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AHO Aktuell - 09.10.2003

Aktuelle Studie zur Legehennenhaltung wirft grundsätzliche Fragen auf


Bonn (aho) - Der Zwischenbericht zu einem Forschungsprojekt der Tierärztlichen
Hochschule Hannover(1) wirft nach Meinung der Fördergemeinschaft Nachhaltige
Landwirtschaft eine Reihe von Fragen zu angemessenen und tiergerechten
Haltungssystemen für Legehennen auf. Nach den bislang vorliegenden beschreibenden
Auswertungen von Daten aus insgesamt 72 Betrieben in sechs Bundesländern scheinen
Boden- und Freilandhaltung als Alternativen zur Käfighaltung mit erkennbaren
gesundheitlichen Beeinträchtigungen und Verhaltensproblemen der Tiere
einherzugehen.

Eine Reihe von Impfungen sind gesetzlich vorgeschrieben bzw. zum
gesundheitlichen Schutz der Tiere grundsätzlich üblich. Aus der
Käfighaltung wird allerdings kaum über die Notwendigkeit von
Impfungen der Legehennen gegen Rotlauf, Pasteurellen und Escherichia-
Coli-Infektionen berichtet. Demgegenüber ist der Anteil der
entsprechend geimpften Tiere in der Bodenhaltung sowie in der
Volierenhaltung (jeweils mit und ohne Auslauf) zum Teil erheblich.

Bezüglich der in der Studie dokumentierten Behandlungen und
Impfungen während der Legeperiode zeigt sich i.d.R., dass in der
Boden- und Volierenhaltung entsprechende Maßnahmen häufiger
vorkommen als in der Käfighaltung. "Besonders ausgeprägt ist dieses
Phänomen bei der Behandlung gegen Wurmbefall", über die in dieser
Untersuchung in der Käfighaltung lediglich in 0,7 % der Fälle
berichtet wurde, "während in den anderen Haltungssystemen dies in
einem Drittel bis mehr als der Hälfte der Durchgänge vorkommt".

Für das Kürzen der Schnäbel werden für die Bodenhaltung ohne
Auslauf > 80 %, für die Bodenhaltung mit Auslauf > 90 % und für die
Volierenhaltung ohne Auslauf Anwendungshäufigkeiten von 100 %
berichtet. Die Volierenhaltung mit Auslauf liegt mit knapp 60 % etwas
niedriger. In der Käfighaltung ist das Kürzen der Schnäbel verboten.

Der Schwankungsbereich für die in den Betrieben ermittelte
Sterblichkeitsrate pro 1.000 eingestallter Hennen "liegt zwischen
wenigen Prozent (Minimum 1,4 % bei konventioneller Käfighaltung) bis
zu annähernd und über 30 % (in allen Haltungssystemen). (...) Am
höchsten ist der Anteil der Gesamtverluste in den Volierensystemen
mit Medianwerten von ca. 188 bzw. 185 Tieren pro 1.000 Anfangshennen
ohne bzw. mit Auslauf; in der Bodenhaltung lauten die entsprechenden
Werte 158 bzw. 177 ohne bzw. mit Auslauf; die konventionelle
Käfighaltung besitzt mit ca. 87 Verlusten pro 1.000 Anfangshennen
die geringste Gesamtmortalität."

Auch spezielle Verhaltensmuster der Legehennen treten nach den
vorliegenden Ergebnissen in den einzelnen Haltungsverfahren in
unterschiedlichem Umfang auf. Im Gegensatz zur konventionellen
Käfighaltung wird über "Federpicken" und "Kannibalismus" vor allem
in der Boden- und Volierenhaltung berichtet.

Der genannten Auswertung ist ebenso zu entnehmen, dass "die
Leistungsfähigkeit von Legehennen (...) als ein zusätzlicher
Indikator für den Gesundheitsstatus der Hennen interpretiert werden"
kann. Die Leistung in der Käfighaltung ist nach den vorliegenden
Ergebnissen etwas höher als in den Systemen der Boden- und
Volierenhaltung; allerdings werden für die Käfighaltung tendenziell
etwas leichtere Eier berichtet.

Eine weitere statistische Auswertung der umfangreichen Datensätze
wird voraussichtlich Aussagen dazu zulassen, inwieweit
"Wirkungsparameter" wie die Tierverluste oder die Anzahl der gelegten
Eier pro Tier während der Legeperiode mit "Ursachenparametern" wie
dem Haltungssystem oder Vorbehandlungen zusammenhängen.

(1) Kreienbock, L., Schneider, B., Schäl, J., und Glaser, S.,
2003: Orientierende epidemiologische Untersuchung zum
Leistungsniveau und Gesundheitsstatus in Legehennenhaltungen
verschiedener Haltungssysteme. Zwischenbericht vom 1.
September 2003. Institut für Biometrie, Epidemiologie und
Informationsverarbeitung, Tierärztliche Hochschule Hannover.




 



 

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