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AHO Aktuell - 29.10.2003

Bluetongue bei Schafen auf Menorca


Rom / Paris (aho) - Auf der zu Spanien gehörenden Mittelmeerinsel Menorca
(Distrikt Sant Lluis) wurde nach Angaben des Internationalen Tierseuchenamtes
in Paris in einem Schafbestand (78 Tiere) das Bluetonge-Virus festgestellt. Der
Bestand wurde gesperrt. In der Region um den Bestand wurde ein
Transportverbot erlassen.

Bluetongue ist eine nichtkontagiöse (nicht ansteckende), durch
Insekten übertragene Viruserkrankung der Schafe, Ziegen, Rinder und
wildlebenden Wiederkäuer. Sie gilt als für den Menschen ungefährlich. Die
Seuche ist eine der 16 Krankheiten der Liste A des Internationalen
Tierseuchenamtes (OIE). Seuchen der Liste A sind definiert als "übertragbare
Krankheiten, die sich ungeachtet der Landesgrenzen sehr schnell und
gefährlich ausbreiten können, die mit schweren sozialökonomischen und
volksgesundheitlichen Folgen verbunden sind und deren Auswirkungen auf
den internationalen Handel mit Tieren und tierischen Produkten beträchtlich
sind".

Charakteristik

Bluetongue ist eine Schleimhauterkrankung, die mit Kongestion (starke
Durchblutung), Schwellungen und Hämorrhagien (Blutungen) einhergeht.
Sie kann unterschiedlich starken Verlauf nehmen, und die Mortalität hängt
von der Virulenz des Virusstammes und von Art und Rasse der betroffenen
Tiere ab. Schafe sind in der Regel am stärksten betroffen, während Rinder
und Ziegen gewöhnlich keine klinischen Symptome zeigen; sie können für
gewisse Zeit Virusträger sein und den Erreger auf andere Wiederkäuer
übertragen.

Klinische Symptome

Obgleich die Krankheit unterschiedlichen Verlauf nehmen kann, treten
beim Schaf in der Regel folgende Symptome auf: Fieber, allgemeine Schwäche,
Geschwüre im und um das Maul (Zahnfleisch, Backen und Zunge), bei einer
kleinen Anzahl Tiere einhergehend mit der typischen Blau-Rot-Färbung der
Zunge, Rötungen und Hämorrhagien des oberen Klauenrandes, Lahmen, mitunter
auch Aborte und kongenitale Missbildungen. Mit einer Befallsrate von 0-50 %
(Lämmer sind am stärksten betroffen) ist die Mortalität variabel. Beim Rind
verläuft die Krankheit in der Regel subklinisch, was dazu führen kann, dass
Rinder für geraume Zeit noch eine Infektionsquelle für Schafe darstellen.
In rund 5% aller Rindererkrankungen kommt es mitunter zu Fieber, verstärkter
Speichelsekretion, Kongestion sowie Schwellungen und Geschwüren im Maul.

Übertragungswege

Die Krankheit wird durch Stechmücken der Gattung Culicoides übertragen, die
zu den belebten Vektoren zählen. Ohne Insekten ist eine Ansteckung, beispiel-
sweise durch direkten oder indirekten Kontakt zwischen Tieren, nicht möglich.
In seltenen Fällen kann das Virus über das Sperma ausgeschieden werden,
soweit die Tiere virämisch sind. Kontaminiertes Sperma kann Empfängerkühe
zwar infizieren, dürfte jedoch kaum dazu führen, dass sich die Seuche in
einem Gebiet ohne stechmückenreiche Biotope etabliert. Fleisch, Milch und
Milchprodukte von infizierten Tieren spielen bei der Erregerübertragung
keine Rolle.

Verbreitung

Bluetongue ist in Afrika, im Nahen Osten, auf dem Indischen Subkontinent,
in China, den USA und Mexiko, wo belebte Vektoren ganzjährig aktiv sind,
klinisch präsent. Virusstämme ohne typisches Krankheitsbild sind in
Südostasien, im nördlichen Südamerika, in Nordaustralien und in Papua
Neuguinea nachgewiesen worden. Im Jahre 2000 hat sich Bluetongue in
Schafbeständen auf den Balearen, Sardinien, Sizilien und Korsika bestätigt.
Die Vektoren werden in der warmen Jahreszeit auch in vielen anderen
Gebieten der Europäischen Union gefunden.

Einschleppungsrisiko

Bluetongue kann in freie Regionen eingeschleppt werden durch den Handel
mit infizierten Tiere, die Verschleppung von Insekten durch Flugzeuge
und Winde und über das Sperma infizierter Tiere. Der Bluetongue-Erreger
kann zwar durch Tierbewegungen in freie Regionen eingeschleppt werden, er
kann jedoch nur überleben, wenn geeignete Vektoren und eine empfängliche
Wirtspopulation präsent sind.

Bekämpfung und Tilgung

Die Maßnahmen zur Bekämpfung und Tilgung der Seuche umfassen:

+ die Vernichtung der Vektoren (durch Verwendung von Insekten-
vernichtungsmitteln in Stallungen und Bereichen, in denen Insekten leben
und nisten, Besprühen von Tieren mit Insektenschutzmitteln, Verwendung
von Moskitonetzen, usw.);

+ Verbringungssperren für lebende Wiederkäuer aus den betroffenen Gebieten,
da die Seuche über diese Tiere in Gebiete mit bisher nicht infizierter
Vektorpopulation eingeschleppt kann;

+ die Verwendung von Impfstoffen, die dazu beitragen können, die Schwere
der klinischen Symptome betroffener Tiere und die wirtschaftlichen Verluste
zu reduzieren.

Die Richtlinie 2000/75/EG des Rates regelt die Bekämpfung und Tilgung
der Blauzungenkrankheit, und angesichts der Seuchenlage in bestimmten
Gebieten Frankreichs, Griechenlands, Italiens und Spaniens hat die
Kommission mit der Entscheidung 2001/138/EG Schutz- und
Überwachungszonen festgelegt.

 



 

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