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AHO Aktuell - 25.06.2003

Europäische Forschung nimmt Antibiotika in der Umwelt ins Visier


Brüssel (aho) - Die Ergebnisse dreier europäischer Forschungsprojekte
(ERAVMIS, REMPHARMAWATER und POSEIDON) unter Beteiligung von 13 europäischen
Ländern, bei denen die Umweltauswirkungen von Antibiotika aus der Human- und
der Tiermedizin sowie mögliche Problemlösungen untersucht wurden, werden am
heutigen 27. Juni an der größten skandinavischen Abwasser-Behandlungsanlage
in Gryaab, Göteborg (Schweden), erstmalig der Presse vorgestellt.
Antibiotika können in unsere Umwelt gelangen und dort schädliche und
besorgniserregende Auswirkungen entfalten. Im letzten Jahrzehnt wurden
12.500 t Antibiotika jährlich verbraucht, und der Verbrauch steigt weiter.
Die Verbindungen werden zum Teil vom Körper abgebaut, aber Tausende Tonnen
Antibiotika gelangen dennoch jedes Jahr durch Ausscheidungen in die Umwelt.
Jüngste Forschungsergebnisse bestätigen, dass Antibiotika im städtischen
Abwasser sowie in landwirtschaftlichen Abfällen vorhanden sind. Wenn nichts
getan wird, werden diese Antibiotika unsere Wasserressourcen und Böden
verunreinigen.


"Antibiotika sind ein wichtiges Element der modernen Human- und Tiermedizin
und tragen erheblich zur Verbesserung unserer Lebensqualität bei. Trotzdem
wussten wir bisher nur sehr wenig darüber, was mit den Antibiotika nach
ihrer Verwendung geschieht, wenn sie in die Umwelt gelangen," so
Forschungskommissar Philippe Busquin. "Die Forschung auf diesem Gebiet
begann Mitte der achtziger Jahre in Europa, und seither waren wir auf diesem
Gebiet weltweit führend - nicht nur bei der Erforschung der
Umweltauswirkungen, sondern auch bei der Suche nach Lösungen zur Vermeidung
oder Minimierung dieser Auswirkungen. Die Ergebnisse dieser europäischen
Forschungsanstrengungen werden Effizienz und Sicherheit der Wasserversorgung
verbessern, Industrie und Verbrauchern gleichermaßen nutzen und zum Schutz
der Umwelt beitragen".

Schutz der aquatischen Umwelt vor Verschmutzung

Rückstände von Antibiotika, aber auch von anderen Medikamenten wie
Präparaten zur Empfängnisverhütung, Schmerzmitteln, Medikamenten für Herz-
und Kreislauferkrankungen, wurden in vielen europäischen Ländern in
Abwasserbehandlungsanlagen sowie in Rohwasserressourcen gefunden. Der Grad
des Abbaus der einzelnen Verbindungen durch die Abwasserbehandlung ist
unterschiedlich, und manche der gängigen Techniken sind nicht in der Lage,
alle diese Verbindungen zu beseitigen. Eine Folge dieser unvollständigen
Beseitigung ist eine Verunreinigung der Flüsse und sogar des Grundwassers in
einigen Ländern.
Auch das Verhalten von Antibiotika aus Tiermedikamenten in Böden und ihre
möglichen Umweltauswirkungen müssen untersucht werden, da das Medikament
oder der Metabolit nach Verabreichung des Antibiotikums an das Tier direkt
(Tiere auf der Weide) oder indirekt (Ausbringen von Gülle) in die Umwelt
gelangt.


Drei Lösungsansätze: ERAVMIS, REMPHARMAWATER und POSEIDON

Bisher gab es nur wenig Informationen über die Konzentrationen von
Antibiotikarückständen in der Umwelt, Daten aus den EU-Forschungsprojekten
haben jedoch bestätigt, dass Antibiotika und andere Pharmazeutika im
Abwasser und in natürlichen Gewässern vorhanden sind. In einigen Fällen
wurden Metaboliten auch im Trinkwasser entdeckt (z.B. in Deutschland).
Auch scheinen sich in der Umwelt vorhandene Mikrobenpopulationen durch den
Kontakt mit Antibiotika zu verändern. Weltweit lässt sich ein Anstieg der
Resistenz gegen Antibiotika feststellen, was die Behandlung bei manchen
Krankheiten erschwert. Daher ist es wichtig, dass wir unser Wissen über
diese Verbindungen, ihr Verhalten und ihre Umweltauswirkungen vertiefen,
damit praktische Maßnahmen zur Risikobewertung und zur Problemlösung
entwickelt werden können.
Die drei EU-Projekte liefern die bisher ersten Daten auf europäischer Ebene
zur Beurteilung des Vorkommens und der Auswirkungen von Antibiotika in der
aquatischen Umwelt sowie in Böden. Ferner werden Problemlösungen
vorgeschlagen: die Entfernung von Antibiotika aus dem Abwasser (z.B. durch
Ozonierung oder durch Sonnenlicht) wird der Presse bei der Veranstaltung in
Göteborg ausführlich erläutert.
Bei den Projekten ERAVMIS, REMPHARMAWATER und POSEIDON wurden das Verhalten
von Antibiotika in der Umwelt sowie ihre Auswirkungen untersucht, ebenso die
effektivsten Techniken für ihre Beseitigung, sowohl bei der
Abwasserbehandlung als auch bei der Trinkwasseraufbereitung.

ERAVMIS: Untersuchung des Verhaltens von Antibiotika aus der
Tiermedizin in der Umwelt und ihre Auswirkungen.


REMPHARMAWATER: Technologien zur Bewertung und Beseitigung von
Antibiotika im Abwasser.


POSEIDON: Eine "Weltpremiere-Lösung": Antibiotika können bei
der Abwasserbehandlung beseitigt werden, so dass sie sicht in de Umwelt
gelangen, wie eine Pilotdemonstration bei der Abwasserbehandlungsanlage in
Braunschweig (DE) gezeigt hat.



 



 

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