch die Anzahl der Schwanzschläge lieferte keinen verlässlichen
Maßstab. Der Autor der Studie verwies darauf, dass durch höheres Maß an
Standardisierung und größere Tierzahlen die Ergebnisse besser abzusichern seien.

aid, Dr. Sigrid Baars





 



 

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