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AHO Aktuell - 20.11.2003

Sonnleitner: EU-Vorschlag bei Schafen und Ziegen vereinfachen


Berlin (aho) - Schafe und Ziegen generell mit einer Einzeltierkennzeichnung zu
versehen und umfangreiche Registrierungsmaßnahmen vorzunehmen, sei zur
Verbesserung einer Seuchenprohylaxe nicht erforderlich und führe zu extremen
Tierschutzproblemen. Das betonte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes
(DBV), Gerd Sonnleitner, in einem Schreiben an Bundeslandwirtschaftsministerin
Renate Künast im Vorfeld der Agrarratssitzung in Brüssel. Der von EU-Kommissar
David Byrne eingebrachte Vorschlag zur Einführung einer Einzeltierkennzeichnung
sowie der Registrierung von Schafen und Ziegen müsse stark vereinfacht werden,
forderte Sonnleitner. Ende 2002 sei bereits eine Änderung der nationalen
Viehverkehrsverordnung beschlossen worden, die den Zweck der raschen
Rückverfolgbarkeit von Tierbewegungen in einem Seuchenbekämpfungsfall voll
erfülle. Schließlich finde in diesem Bereich kein Tiertourismus als Risikofaktor
statt und Tierbewegungen seien lückenlos über Einträge von Zu- und Abgängen im
Bestandsregister nachweisbar. Zudem bedürfe es keiner über die national
erfolgreich angewandten Kennzeichnungs- und Registrierungsmaßnahmen hinausgehenden
Regeln, da Lämmer von der Geburt bis zur Schlachtung oder Vermarktung in der
Betreuung des Ursprungsbetriebes verbleiben. Dies gelte auch beim Einsatz in der
Landschafts- und Deichpflege. Anschließend würden über 60 Prozent der zur
Schlachtung anstehenden Lämmer vom Hof direktvermarktet und die weiteren ca. 40
Prozent vom Ursprungshof unmittelbar zum Schlachtbetrieb verbracht.

Für verbesserungswürdig halte der DBV das Einzeltierkennzeichnungs- und
Registrierungsverfahren lediglich im Zuchtbereich, der ca. 10 Prozent der in
Deutschland gehaltenen Schafe und Ziegen ausmache. Daher fordere der DBV, diese
Verfahren ausschließlich auf die Herdbuchzuchttiere beschränkt modernisiert und
EU-einheitlich vorzunehmen. Nach Ansicht des Berufstandes sollte dies nach
deutschem Beispiel auch in Herden Anwendung finden, in denen ein Scrapiefall
festgestellt wurde. Dies sei die Grundlage dafür, dass anstatt der Herdenkeulung
die gesamte Herde genotypisiert und ausschließlich die nicht resistenten Tiere
gekeult würden.

Neben dem hohen Verwaltungsaufwand und den zusätzlichen Kosten, die mit dem
EU-Vorschlag verbunden wären, müsse vor allem auch bedacht werden, dass sich
Schafe und Ziegen oftmals die Ohrmarken im Gestrüpp und an Zaundrähten schmerzhaft
ausreißen. Zudem seien für kleine Schaf- und Ziegenrassen die verwandten Ohrmarken
faktisch zu groß und zu schwer. Begründet sei dies in der verpflichtenden
Verwendung von Ohrmarken, die in der Praxis nicht auf diese speziellen
Haltungsformen erprobt seien. Der statt Ohrmarken diskutierte Vorschlag, Chips
oder elektronische Datenträger unter die Haut oder in den Magen zu injizieren, sei
ebenso wenig eine Alternative. Dieses Verfahren verursache zu hohe Einzelkosten.
Umso mehr sei ein Feldversuch der derzeit angewandten und diskutierten
Kennzeichnungssysteme - auch der Tätowierung - dringend erforderlich, mahnte der
DBV-Präsident.


 



 

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