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AHO Aktuell - 10.12.2003

Experten bemängeln Rahmenbedingungen für Gentechnik in Deutschland


Berlin (aho/lme) - Deutschland braucht bessere Rahmenbedingungen im Bereich der so
genanten grünen und roten Gentechnik. Dies haben nach einem Bericht des
Pressedienstes des Deutschen Bundestages Sachverständige bei einer Anhörung des
Bildungs- und Forschungsausschusses zur "Weiterentwicklung einer
Biotechnologiestrategie für den Forschungs- und Wirtschaftsstandort Deutschland"
am Mittwochnachmittag übereinstimmend festgestellt.
Überwiegend kritisch beurteilten sie dabei die "Blockadepolitik" der
Bundesregierung in der Biotechnologie. Zwar gebe es in Deutschland eine sehr gute
Forschungslandschaft. Probleme seien jedoch vor allem bei der Anwendung zu
beobachten, da die Rahmenbedingungen nicht stimmten.
So seien Investitionen im Bereich der Gentechnik in Deutschland zum Risiko
geworden, stellte Professor Axel Kleemann aus Hanau fest. Schuld daran sei eine
ideologisch bedingte Politik, so Professor Peter Stadler, Management Direktor
ARTEMIS Pharmaceuticals GmbH.
Forscher und Industrie seien deprimiert und schockiert über diese Entwicklung.
Dies führe zum "Vertreibungseffekt": Spitzenforscher wanderten aus, Unternehmen
investierten im Ausland. Auch Dagmar Schipanski, Ministerin für Wissenschaft,
Forschung und Kunst in Thüringen, stellte "verheerende Auswirkungen" auf die
Forschung fest.
Da trotz hervorragender Forschungsergebnisse die Anwendung in Deutschland auf
große Probleme stößt, sei eine Verarmung des Forschungspotenzials zu befürchten.
"Das Schlimmste ist, dass junge Menschen, die schwierige Studien in der
Biotechnologie auf sich genommen haben, nun doppelt verunsichert sind, weil sie
keine Arbeitsplätze in der Industrie finden", kritisierte die Ministerin.
Unterschiedlich bewerteten die Experten die Potenziale der Gentechnik. Ruth
Brauner vom Öko-Institut Freiburg warnte davor, die Risiken der Gentechnik außer
Acht zu lassen. Es sei "vollkommen unmöglich", die Technik als risikolos zu
bezeichnen, zumal es wissenschaftlich fundierte eindeutige Hinweise über Risiken
für die Gesundheit der Menschen, für die Umwelt und die Landwirtschaft gebe.
Dagegen plädierte unter anderem Ulrich Dolata vom Forschungszentrum Nachhaltigkeit
der Universität Bremen dafür, die Gentechnik vor allem als Chance und nicht als
Problem anzusehen. Sie biete "wahnsinnig große Potenziale und viele
Einsatzmöglichkeiten".
"Überhaupt kein Risiko" konnte bei der Gentechnik auch Professor Lothar Willmitzer
vom Max-Planck-Insitut Potsdam feststellen. Dafür gebe es keine Belege.
Ausgangspunkt für das Expertengespräch war ein Antrag der CDU/CSU-Fraktion
(15/423). Biowissenschaften seien die Chance zur Lösung zahlreicher globaler
Probleme im Bereich Gesundheit, Alter, Ernährung und Umwelt, so die Union.
Daher solle die Bundesregierung für entsprechende Rahmenbedingungen sorgen.
Schlüsselfaktoren für eine zukunftsweisende Entwicklung seien erstklassige
Forschung, öffentliche Förderung, Mobilisierung privater Mittel, Vernetzung der
Forschung, strenge Sicherheitsregeln, gesellschaftliche Akzeptanz,
Rechtssicherheit und Nachwuchsförderung.

 



 

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