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AHO Aktuell - 14.05.2003

Neue Nachwuchsgruppe widmet sich der Prionen-Forschung


(idw) - Prionen-Erkrankungen stellen die Wissenschaft immer noch vor
viele Rätsel. Zum Beispiel vor dieses: Mäuse, deren Prion-Protein einen
bestimmten Defekt aufweist, zeigen zwar die typischen klinischen
Symptome, aber die charakteristische schwammartige Zersetzung des
Gehirns fehlt bei ihnen völlig. Diesen scheinbar paradoxen Befund
untersucht der Biochemiker und Molekularbiologe Dr. Eckhard Flechsig. Er
leitet seit April 2003 am Institut für Virologie und Immunbiologie der
Uni Würzburg eine Nachwuchsgruppe, die in den Würzburger
Prionen-Forschungsverbund eingebettet ist und von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft (DFG) durch das Emmy-Noether-Programm
gefördert wird.

Prionen-Erkrankungen, wie der Rinderwahnsinn (BSE) und die
Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung beim Menschen, betreffen das Nervensystem
und verlaufen tödlich. Der Erreger besteht aus der krankhaften Form
eines körpereigenen Eiweißes, dem so genannten Prion-Protein. Das
körpereigene Protein, dessen normale Funktion noch unklar ist, wird nach
der Infektion in die krankhafte Form umgewandelt. Wie diese dann
Nervenzellen schädigt und tödliche Veränderungen verursacht, ist bislang
ungeklärt.

Bevor Dr. Flechsig nach Würzburg kam, hat er mit dem berühmten
Prionenforscher Charles Weissmann am University College in London
geforscht. Dort untersuchte er Mutationen des Prion-Proteins bei Mäusen.
Er wollte herausfinden, welche Abschnitte des Proteins für die
Umwandlung in die krankhafte Form essenziell sind. Zu seiner
Überraschung stellte er fest, dass der Verlust eines bestimmten
Proteinteils, der so genannten Oktapeptid-Region, zu einer klinischen
Erkrankung ohne pathologischen Befund im Gehirn führt. Anschließende
Untersuchungen ergaben, dass die typischen krankhaften Veränderungen nur
im Rückenmark der Tiere zu finden waren.

Diese und andere Befunde führten zu der Annahme, dass bei
Prionen-Erkrankungen Fehlfunktionen in Nervenzellen des Rückenmarks eine
entscheidende Rolle spielen könnten. Dr. Flechsig will daher die
Entstehung der Prionen-Erkrankungen im Rückenmark und in den motorischen
Nervenbahnen tierexperimentell untersuchen: "Einerseits wollen wir
bestimmen, ob der pathologische Befund in diesen Regionen mit der
klinischen Erkrankung korreliert. Andererseits untersuchen wir aber auch
den Einfluss von Faktoren, die für das Überleben von Nervenzellen im
Rückenmark entscheidend sind", so der Wissenschaftler. Somit können
möglicherweise Mittel gefunden werden, die den Verlust von Nervenzellen
nach einer Prionen-Infektion verhindern und den Verlauf der Krankheit
verzögern.

Die DFG unterstützt Dr. Flechsigs Nachwuchsgruppe im Rahmen ihres
Emmy-Noether-Programms. Dieses ermöglicht es jungen Wissenschaftlern,
eine eigene Arbeitsgruppe an einer deutschen Universität aufzubauen.

Das Würzburger Institut für Virologie und Immunbiologie bietet Dr.
Flechsig ein ideales Umfeld: Hier existiert ein Schwerpunkt für die
Erforschung von Prionen-Erkrankungen (Prof. Michael Klein), der sich mit
der Ausbreitung von Prionen im Organismus und der Rolle des Immun- und
Nervensystems nach einer Infektion beschäftigt. Zusätzlich besteht,
unterstützt von der Bayerischen Staatsregierung, ein interdisziplinärer
Prionenforschungsverbund, an dem verschiedene Arbeitsgruppen der
Universität beteiligt sind.

Informationsdienst Wissenschaft - idw - - Pressemitteilung
Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg, 14.05.2003


 



 

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