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AHO Aktuell - 29.11.2003

P-Tag in der FAL - ein >>Braunschweiger Nährstoff-Tag<<


Braunschweig (idw) - Phosphor ist die erste nicht erneuerbare natürliche
Ressource, die in einem überschaubaren Zeitraum (50-100 Jahre) knapp
werden wird. Landwirtschaft ist der bei weitem größte Verbraucher an
Phosphor und gleichzeitig die größte Verlustquelle für Phosphor
(Dispersion in der Umwelt, unnötige Anreicherung in Böden, Bindung in
nicht verwerteten tierischen Produkten).

Mehr als 130 Besucher folgten am 27. November 2003 der Einladung des
Institutes für Pflanzenernährung und Bodenkunde, sich im Forum der
Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) über Aspekte der
Bodenfruchtbarkeit, des Ressourcenschutzes und der Umweltrelevanz der
P-Düngung zu informieren. Die Vortrags- und Diskussionsveranstaltung ist
die dritte in einer Folge von Informationstagen zu ausgewählten
Nährstoffen, die jährlich für Praktiker, Berater, Fachpresse und die
interessierte Öffentlichkeit veranstaltet werden.

Phosphor ist ein für alle Lebewesen essenzielles Element. Der wichtigste
Eintrittspfad in die Nahrungskette führt über die Pflanzen, die es
bevorzugt als wasserlösliches Orthophosphat aufnehmen. Am sinnvollsten
ist daher, auch vor dem Hintergrund des sparsamen Umgangs mit der
endlichen Ressource P, der Einsatz wasser- oder citratlöslicher
Mineral-P-Dünger.

Auch wenn P-Mangelsymptome in Deutschland nur noch selten zu beobachten
sind, ist es wichtig, dass Kulturpflanzen stets optimal mit P versorgt
sind. Dr. Susanne Schroetter präsentierte den Praktikern wichtige
Informationen zur Ermittlung des P-Bedarfes von Kulturpflanzen. Zur
ökonomischen und ökologischen Optimierung des Düngemitteleinsatzes wurde
das Konzept der Düngung auf Entzug entwickelt. Liegt der
pflanzenverfügbare P-Gehalt des Bodens oberhalb von 100 mg kg-1 PCAL, so
sollte allerdings keine Düngung mehr erfolgen, bis dieser Schwellenwert
wieder unterschritten wird. Wie Prof. Ewald Schnug den Zuhörern
veranschaulichte, ist es bei der Ermittlung des P-Versorgungszustandes
der Flächen entscheidend, dass eine sinnvolle Strategie zur
Bodenuntersuchung verfolgt wird, welche die räumliche Variabilität der
P-Gehalte berücksichtigt. Hierzu haben Wissenschaftler des Institutes
das Konzept der Monitor-Pedozellen entwickelt, welches Dr. Holger
Lilienthal dem Publikum vorstellte.

Mit besonderen Herausforderungen sind ökologisch wirtschaftende Betriebe
konfrontiert, die gemäß ihrer Verbandsrichtlinien nicht auf leicht
lösliche P-Formen zurückgreifen können. In diesen Betrieben ist die
Gefahr einer Erschöpfung der pflanzenverfügbaren P-Gehalte im Boden
("nutrient mining") besonders groß. Im ökologischen Landbau konzentriert
man sich daher auf alternative Maßnahmen, wie etwa den Anbau von
Leguminosen, Gründüngungspflanzen bzw. Tiefwurzlern in einer
weitgestellten Fruchtfolge, um die P-Versorgung zu optimieren. Eine
weitere Strategie ist die Züchtung und Selektion von Pflanzensorten, die
besonders effizient bei der Freisetzung und Aufnahme von P aus dem Boden
sind. Neben tierischen Wirtschaftsdüngern stehen dem Ökolandwirt auch
weicherdige Rohphosphate zur Verfügung. Dr. Hans Marten Paulsen vom
FAL-Institut für ökologischen Landbau in Trenthorst berichtete über
gemeinsame Experimente mit dem Institut für Pflanzenernährung und
Bodenkunde, in denen Granulaten aus Rohphosphat und elementarem
Schwefel, beides im Ökolandbau zugelassene Substanzen, Thiobazillen
zugesetzt wurden, die unter Bildung von Schwefelsäure
pflanzenverfügbares P freisetzen.

Dr. Jürgen Fleckenstein referierte zur Bewertung von P-Düngemitteln.
Nicht nur mineralische, sondern auch diverse organische P-Dünger wie
Klärschlamm und tierische Wirtschaftsdünger wurden dabei berücksichtigt.
Besonderes Augenmerk wurde dabei auf unerwünschte Begleitstoffe gelegt.
Während die neue Fassung der Düngemittelverordnung für eine Reihe von
Schwermetallen bereits Regelungen trifft, bleibt eine Vielzahl
organischer Schadstoffe bislang ungeregelt. Auch die Bioabfall- und die
Abfallklärschlammverordnung regeln nur einen Teil der bisher bekannten
organischen Begleitstoffe. Dabei sind insbesondere Klärschlämme aufgrund
ihrer Funktion als Filter und Absorber unerwünschter Stoffe aus
häuslichen und industriellen Abwässern Multikomponentengemische, deren
Inhaltsstoffe bis heute noch nicht einmal vollständig bekannt sind. Eine
Monoverbrennung der Klärschlämme und eine Rückgewinnung des P aus den
Klärschlammaschen ist daher momentan die einzige Möglichkeit einer
nachhaltigen Nutzung dieser Ressource. Diese Thematik beherrschte auch
die anschließende Podiumsdiskussion.

Die Belastung verschiedener organischer und mineralischer P-Düngemittel
mit Schwermetallen wurde von Dr. Sylvia Kratz behandelt. Die als
Ausgangsstoffe mineralischer P-Dünger verwendeten Rohphosphate enthalten
zum Beispiel hohe Gehalte der toxischen Elemente Cadmium und Uran. Da
der Mensch Schwermetalle zu über 75% mit der pflanzlichen Nahrung zu
sich nimmt, spielt die Landwirtschaft eine Schlüsselrolle beim Schutz
der menschlichen Gesundheit. Berichtet wurde über die toxischen
Wirkungen von Schwermetallen auf Pflanzen, Tiere und Menschen und den
komplexen Prozess der Risikoabschätzung und -bewertung. Zur Begrenzung
der Schwermetalleinträge in den Boden wurden verschiedene
Handlungsoptionen vorgestellt. Geprägt durch das von der
Brundtland-Kommission formulierte Nachhaltigkeitsprinzip haben die
deutschen Agrar- und Umweltminister 2001 in Potsdam beschlossen, wegen
der besonderen Bedeutung der landwirtschaftlichen Böden für die
Produktion gesunder Nahrungsmittel aus Vorsorgegründen sicher zu
stellen, dass es durch Bewirtschaftungsmaßnahmen (insbesondere durch
Aufbringung von Klärschlamm, Gülle und anderen Wirtschaftsdüngern,
mineralischem Dünger und Kompost) zu keiner Anreicherung von
Schadstoffen im Boden kommen darf. Die einzig konsequente Umsetzung des
Vorsorgeprinzips im Sinne einer nachhaltigen landwirtschaftlichen Praxis
liegt nach Auffassung der Wissenschaftler des Institutes für
Pflanzenernährung und Bodenkunde darin, die heute schon von jedem
Landwirt zu erstellenden Nährstoffbilanzen um Schadstoffe zu erweitern
und das Düngemanagement künftig qualitativ (Wahl des Düngemittels) wie
quantitativ (Aufbringungsmengen) an die Handlungsoption "Erhaltung des
Status quo" anzupassen.

Neben dem Eintrag unerwünschter Begleitstoffe wurde auch der P-Eintrag
in Oberflächengewässer als ein wichtiges ökologisches Problem nicht
angemessener P-Düngung diskutiert. Frau Dr. Anja Gassner von der
University of Sabah, Malaysia, erläuterte Prozess und Folgen der
P-Eutrophierung von Gewässern und gab Praktikern wichtige Empfehlungen
zur Verminderung der ökologischen Probleme an die Hand. Hierzu gehört
neben einer an den Pflanzenbedarf angepassten Düngung auf Entzug vor
allem die Schaffung eines Gleichgewichtes zwischen Tierbestand und
verfügbarer landwirtschaftlicher Fläche, um die regionale Überfrachtung
mit Wirtschaftsdüngern zu vermeiden.

Ein hilfreiches Instrument zur Kontrolle der P-Ströme vor dem
Hintergrund des Ressourcen- und Gewässerschutzes ist die Erstellung von
P-Bilanzen. Die nationale P-Bilanz wurde den Besuchern von Prof. Hans
Georg Frede präsentiert. In seinem Vortrag wurde deutlich, dass die
höchsten Bilanzüberschüsse in den Gebieten mit extrem hohen
Viehbesatzdichten auftreten. Im Vergleich hierzu sind die
Flächenbilanzen reiner Ackerbaubetriebe überwiegend ausgeglichen.
Futterimporte aus Ländern mit negativer P-Bilanz wie zum Beispiel China
und Vietnam, tragen zu einer Verstärkung des Problems von P-Überschüssen
und P-Unterversorgung in den Im- und Exportländern bei.

 



 

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