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AHO Aktuell - 29.09.2003

Sonnenbrand bei Rindern: Leberegel können die Ursache sein


Wien (aho) – Leiden Rinder und Kühe an einem „Sonnenbrand“, so muß unbedingt an
einen Befall mit Lebensregeln gedacht werden. Daran erinnern Veterinärmediziner
aus der II. Medizinischen Universitätsklinik für Klauentiere und aus dem Institut
für Pathologie und Gerichtliche der Veterinärmedizinischen Universität Wien in der
Fachzeitschrift „Tierärztliche Praxis“. Sie berichten über zwei Fleckviehkühe, die
wegen Hauterkrankungen nach Weidegang an die II. Medizinische Universitätsklinik
für Klauentiere der Veterinärmedizinischen Universität Wien überwiesen wurden. Bei
der klinischen Untersuchung waren die Veränderungen auf die unpigmentierten
Bereiche der Haut begrenzt. Die Haut des Rückens, des Flotzmaules, der Augen und
der Zitzen war am stärksten betroffen. Die Tiere zeigten Alopezie, Erythem,
Schuppen- und Krustenbildung, seröse Exsudation, Hautverdickungen, Hautablösungen
und Narbenbildung. Auffallend war eine erhöhte Serumenzymaktivität der GGT und
GLDH. Das klinische Erscheinungsbild erwies sich als durch eine Leberschädigung
bedingte Photodermatitis solaris (Sonnenbrand). Die Untersuchung einer Kotprobe
und des Gallenblasenpunktats ergab einen hochgradigen Leberegelbefall. Mittels
Ultraschalluntersuchung konnten massive Leberveränderungen wie
Gallengangsverkalkungen und Abszesse diagnostiziert werden. Bei der Sektion wurde
bei beiden Tieren eine Fasziolose in Verbindung mit hepatogener (von der
Leber ausgehend) Photodermatitis festgestellt.

Hautschäden durch intensive Sonneneinstrahlung treten beim Rind selten als
eigenständige Erkrankung auf, sondern sind zumeist Folge von
Photosensibilitätsreaktionen, berichten die Veterinärmediziner. Dabei führen
photodynamisch wirksame von außen zugeführte oder körpereigene Substanzen zu einer
Überempfindlichkeit der Haut gegenüber Lichtstrahlen bestimmter Wellenlängen. Das
Fehlen von Melanin (Hautpigment) in der Haut erleichtert die Interaktion der
photodynamischen Substanz mit Licht. Es wird beschrieben, dass freie Radikale oder
Peroxidasen während dieses Prozesses freigesetzt werden und die Lipidzellmembran
bzw. intrazelluläre Lysosomen schädigen. Die Einwirkung von schädigenden Enzymen
und Entzündungsmediatoren hat Dermatitiden (Hautentzündungen) und Hautnekrosen zur
Folge. Diese Effekte treten bei jeder Art von Photosensibilität unabhängig von der
photodynamischen Substanz auf. Als Ursachen für Photosensibilität werden die
Aufnahme von photoaktiven Substanzen, wie Hypericin (Johanniskraut) oder Fagopyrin
(Buchweizen), die Ablagerung von photoaktivem körpereigenen gebildetem Pigment
(angeborene Porphyrie) in die Haut und das Unvermögen der Leber, Phylloerythrin
auszuscheiden, erwähnt. Phylloerythrin ist ein Abbauprodukt von Chlorophyll. Die
letztgenannte Leberfunktionsstörung wird meist durch Aufnahme von Giftpflanzen
oder Leberegelerkrankungen, die zu Entzündungen und Verlegungen der
Gallengänge führen, verursacht.


Martina Flöck, M. Baumgartner, Z. Bagó, F. Schilcher
Leberegelbedingte Photodermatitis beim Rind
Tierärztl Prax 2003; 31 (G): 143-9

 



 

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