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AHO Aktuell - 04.02.2004

Anhaltende Milchabflussstörungen - Kühe ausmerzen oder therapieren?


(aid) - Milchabflussstörungen vermindern die Milchleistung und können
Eutererkrankungen begünstigen. Sie sind in der Regel hervorgerufen durch
Verengungen (Stenosen) im Zitzenkanal oder der Fürstenberg'schen Rosette.
Behandlung der Stenosen durch Wollzitzenstifte oder Verweilröhrchen können den
Zitzenkanal zwar (zeitweise) erweitern, erleichtern aber auch das Eindringen von
Krankheitserregern, die wiederum Euterentzündungen bewirken. Auch bei
konventionell durchgeführten Einschnitten besteht durch Verletzung der Schleimhaut
erhöhte Gefahr von Infektionen. An der Gynäkologischen und Ambulatorischen
Tierklinik der Universität München wurden Zitzenstenosen deshalb endoskopisch,
also mit Sichtkontrolle, diagnostiziert und behandelt. Von 63 Kühen mit
Milchabflussstörungen wurden 53 therapiert, bei den restlichen 10 erschien eine
Therapie nicht erfolgversprechend. Die endoskopische Behandlung wurde erst dann
durchgeführt, wenn die betroffene Zitze frei von Bakterien war und keine
Hemmstoffe mehr nachgewiesen werden konnten. Endoskopische Untersuchungen an
gesunden Zitzen hatten ergeben, dass Funktionsfähigkeit und Gesundheit des Euters
nur vorübergehend durch den Eingriff beeinträchtigt waren.
Die postoperativen Auswirkungen waren unterschiedlich je nach Lage der Stenosen
sowie der Vor- und Nachbehandlung der Tiere. Melkbarkeit und Zellzahlen wurden
nach Abschluss der Behandlung und drei bzw. fünf Wochen später ermittelt. Das
Maschinen-Melkverhalten bei der Entlassung wurde nach Zitzenkanalstenosen bei 40 %
der Kühe und nach Stenosen der Fürstenberg'schen Rosette bei 30 % als "normal
leer" bezeichnet, höher war der Anteil von "langsam leer" mit 55 % bzw. 53 %. Die
restlichen Kühe konnten nicht mit der Maschine gemolken werden. Nach fünf Wochen
stieg der Anteil der "normal leer"-Melkbarkeit nach Zitzenkanalstenosen auf 55 %,
aber der Anteil der nicht maschinenmelkbaren Tiere nach Stenosen der
Fürstenbergschen Rosette stieg ebenfalls von 17 auf 27 %. Die Zellzahlen
veränderten sich in Abhängigkeit von der jeweiligen Behandlung. Nach fünf Wochen
lagen diese am niedrigsten nach Stenosen der Fürstenberg'schen Rosette, bei Tieren
ohne Vorbehandlung und Tieren mit dreitägigem Trockenstellen als Nachbehandlung.
38 der 53 endoskopisch behandelten Tieren waren am Ende der Laktation noch im
Bestand, 13 Kühe sollten wegen anhaltender Probleme abgeschafft werden, die darauf
folgende Laktation erreichten nur noch 19 der 53 behandelten Kühe.

aid, Dr. Sigrid Baars



 



 

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