Aktuelle Meldungen  -  Nachrichten suchen  -  kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

AHO Aktuell - 11.02.2004

Landkreis Esslingen: Acht Menschen an Q-Fieber erkrankt


Bissingen (aho) - Wie Gesundheitsamt und Veterinäramt im Landkreis
Esslingen mitteilten, sind im Raum Bissingen in den vergangenen
Wochen bei acht Menschen und in einer Ziegenherde mehrere Fälle
von Q-Fieber aufgetreten. Nachdem die betroffenen Tiere mit
Antibiotika behandelt wurden, rechnen die Behörden kaum noch mit
neuen Ansteckungsfällen. Wie jetzt erst bekannt wurde, hatte der
Besitzer einer Ziegenherde in Bissingen dem Veterinäramt Mitte
Januar Auffälligkeiten bei seinen Tieren gemeldet. Nachdem Q-Fieber
diagnostiziert worden war, wurden die Krankenhäuser und Ärzte in
der Region umgehend informiert.

Hochinfektiös

Q-Fieber ist eine weltweit verbreitete von Tier zu Mensch übertragbare
Infektionskrankheit durch den Erreger Coxiella burnetii. Er gehört zur
Familie der Ricketsiaceae und vermehren sich ausschließlich innerhalb von
Zellen (obligat intrazellulär). Coxiella burnetii befällt vor allem Schafe,
Kühe und Ziegen. Er findet sich aber auch in Zecken, Wildtieren, Hunden und
Katzen. Coxiella ist hochinfektiös, einige wenige Erreger genügen bereits.
Primäre Überträger des Q-Fiebers sind in Europa Zecken der Gattung Dermacentor,
die den langfristigen Infektionszyklus unterhalten. Nach Infektion von Ziegen
oder Schafen gibt es mehrere Wege der Weiterverbreitung: Infektiöser Zeckenkot
kann in der Schafwolle zurückbleiben und per Aerosol (Staub) weitere
Infektionen verursachen, oder die Infektion kann über die Milch erkrankter
Tiere weitergegeben werden. In der Praxis wohl am häufigsten ist der dritte
Weg: Die Infektion führt beim trächtigen Muttertier zu einer Plazentitis mit
sehr hohen Keimzahlen im plazentaren Gewebe. Bleibt die Nachgeburt im Gelände
liegen, kann nach Austrocknung ein hochinfektiöses Aerosol entstehen. Das
Aufwirbeln des Staubs reicht dann oft schon aus, um den Erreger zu übertragen.

Klinische Erscheinungen beim Menschen

Eine auffallende Besonderheit von Coxiella ist die sehr hohe Resistenz gegen
Austrocknung und Lichtexposition, weshalb noch nach Monaten sekundäre
Infektionen, vor allem durch Aerosole (Einatmen von erregerhaltigem Staub)
möglich sind. Bei etwa ca. 50 Prozent der infizierten Menschen werden keinerlei
Krankheitszeichen erkennbar. Die Diagnose Q-Fieber wird durch eine
Blutuntersuchung gestellt.

Zwei klinische Varianten sind bekannt: Die akute und die chronische Form des
Q-Fiebers. Bei der akuten Form kommt es nach Aerosolübertragung (sehr selten
nach Zeckenbiß oder Genuß infizierter Milch) mit einer Inkubationszeit von
ca. 20 Tagen in vielen Fällen nur zu einem milden, mehr oder weniger
fieberhaften Infekt, in manchen Fällen aber auch zu einem hochfieberhaften
Krankheitsbild mit Kopf- und Gliederschmerzen. Etwa die Hälfte der Erkrankten
entwickelt eine Lungenentzündung (atypische Pneumonie). Komplikationen sind
nicht selten, neben einer granulomatösen Hepatitis können Myo-Perikarditiden
und Meningitiden auftreten. Die chronische Form führt häufig zu Endokarditiden,
die nach einer Latenz von 3-20 Jahren beobachtet wurden.

In der Regel heilt Q-Fieber beim Menschen folgenlos aus, nur in seltenen Fällen
kommt es zu einer langandauernden Infektion. Das Q-Fieber wird in der Regel mit
Tetracyclinen (Doxycyclin 200 mg/d über 20 Tage) behandelt. Bei der
chronischen Form reicht dies nicht aus, in diesem Fall muß über mehrere Monate
bis Jahre mit einer Kombination aus Doxycyclin und Rifampicin oder
Trimethoprim/Sulmethoxazol behandelt werden.





 



 

  zum Seitenbeginn


© Copyright

AHO Aktuell ist ein Service von ANIMAL-HEALTH-ONLINE und @grar.de