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AHO Aktuell - 31.10.2003

Greifvögel als Patienten


Berlin (aho) - Wie operiert man eigentlich Greifvögel? Was ist die
Haupttodesursache von Seeadlern? Wohin ziehen die Fischadler,
die das Revier ihrer Eltern verlassen müssen? Das sind nur drei
Fragen von vielen, die beim "Zweiten Berliner Greifvogelseminar"
auf der Tagesordnung stehen. Am 8. November treffen sich
Experten im Hörsaal der Kleintierklinik der Freien Universität Berlin,
um über Schutz und Pflege der einheimischen Greifvogel- und
Eulenarten zu sprechen. Veranstalter sind das Institut
für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) sowie die Klinik und Poliklinik für
kleine Haustiere der FU.

Einer der Referenten ist der Seeadler-Experte Dr. Oliver Krone vom IZW.
Er hat zusammen mit Kollegen aus Berlin und Brandenburg kürzlich eine
Studie veröffentlicht, wonach Bahnunfälle ein großes Risiko für die
Seeadler darstellen. Wie kommt es dazu? Krone, Fachtierarzt für Zoo-,
Gehege- und Wildtiere, erklärt: "Manchmal liegt überfahrenes Wild auf
oder dicht neben den Gleisen und die Seeadler lassen sich nieder, um
davon zu fressen." Da die Tiere beim Herannahen eines Zuges nicht rasch
genug abheben könnten, würden sie von der Bahn erfasst. Etwa 14 Prozent
der Todesfälle gehen auf solche Kollisionen zurück, haben Krone und
seine Kollegen ermittelt. Sie hatten hierfür mehr als hundert
Seeadler-Kadaver untersucht. Ebenfalls ein großes Problem sind
Bleivergiftungen, Infektionskrankheiten und Stromschläge aus
Überlandleitungen.

Dabei hat sich gezeigt, dass insbesondere eine Mastkonstruktion für
große Vögel gefährlich ist. Die Maste haben die Form eines "T" und die
Isolatoren stehen auf dem Querbalken. Greifvögel, aber auch Weißstörche,
lassen sich gerne auf den Querträgern nieder und laufen dann Gefahr,
beim Abheben zwei Leitungen auf einmal zu berühren; sei es mit den
Schwingen oder mit den Beinen. Dann kommt es zum tödlichen
Stromüberschlag. Helfen könnte dagegen eine andere Mastkonstruktion, bei
der die Isolatoren unter dem Querbalken hängen. Oder Kappen auf den
Isolatoren. Beide Varianten werden bereits teilweise verwendet.

Es gibt jedoch auch einige gute Nachrichten von den Greifvögeln. Die
Populationen der Fisch- und Seeadler sind dabei, sich zu erholen. Ein
Grund dafür ist wohl das Verbot von DDT und anderen Pestiziden, aber
auch von Quecksilberbeize, die früher das Saatgut schützte. Auch die
Flüsse, die früher mit Quecksilber belastet waren, sind sauberer
geworden. Das hochtoxische Schwermetall hatte sich in der Nahrungskette
angereichert und zu Vergiftungen bei Greifvögeln geführt.

Zweites Berliner Greifvogelseminar 2003
Termin:
8. November 2003, 9 Uhr (letzter Vortrag voraussichtlich 16.50 Uhr)
Ort:
Hörsaal der Kleintierklinik der Freien Universität Berlin, Oertzenweg 19
b, Berlin-Zehlendorf

Weitere Informationen:
Institut für Zoo- und Wildtierforschung,
Dr. Oliver Krone, 030 / 51 68-405
(krone@izw-berlin.de).

Hintergrund zum IZW:

Das IZW forscht in den Bereichen Evolutionsbiologie und -ökologie,
Wildtiermedizin sowie Reproduktionsbiologie. Die Experten untersuchen
Säugetiere und Vögel in ihren Wechselbeziehungen mit Mensch und
biotischer wie abiotischer Umwelt (Habitat, Nahrung, Pathogene und
Beutegreifer). Hauptziel ist die Erforschung der Anpassungsleistungen
und -grenzen größerer Wildtiere und ihrer Rolle in naturnahen und
kulturnahen Ökosystemen. Schwerpunktregionen sind Mitteleuropa,
Ostasien, Ost- und südliches Afrika. Das Institut legt besonderen Wert
auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Biologen und
Veterinärmedizinern und setzt seine Forschungsziele durch
Kooperationsprojekte mit Schutzgebieten und Zoos in Europa, Afrika und
Nordamerika um. Das IZW gehört zum Forschungsverbund Berlin und ist
Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es hat knapp hundert Mitarbeiter und
einen Etat von mehr als vier Millionen Euro.

Der Forschungsverbund Berlin e.V. (FVB) ist Träger von acht natur-,
lebens- und umweltwissenschaftlichen Forschungsinstituten in Berlin, die
alle wissenschaftlich eigenständig sind, aber im Rahmen einer
einheitlichen Rechtspersönlichkeit gemeinsame Interessen wahrnehmen.
Alle Institute des FVB gehören zur Leibniz-Gemeinschaft.

Weitere Informationen finden Sie im Internet.




 



 

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