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AHO Aktuell - 06.06.2003

Ferkelimporte unverzichtbar +++ Holland und Dänemark wichtigste Lieferanten


(ZMP) – Ende vergangenen Jahres gab es in Deutschland rund 26,2 Millionen
Schweine, darunter 2,5 Millionen Zuchtsauen und 6,7 Millionen Ferkel. Die
Schweineschlachtungen in Deutschland summierten sich 2002 auf 40,8 Millionen Stück
(Bruttoeigenerzeugung). Entsprechend groß ist der Ferkelbedarf, der jedoch aus der
Inlandserzeugung allein nicht gedeckt werden kann.
Deutschland ist einer der größten Ferkelerzeuger der EU. Mit dem gegenwärtigen
Sauenbestand kann der Bedarf aber trotz guter Kennzahlen in der Ferkelerzeugung
nicht gedeckt werden. In den zurückliegenden zehn Jahren ist der Sauenbestand in
Deutschland sogar um knapp eine halbe Million Tiere gesunken, während die
Produktion von Mastschweinen fast unverändert blieb. Durch Leistungssteigerungen
bei den Mastschweinen konnten die Mastperioden verkürzt und die jährliche
Umtriebsrate erhöht werden. Diese Entwicklung brachte zusätzliche Impulse für die
Ferkelnachfrage.
Innerhalb Deutschlands fällt der Bedarf an Ferkeln recht unterschiedlich aus.
Überschussregionen sind vor allem die ostdeutschen Länder sowie Bayern und
Baden-Württemberg. Diese Überschüsse gehen in die nordwestdeutschen
Veredelungsgebiete, vor allem nach Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Darüber
hinaus müssen Ferkel aber noch in beachtlichen Mengen aus den Nachbarländern
importiert werden.
Geschlossen wird die Versorgungslücke vor allem durch Holland und Dänemark. Nach
vorläufigen amtlichen Angaben importierte Deutschland im vergangenen Jahr gut 2,6
Millionen Ferkel; davon kamen 58 Prozent aus Holland und 41 Prozent aus Dänemark.
Im Vergleich zum Vorjahr waren die Ferkelimporte um fast 40 Prozent gestiegen, was
aber auch mit dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in Holland und Dänemark
zusammenhing.
Im Durchschnitt des vergangenen Jahres boten niederländische Erzeuger ihre 23
Kilogramm schweren Ferkel für 32 Euro pro Stück an. Dänische Ferkel kosteten bei
einem Gewicht von 30 Kilogramm durchschnittlich knapp 47 Euro pro Stück.
Zusätzlich müssen bei den ausländischen Tieren noch Versandkosten, Zuschläge für
Gruppengrößen und zum Teil auch noch weitere Preisaufschläge berücksichtigt
werden. Für deutsche Qualitätsferkel mit 25 Kilogramm Gewicht waren ab Hof des
Erzeugers im Jahresmittel rund 46 Euro je Stück zu zahlen.
Deutsche Ferkelexporte spielen nur eine untergeordnete Rolle. Für die
Überschussgebiete sind sie aber oft ein notwendiges Absatzventil, zumal sie häufig
gute Erlösmöglichkeiten bieten. Im vergangenen Jahr wurden nach vorläufigen
amtlichen Angaben gut 500.000 Ferkel ins Ausland verkauft.

Dänemark ist gerüstet

Mittelfristig werden die deutschen Ferkelimporte weiter steigen. Vor allem die
Dänen sind für den zunehmenden Ferkelbedarf gut gerüstet; der dortige Sauenbestand
hat zuletzt deutlich zugenommen. Allerdings sind die deutschen Abnehmer mit der
gelieferten Qualität nicht immer zufrieden.
Holland dagegen dürfte als Ferkellieferant eher an Bedeutung verlieren. Die
Schweinehaltung dort wird nämlich aufgrund verschärfter gesetzlicher Bestimmungen
eingeschränkt. Marktexperten gehen davon aus, dass davon vor allem die
Ferkelerzeugung und der Ferkelexport betroffen sein werden. Auch die derzeit
laufenden Maßnahmen zur Bekämpfung der Aujeszkyschen Krankheit in Holland
erschweren den Ferkelabsatz.
Noch offen ist, inwieweit künftig die EU-Beitrittsländer das Ferkeldefizit in
Deutschland ausgleichen können. Polen steht im Mittelpunkt des Interesses, zumal
der dortige Zuchtsauenbestand 2002 um fast neun Prozent gewachsen ist. Abzuwarten
bleibt aber, ob die polnischen Ferkel in Bezug auf Genetik, Gruppengröße und
Tiergesundheit für die hiesigen Mäster in Frage kommen. Außerdem ist Polen nicht
frei von der Aujeszkyschen Krankheit. Allerdings werden Ferkel dort sehr preiswert
gehandelt: Im März 2003 zahlten die polnischen Schweinemäster für ein
25-Kilogramm-Ferkel umgerechnet nur 18 Euro.

EU-weiter Ferkelhandel

Der Schweinebestand in der Europäischen Union beläuft sich derzeit auf rund 121
Millionen Tiere. Darunter sind etwa zwölf Millionen Zuchtsauen für die
Ferkelproduktion. EU-weit summierte sich die Bruttoeigenerzeugung an
Schlachtschweinen im vergangenen Jahr auf rund 202 Millionen Stück. Entsprechend
hoch ist der Bedarf an Ferkeln. Die Ferkelerzeugung schwankt von Land zu Land, und
auch innerhalb der einzelnen Länder gibt es zeitweise erhebliche Unterschiede im
Ferkelangebot. Dies hat einen lebhaften Ferkelhandel zur Folge. Durch den Versand
aus den Überschussregionen in die Defizitgebiete erhöhen sich aber nicht nur die
Produktionskosten, sondern auch die Seuchengefahr wird größer.

ZMP-Nachrichten: 06.06.2003

 



 

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