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AHO Aktuell - 02.06.2003

Mischfutterindustrie: Wenig Interesse an Fütterungsarzneimitteln


Vechta (aho) – „Es kann einfach nicht sein, dass wir Mischfutterhersteller ab
September 2004 für die Herstellung von Fütterungsarzneimitteln auf die gleiche
Stufe gestellt werden wie Pharmaunternehmen, die ausschließlich Arzneimittel
herstellt und damit Geld verdienen“, betonte Bernhard Gr. Austing,
geschäftsführender Gesellschafter der Josef Gr. Austing - Mischfutterwerk GmbH &
Co. KG anläßlich des 21. Vechtaer Veterinär-Symposium 2003 am 24.05.2003 in
Vechta. Die Mischfutterhersteller hingegen sähen die Herstellung von
Fütterungsarzneimitteln als Service für ihre Kunden, für die die
Mischfutterindustrie nur eine sehr geringe Entlohnung kassieren könne, erläuterte
Austing weiter.
Der Apotheker Dr. Hans-Henning Wendebourg von der Bezirksregierung Weser-Ems hatte
zuvor die komplexen Anforderungen beleuchtet, die die Produktion von
Fütterungsarzneimitteln in Mischfuttermittelbetrieben mit sich bringt. Apotheker
Wendebourg stellte insbesondere die Notwendigkeit hoher Standards für die
Produktion von Fütterungsarzneimitteln heraus. Ebenso forderte er die Etablierung
fortschrittlicher Qualitätssicherungs- und Kontrollsysteme. In Zukunft soll die
Mischfutterindustrie bei der Herstellung von Fütterungsarzneimitteln dem § 13 des
Arzneimittelgesetzes und der Pharmastätten-Betriebs – Verordnung unterworfen
werden. Ebenso soll ein GMP-Leitfaden gültig sein. Zudem erwartet die Verwaltung
von der Industrie ein Qualitätsmanagementsystem sowie ein HACCP-Konzept. Laut
Bernhard Gr. Austing sei dies selbstverständlich, aber die Anforderungen des
Arzneimittelgesetzes könnten von der Mischfutterindustrie so jedoch nicht
akzeptiert werden. Allein das Thema Homogenität bringe schon jetzt immer wieder
Probleme, da die Untersuchungen auf die Wirksubstanzen große Schwankungen
aufweisen. Dabei liege nicht an der Mischanlage oder der Mischgüte, sondern an den
Untersuchungsmethoden und dem Einfluß der Komponenten im Mischfutter auf die
Arzneimittel. Die Pelletierung überstehen einige Arzneimittel auch nicht gut,
erläuterte Austing weiter. Deshalb stellten Mischfutterhersteller
Fütterungsarzneimittel nur noch in mehliger und granulierter Form her. Die
Arzneimittelvormischung würden dabei ganz am Schluß der Linie in einem
Spezial-Mischer dem Mischfutter zugefügt. (sog. End-of-line-Produktion)

Wie Austing weiter erläuterte, bereite vielen Mischfutterherstellern die
Produktion von Fütterungsarzneimitteln gemäß jetzt gültiger Zulassung nach
Futtermittelverordnung große Probleme. Im Weser-Ems-Gebiet gelte für diesen
Bereich die Null-Toleranz bei Verschleppungen von Arzneistoffen. In
Baden-Württemberg gäbe es schon heute keinen Mischfutterhersteller mehr, der
Fütterungsarzneimittel herstellt, fügte Austing hinzu. Er verwies auf den
deutlichen Rückgang der Produktion von Fütterungsarzneimittel seit dem 1. Jan.
2002 durch das Anheben der Mehrwertsteuer für Fütterungsarzneimitteln von sieben
auf 16 Prozent. Der Anteil von Fütterungsarzneimitteln an der Gesamtproduktion
habe sich auf 1,5 Prozent halbiert.

Die deutsche Mischfutterindustrie kann und will sich laut Austing mit den
Anforderungen des §13 des Arzneimittelgesetzes (AMG) nicht abfinden und fordert
eine eigene Zulassungsregelung außerhalb des §13 AMG, die praxisgerecht und auch
machbar ist. „Wenn wir keine Fütterungsarzneimittel mehr herstellen müßten, wären
wir froh“, schloß Bernhard Gr. Austing seinen Diskussionsbeitrag.

 



 

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