Aktuelle Meldungen  -  Nachrichten suchen  -  kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

AHO Aktuell - 20.11.2003

Göttinger Tiermediziner fordert effizientere BSE-Bekämpfung


Göttingen (aho) - Angesichts des Auftretens untypischer Fälle von BSE
bei sehr jungen Rindern in Frankreich und Japan, die durch die bisherigen
Testschemata nicht erfasst werden, hat der Direktor des Tierärztlichen
Instituts der Universität Göttingen, Prof. Dr. Dr. Bertram Brenig, jetzt
effizientere Methoden zur Identifikation von Risikotieren gefordert.
Prof. Brenig stellt dazu in der aktuellen Ausgabe des "New Food
Magazine" einen an der Georg-August-Universität entwickelten Bluttest
für lebende Tiere vor, mit dem auch bei jüngeren Rindern Risikotiere
identifiziert werden können. "Eine einfache Blutprobe reicht aus, um in
so genannten Mikrovesikeln Nukleinsäuren nachzuweisen, die mit dem
Risiko, an BSE zu erkranken, signifikant assoziiert sind", erläutert
Prof. Brenig das Verfahren, das in den USA patentiert ist.

Die Vorschriften in Deutschland und in der Europäischen Union (EU), nach
denen das Gehirn geschlachteter Rinder im Alter von über 24
beziehungsweise 30 Monaten auf die typischen Prionprotein-Ablagerungen
untersucht wird, bietet nach Ansicht von Prof. Brenig angesichts der
Entwicklungen in Japan und Frankreich keinen ausreichenden
Verbraucherschutz mehr. Hier sind wesentlich jüngere Tiere an BSE
erkrankt. Die bisherigen Testverfahren reagieren erst, wenn die
Akkumulation von Prionprotein eine bestimmte Menge im Hirngewebe
erreicht hat. Auch die Tötung aller Rinder einer von BSE betroffenen
Kohorte hält Prof. Brenig für eine zwar effiziente, aber nicht
zukunftsweisende Strategie. Das European Union Scientific Steering
Committee hat Richtlinien entwickelt, die die Keulung der Kohorten von
BSE-Rindern vorschreibt. Eine Kohorte ist dabei definiert als alle
Tiere, die innerhalb von zwölf Monaten vor und nach dem BSE-Fall geboren
oder aufgezogen wurden.

"Aufgrund unserer neuesten Ergebnisse bin ich davon überzeugt, dass wir
mit unserem Lebendtest ein Werkzeug in der Hand haben, mit dem wir das
Populationsrisiko für BSE schnell und drastisch senken können - ein
entsprechend konsequentes Vorgehen vorausgesetzt. Innerhalb von zwei
Jahren wird der Erfolg bei der BSE-Ausrottung in den Schlachthäusern
sichtbar sein, wenn die Zahl der Fälle dort deutlich zurückgeht",
prognostiziert der Wissenschaftler. Er strebt damit ein Konzept an, das
bereits bei der Bekämpfung der verwandten Scrapie-Erkrankung bei Schafen
etabliert wurde. Bei ihren Untersuchungen konnten die Göttinger
Tiermediziner in von BSE betroffenen Herden abnormale Nukleinsäuren
nachweisen. Prof. Brenig geht davon aus, dass das Göttinger
Tierärztliche Institut im ersten Quartal 2004 entsprechende Kapazitäten
zur Durchführung des Bluttests in einem größeren Maßstab aufgebaut hat.

BSE wurde als Gesundheitsrisiko bereits im Jahr 1996 erkannt, als in
Großbritannien junge Menschen an der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK)
erkrankten. Wissenschaftler sahen hier eine Verbindung mit dem Genuss
von Rindfleisch von Tieren, die an BSE erkrankt waren. Bei BSE handelt
es sich um eine tödliche neurodegenerative Erkrankung bei Rindern, die
den so genannten "Transmissiblen Sponigformen Enzephalopathien" (TSE)
zuzuordnen sind. Scrapie, eine seit 250 Jahren bekannte Erkrankung bei
Schafen, gehört ebenfalls zu dieser Krankheitsgruppe. Sowohl in der EU
als auch in den USA wurden Programme zum Aufbau risikoarmer
Schafpopulationen gestartet, wobei für Schafe Verfahren zur
Identifikation krankhafter Mutationen des Prion Protein Gens von Scrapie
eingeführt sind. Die genetische Einordnung von Rindern in eine
BSE-Risikogruppe lehnt sich an das Konzept zur Bekämpfung der Scrapie
an.




 



 

  zum Seitenbeginn


© Copyright

AHO Aktuell ist ein Service von ANIMAL-HEALTH-ONLINE und @grar.de