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AHO Aktuell - 14.08.2003

Antibiotika in der Gülle: Risiko für die Umwelt begrenzt


Lyon (aho) – Antibiotika, die zur Behandlung von Tieren in der Landwirtschaft
dienen, werden entweder in der Gülle abgebaut oder im Ackerboden gebunden bzw.
abgebaut. Dies berichteten die Wissenschaftler der Cranfield Universität
(Großbritannien) anläßlich einer Konferenz in April diesen Jahres in Lyon
(Frankreich). Paul Blackwell, Paul Kay und Alistair Boxall hatten bei ihren
Versuchen die Antibiotika Oxytetracyclin, Tylosin und Sulfachloropyridazin
(Sulfonamid) mit Schweinegülle vermischt und dann diese Gülle gelagert und auf
Ackerböden aufgebracht und teilweise in die Bodenoberfläche eingepflügt. Da die
Ackerböden in sogenannten Lysimetern (säulenförmige Behälter mit einer
Auffangvorrichtung für Sickerwasser) eingeschlossen waren, konnten sie das
Verhalten der Antibiotika im Boden über Bodenproben und im Sickerwasser genau
beobachten. Das Sickerwasser wurde am 21, 35, 37, 69, 90, 98 und 119 Tag nach dem
Aufbringen der Gülle untersucht.
Wie erwartet, wurde das Oxytetracyclin intensiv in den obersten Bodenschichten
(0 – 5 cm) gebunden. Das Tylosin wurde offensichtlich bereits in der Gülle und das
Sulfonamid im Boden rasch abgebaut. Die letztgenannte Substanz erschien erst bei
extremem Regen („worst case“) in Spuren im Sickerwasser. Tylosin und
Oxytetracyclin wurden zu keinem Zeitpunkt im Sickerwasser nachgewiesen, so daß es
Einsickern in Grundwasser höchst unwahrscheinlich ist. Die Wissenschaftler weisen
darauf hin, daß die Ergebnisse je nach Bodentyp variieren können.

Die Ergebnisse widersprechen den Spekulationen des Umweltbundesamtes (UBA),
welches in Vergangenheit gemutmaßt hatte, daß Tetracycline aus der Gülle auf Grund
ihrer guten Löslichkeit im Grundwasser auftauchen könnten. Insgesamt scheinen sich
die Gefahren für die Umwelt durch Antibiotika aus der Veterinärmedizin in Grenzen
zu halten. Der Umweltchemiker Dr. Alistair Boxall vom EU-Projekt Eravmis
(Environmental Risk Assessment of Veterinary Medicines in Sludge), welches das
Verhalten von Tierarzneimitteln in der Umwelt untersucht, erläutere in diesem
Zusammenhang: "Insgesamt beruhigen unsere Ergebnisse und zeigen, dass die
Antibiotikakonzentrationen in Böden und Wasser viel höher sein müssten, um einen
Effekt auf die Umwelt haben zu können". So scheinen nach den Ausführungen von Dr.
Boxall natürliche Abbauprozesse dieser in der Tierhaltung verwendeten Substanzen
über UV-Strahlung und chemische Reaktionen in Gülle und Boden effektiv genug zu
sein, um kein Risiko entstehen zu lassen.

Quelle:
Paul Blackwell, Paul Kay & Alistair Boxall (Cranfield Centre for EcoChemistry,
Cranfield University)
The leaching potential of three veterinary antibiotics after manure application to
a sandy loam soil
ENVIRPHARMA – European Conference on Human and Veterinary Pharmaceuticals in the
Environment
14. – 16. April 2003, Lyon - France

 



 

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