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AHO Aktuell - 08.10.2003

Kommentar: Tierproduktion und Tierschutz


von Dr. Martin Schneidereit, Bonn:

Ab 2006 sind die letzten vier antibiotischen Leistungsförderer europaweit
verboten. „Es ist vollbracht“ ist man geneigt zu denken, nachdem die ersten
Forderungen nach einem vollständigen Verbot aus deutschen Länderparlamenten von
Mitte der achtziger Jahre stammen.

Erwägungen zur Abwehr öffentlicher Gesundheitsgefahren waren es nicht, die zum
jetzt vollständigen Verbot geführt haben, wie auch die EU-Kommission zugesteht. Es
war vielmehr das Zugeständnis an veränderte gesellschaftspolitische Auffassungen,
die bestimmte Produktionsweisen nicht mehr tolerieren möchten.

Doch wie alles im Leben hat auch diese Entscheidung Nebenwirkungen. Erfahrungen
aus Dänemark zeigen, dass die Ferkelsterblichkeit nach dem Verbot der
Leistungsförderer von 2,5% auf 3,5% angestiegen ist. Hochgerechnet auf deutsche
Produktionsverhältnisse würde dies ein Mehr an 400.000 toten Ferkeln bedeuten.
Hier bleibt der viel gepriesene Tierschutz auf der Strecke.

Auch mit anderen Produktgruppen wurde „aufgeräumt“. Ein aktuelles Beispiel der
Putenhaltung verdeutlicht dies. Nachdem mit Nifursol das letzte Mittel zur
Verhütung der Schwarzkopfkrankheit verboten wurde, gibt es keine wirksamen
zugelassenen Behandlungsmöglichkeiten mehr. Die Konsequenzen sind Realität: Wenn
in einem Putenbetrieb von 9.000 eingestallten Tieren 7.000 Puten an
Schwarzkopfkrankheit verenden, ohne dass der Tierarzt eine Möglichkeit der
Therapie hat, wird der Tierschutz ad absurdum geführt. Weiß Politik immer, was sie
entscheidet?



 



 

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