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AHO Aktuell - 11.12.2003

Wie warmer Silage vorbeugen?


Posieux (aho) - In diesem Jahr haben viele Landwirte Probleme mit warmer Silage.
Davon betroffen sind nach Informationen der Eidgenössischen Forschungsanstalt für
Nutztiere (RAP) der Schweiz in Posieux in erster Linie die Maissilagen, bei denen
Erwärmungen sowie graue und rote Schimmelklumpen auftreten. Dies ist vor allem
darauf zurückzuführen, dass der Silomais, besonders die Stängel und Blätter, beim
Einsilieren hohe TS-Gehalte aufwies und sich schlecht verdichten liess.

Zunächst muss festgestellt werden, warum die Silage warm ist. Die Silage kann noch
warm sein, weil sie bei hohen Aussentemperaturen einsiliert wurde und sich noch
nicht abgekühlt hat. Diese Silage riecht gut. Die Silage kann aber auch wegen den
Nachgärungen warm sein und solche Silagen haben einen leicht bis stark muffigen
Geruch. Die Erwärmungen und Schimmelklumpen treten oft nicht am Rande auf, sondern
häufig im Zentrum, wo das Futter am besten verdichtet ist. Dort ist einerseits
mehr Nährsubstrat (Zucker und Milchsäure) durch die optimale Milchsäuregärung
vorhanden und andererseits sind die Temperaturansprüche der Pilze (Optimum 25 °C)
besser erfüllt als in den stärker ausgekühlten Randschichten. Die Luft, welche für
die Entwicklung der Schimmelpilze notwendig ist, kann je nach Verdichtung mehr
oder weniger stark in die Silage eindringen. In den meisten Fällen ist es nicht
die "Restluft" beim Zeitpunkt der Silobefüllung, die zur Schimmelbildung geführt
hat, sondern eine ständige und minimale Luftzufuhr nach dem Öffnen der Silos. Dies
erklärt auch die oft gemachten Beobachtungen, dass in den ersten Tagen der
Silageentnahme noch kein Schimmel festgestellt wird. Hier ist der Vorschub zu
gering und die Pilze haben bei Flachsilos in den hinteren beziehungsweise bei
Hochsilos in den unteren Schichten genügend Zeit, um sich erst nach der Öffnung
der Silos zu entwickeln. Aber auch die Restluft nach dem Einsilieren hat ihre
Tücken, denn in diesen Fällen konnten sich vor allem die Hefen entwickeln und hohe
Hefe-Populationen aufbauen, die nach dem Öffnen der Silos schneller aktiv sind.

Was kann getan werden?

Grundsätzlich dürfen keine verschimmelten Silagen verfüttert werden. Verschimmelte
Silagen können sich negativ auf die Tiergesundheit und auch auf die tierischen
Produkte auswirken. Das A und O liegt in der Erhöhung der Entnahmemengen, damit
sich die Schimmelpilze nicht entwickeln können. Dies ist in der Praxis jedoch
häufig nicht umsetzbar. Eine Möglichkeit zur Erhöhung der Entnahmemenge besteht in
der Bildung von Siloentnahmegemeinschaften mit anderen Landwirten.
Im Weiteren darf die verbleibende Silage im Silo nicht aufgelockert werden. Bei
Flachsilos sowie Schlauchsilagen lohnt es sich, die Silofolie mit Querriegeln aus
Sandsäcken zu beschweren, damit die Luft nicht unter der Folie eindringen kann.
Eine weitere Massnahme stellt die Behandlung mit propionsäurehaltigen
Siliermitteln dar. Um eine genügende Tiefenwirkung zu erzielen, sollten die mit
Wasser verdünnten Produkte mit einer Obstdüngerlanze in die Silage eingespritzt
werden. Bei einer Applikation mit der Giesskanne erreichen die Produkte in der
Regel nur die obersten Schichten von rund 5 cm. Zu erwähnen ist, dass die Wirkung
von propionsäurehaltigen Produkten in Silagen mit hohem im Vergleich zu tiefem
Keimbesatz an Hefen und Schimmelpilzen weniger gut ist und eine Erwärmung und der
Verderb nur verzögert werden kann.

Schwierige Situation für Biobetriebe

Gemäss Bio-Verordung könnte zwar die Propionsäure in Ausnahmefällen eingesetzt
werden, doch in der Regel ist es schwer, Ausnahmebewilligungen zu erhalten. Somit
bleibt für den Biobetrieb die Erhöhung der Entnahmemengen das einzige wirksame
Mittel. Durchgeführte Tastversuche mit Salzwasser- oder Obstessiglösungen brachten
nur bei "kalten" Silagen und bei hohen Dosierungen eine Verzögerung der Erwärmung
und des Verderbs. Bei Silagen mit einer leichten Erwärmung war jedoch praktisch
keine Wirkung feststellbar. Zudem gibt es auch Limiten beim Einsatz dieser
Produkte. Zu hohe Dosierungen können zu einem Verzehrsrückgang und/oder zu
Durchfall führen. In den Hochsilos wird oft versucht, die Silage mit einer
anschmiegsamen Plastikfolie abzudecken und so den Luftzutritt zwischen den
Entnahmen zu vermindern. Inwieweit diese Massnahme eine Wirkung hat, ist nicht
ganz klar. Denn für die Schimmelpilze reichen schon weniger als 1 % an Sauerstoff
aus.



 



 

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