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AHO Aktuell - 26.08.2003

Raufuttermangel: Viele Wege führen nach Rom


Posieux (aho) - Die lang anhaltende Trockenheit hat das Pflanzenwachstum so stark
reduziert, dass in Milch- und Mastviehbetrieben die Raufutterreserven für den
Winter knapp werden. Die Eidgenössische Forschungsanstalt für Nutztiere
(RAP-Posieux) der Schweiz hat eine Checkliste erarbeitet die aufzeigt, mit welchen
alternativen Futtermitteln auf diese Knappheit reagiert werden kann. Die Liste
berücksichtigt dabei die Folgen für die Tiergesundheit, sowie die Qualität von
Milch und Fleisch.

Allgemeingültige Massnahmen sind:

• Mit der Planung der Fütterung der nächsten 8 Monate muss sofort begonnen werden,
um nicht plötzlich vor vollendeten Tatsachen ( kein Raufutter mehr) zu stehen.
Nicht nur die Fütterung der Milchkuh muss überarbeitet werden, sondern auch die
Einsparmöglichkeiten bei der Rinderaufzucht, Grossviehmast und Mutterkuhhaltung
müssen überprüft werden.
• Auch bei Raufuttermangel müssen die Rationen der Milchkühe, Rinder und
Masttieren in Bezug auf Energie, Protein, Struktur und Mineralstoffen ausgeglichen
gestaltet werden. Eine ausgeglichene Ration gewährt, dass die enthaltenen
Nährstoffe maximal verwertet und bei den Tieren keine gesundheitlichen Störungen
auftreten werden.
Ansonsten gilt die Devise: Viele Wege führen nach Rom. Einige bestehende
Strategien, um dem Raufuttermangel zum jetzigen Zeitpunkt entgegen zu wirken, sind
im Folgenden aufgelistet.

Zukauf von Rau- und Kraftfutter, sowie Einsatz von Ersatzfutter

Der Einkauf von Raufuttermittel wird nur im beschränkten Mass möglich sein, weil
nicht nur die Schweiz, sondern auch alle Nachbarländer unter Futterknappheit
leiden.

Die Transportkosten und somit die Kosten für Raufutterimporte aus weiter weg
gelegenen Ländern werden sehr wahrscheinlich zu hoch ausfallen. Jeder Landwirt
muss für sich und seine Gegebenheiten die Preiswürdigkeit der Ersatzfuttermittel
und die fehlenden Mengen überprüfen. In der Tabelle im Anhang werden Rau- und
Kraftfutter erwähnt mit ihren Einsatz- und Beschaffungsmöglichkeiten.

Gezielter Raufuttereinsatz und Anpassung der Produktion

Hochwertiges, nährstoffreiches Raufutter sollte hauptsächlich für Kühe mit hohen
Leistungen in den ersten 4 Monate der Laktation reserviert werden. Danach kann die
Leistung durch reduzierte Zufütterung, rationierte Fütterung oder Verdünnung der
Nährstoffe mit Stroh, ohne grössere Gefahren betreffend Gesundheit und
Fruchtbarkeit einzugehen, gesenkt werden. Auch das Jungvieh (Aufzucht- und
Vormasttiere) sollten bis 250 kg Lebendgewicht (LG) qualitativ hochwertiges
Raufutter erhalten, damit ihr Wachstumspotential voll ausgeschöpft wird.
Rohfaserreiche Raufutter („Ökoheu“ und Stroh) können vermehrt bei der
Rinderaufzucht sowie bei der Ochsen- und Rindermast ab 250 kg LG und bei
leistungsschwachen Kühen oder Ende Laktation eingesetzt werden. Die
Milchleistungen von Mutterkühen sind relativ bescheiden und gedeihen mit
rohfaserreicheren Rationen auch gut. Je nach Körperreserven und Laktationsstadium
können sie temporär sogar restriktiv gefüttert werden. Die Kälber werden getrennt
mit hochqualitativem Raufutter gefüttert, insbesondere falls es sich um die
Produktion von schlachtreifen Absetzern (Natura-Beef) handelt.
Zur Reduzierung des Raufutterbedarfs könnte in der Jungviehmast der
Kraftfutteranteil erhöht werden, damit die Tiere in kürzeren Zeit und mit
niedrigerem Gewicht schlachtreif werden. Bei den Mutterkühen könnten Mastremonten
statt schlachtreife Absetzer produziert werden.

Verminderung des Tierbestandes

Raufutter kann auch eingespart werden, indem der Tierbestand zwischenzeitlich
reduziert oder ausgelagert wird. Damit das Einkommen des Betriebes nicht zu arg
strapaziert wird, kann zum Beispiel der Bestand an Aufzuchttieren reduziert oder
ausgelagert werden. Aber auch leistungsschwache Milchkühe können ausgeschlossen
werden.

Konservierung alternativer Futtermittel: Was es zu beachten gilt

Bei Futtermangel stellt sich die Frage, wie die zur Verfügung stehenden
Futtermittel für die Winterfütterung konserviert werden sollen. Grundsätzlich
gelten bei die Konservierung die gleichen Anforderungen wie in „Normaljahren“. Bei
der Silagebereitung ist das Einhalten der Silierregeln die Grundvoraussetzung.
Zudem sind Kenntnisse zu den einzelnen Futtermitteln wichtig.
Da der Mais in diesem Jahr in vielen Regionen stark unter der Trockenheit gelitten
hat und mit zu hohen TS-Gehalten einsiliert wurde oder wird, wird es bei der
Entnahme vermehrt Probleme mit Nachgärungen geben. Mit dem Zusammenschluss von
Siloentnahmegemeinschaften, wo einige Landwirte gemeinsam aus dem gleichen Silo
entnehmen, könnten die Entnahmemengen erhöht und dadurch das Risiko von
Nachgärungen und entsprechend von Verlusten verringert werden!

Zwischenfutter

Zwischenfutter gilt, bedingt durch den geringen Trockensubstanzgehalt und die
hohen Rohproteingehalte, als schwer silierbar. Zudem wird das Zwischenfutter bei
der Ernte oft verschmutzt und Fehlgärungen (Buttersäure) sind die Folge. Zur
Verbesserung der Silagequalität wird der Einsatz von Siliermitteln (chemische
Produkte zur Verbesserung des Gärverlaufs) empfohlen. Für die Herstellung von
Ballensilagen ist das Zwischenfutter weniger geeignet, da sich die Ballen wegen
des tiefen TS-Gehaltes verformen und dadurch das Risiko von Gärsaftverlusten und
Fehlgärungen erhöht wird.

Malztreber

Malztreber gilt bedingt durch den tiefen TS- und Zuckergehalt sowie hohen
Rohproteingehalt eher als schwer silierbar. Zudem fällt beim Silieren viel Saft
an. Weil ein möglicher Saftstau die Bildung unerwünschter Essigsäure fördert und
die Gärqualität dementsprechend verschlechtert, ist unbedingt für einen guten
Saftabfluss (Mitteldrainage im Silo) zu sorgen. Bei längerer Lagerdauer (über 3
Monate) ist der Zusatz eines Siliermittels angebracht.

Zuckerrübenschnitzel

Bei der Silierung von Zuckerrübenschnitzel (Pressschnitzeln) spielt die Temperatur
eine wichtige Rolle. So sollte der Transport zügig erfolgen und die Schnitzel noch
warm einsiliert werden. Im Silo muss dann eine kontinuierliche Abkühlung erfolgen.
Die Silos sollten erst geöffnet werden, wenn sich die Silage abgekühlt hat. Sonst
besteht ein erhöhtes Risiko von Schimmelbildung.

Kartoffeln

Kartoffeln können zusammen mit Mais einsiliert werden. Doch Achtung: Es sollten
nur gesunde Kartoffeln einsiliert werden, sonst kann es zu Fehlgärungen und
Verderb im ganzen Silo führen.



 



 

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