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AHO Aktuell - 04.11.2003

Regionale Lebensmittel oft energieintensiver als >>globale<<


Gießen (lme/aho) - Fruchtsäfte aus der Region, in der Region vermarktet, können
unter
Einbeziehung aller Transportaufwendungen pro Liter bis zu achtmal mehr Energie
verbrauchen als Fruchtsäfte, deren Rohstoffe rund 10.000 km weit transportiert
werden. Lammfleisch aus der Region kann einschließlich aller regionalen Transporte
dreimal mehr Energie pro Kilogramm erfordern als Lammfleisch aus Neuseeland, das
per Schiff und LKW über eine Entfernung von rund 14.000 km weit transportiert
wird. Diese brisanten Ergebnisse eines laufenden Forschungsprojektes an der
Professur für Haushaltstechnik der Justus-Liebig-Universität Gießen stellen die
landläufige Meinung, regionale Lebensmittel verursachten generell weniger
Energieverbrauch für Produktion und Distribution, sehr in Frage.

Auf Grund der vorliegenden Daten, die auf langjährigen weltweiten
Erhebungen beruhen, zeigt sich sehr deutlich, dass die
Transportentfernungen selbst praktisch keinen Einfluss auf den
Energieverbrauch haben. Vielmehr hängt der Energieverbrauch entscheidend
von der Auslastung der Produktions- und Transportmittel ab, deren
Effizienz unmittelbar mit der Betriebsgröße verknüpft ist.


Elmar Schlich, Professor am Fachbereich Agrarwissenschaften,
Ökotrophologie und Umweltmanagement der Justus-Liebig-Universität,
spricht in diesem Zusammenhang von "Ecology of Scale" - der Ökologie der
Betriebsgröße. Regionale Klein- und Kleinstbetriebe können energetisch
bei weitem nicht mit größeren Betrieben konkurrieren. Nur wenn auch in
der Region eine effiziente Mindestbetriebsgröße vorliege, könne zu Recht
von Lebensmitteln mit "hoher ökologischer Qualität" gesprochen werden.
Lebensmittel unterscheiden sich hier nicht prinzipiell von anderen
Waren. So fordere ja auch niemand generelle Regionalität im
Non-Food-Bereich, also z. B. bei Waschmitteln, Hausgeräten, Kleidung,
Möbeln oder Autos.

Die vorliegenden Forschungsergebnisse sind inzwischen
international publiziert
und wissenschaftlich anerkannt.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) honorierte dies bereits
mit der vorzeitigen Verlängerung des laufenden Projektes bis Ende
2004. Zur Zeit geht es um Datenerhebungen im Bereich hochwertiger
Weine. Hier konkurrieren regionale Erzeugnisse mit Weinen aus
Südafrika, Ungarn, den USA, Australien oder Chile. Erste Ergebnisse
hierzu werden bis Ende des Jahres erwartet.

Kontakt:

Prof. Dr.-Ing. Elmar Schlich
Professur für Haushaltstechnik
Justus-Liebig-Universität Gießen
Tel.: 0641/99-39350
e-mail

 



 

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