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AHO Aktuell - 13.12.2003

EU-Rindfleischerzeugung sinkt weiter


(ZMP) – Nach den vorläufigen Viehzählungsergebnissen vom Mai 2003 wurden in der
EU-15 zuletzt 79,5 Millionen Rinder und Kälber gehalten, rund zwei Prozent weniger
als im Vorjahr. Bei entsprechend sinkenden Schlachtungen dürfte der
Selbstversorgungsgrad in der EU-Rind- und Kalbfleischerzeugung 2003 erstmals seit
25 Jahren unter 100 Prozent sinken. Und 2004 könnte die Lücke zwischen Erzeugung
und Bedarf weiter wachsen.

Erzeugung rückläufig

Parallel zum Rindviehbestand entwickelten sich 2003 auch die Schlachtungen in der
EU rückläufig: Im ersten Halbjahr wurden noch gut zehn Millionen Großrinder
geschlachtet, das waren 240.000 Tiere oder 2,4 Prozent weniger als im
Vorjahreszeitraum. Auch für die zweite Jahreshälfte 2003 ist mit einer geringeren
Rindfleischerzeugung als 2003 zu rechnen. Der Prognoseausschuss bei der
EU-Kommission geht davon aus, dass die EU-Nettoerzeugung an Rind- und Kalbfleisch
in diesem Jahr mit 7,3 Millionen Tonnen um zwei Prozent hinter dem
Vorjahresergebnis zurückbleiben wird. Solch eine niedrige Erzeugung war in Europa
zuletzt vor 20 Jahren anzutreffen – allerdings bestand die Gemeinschaft damals nur
aus zehn Mitgliedsländern!
Ebenfalls verringern soll sich die Bruttoeigenerzeugung in diesem Jahr – und zwar
um 2,8 Prozent auf 7,36 Millionen Tonnen.

Ausblick 2004

Fasst man die Einschätzung der Mitglieder des Prognoseausschusses zusammen, dann
wird sich der Produktionsrückgang in der EU 2004 abschwächen. Insgesamt dürfte die
Bruttoeigenerzeugung bei etwa 7,3 Millionen Tonnen liegen, das entspräche einem
Minus von rund einem Prozent gegenüber 2003. Die Nettoerzeugung dürfte nur
unwesentlich unter dem Vorjahresniveau liegen. Die Änderung des OTM-Systems in
Großbritannien, wo bisher alle über 30 Monate alten Tiere vernichtet wurden, ist
in dieser Rechnung allerdings noch nicht enthalten. Zu berücksichtigen ist auch,
dass das mögliche Ende der Schlachtprämien Anfang 2005 zu einer
Produktionsverlagerung in das Jahr 2004 führen könnte. Es wird befürchtet, dass
viele Erzeuger ihre Tiere noch 2004 vermarkten wollen, um die Prämie
einzustreichen. Ein temporäres Überangebot und Preisdruck könnten die Folge sein,
falls keine Übergangsregelung getroffen wird.
Der EU-Verbrauch 2004 wird etwa auf dem Vorjahresniveau vermutet, möglicherweise
etwas darüber.

Defizit wächst

Sollten sich die Angebots- und Verbrauchsprognosen bestätigen, dann wird die
Versorgungslücke in der EU 2004 weiter wachsen. Einer verfügbaren Nettoerzeugung
von 7,24 Millionen Tonnen stünde ein Verbrauch von 7,43 Millionen Tonnen
gegenüber, so dass der Importbedarf – ohne die produktionssteigernde Wirkung des
veränderten OTM-Systems und der Agrarreform – auf 185.000 Tonnen steigen könnte.
Zudem sind 2004 keine Bestände an Interventionsfleisch mehr verfügbar, und auch
die Bestände an Kuhfleisch aus dem speziellen Ankaufprogramm sind merklich
zusammengeschmolzen.

Verhaltene Preiserwartung

Weil der Verbrauch an Rind- und Kalbfleisch in der EU 2004 voraussichtlich höher
als die Erzeugung ausfallen wird, sollte man eigentlich von festen Preisen im
kommenden Jahr ausgehen. Die Mitglieder des Prognoseausschusses waren
diesbezüglich aber eher vorsichtig, nicht zuletzt wohl auch, weil die wachsenden
Rindfleischimporte aus Südamerika zunehmend Einfluss auf das EU-Preisniveau
nehmen. Im ersten Quartal 2004 wird für Jungbullen der Handelsklasse R3 mit einem
Preisniveau von 2,63 Euro je Kilogramm Schlachtgewicht (kalt) gerechnet; ein Jahr
zuvor waren es 2,68 Euro je Kilogramm gewesen. Für 2004 insgesamt wird ein
Durchschnittspreis von 2,62 Euro je Kilogramm erwartet, der damit nur unwesentlich
vom Jahresdurchschnitt 2003 abweichen würde.


 



 

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