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AHO Aktuell - 12.05.2003

Informationen zu Geflügelpest


(idw) - Nachdem in den Niederlanden und in Belgien die Geflügelpest
grassiert, strahlt die Tierseuche möglicherweise jetzt auch nach
Deutschland ein. Ein erster Verdachtsfall hat sich in einem
Masthennenbetrieb im nordrhein-westfälischen Kreis Viersen nahe
der niederländischen Grenze ergeben. Ein erster Schnelltest war
positiv. Daraufhin wurden Untersuchungsproben am vergangenen
Freitag, dem 9. Mai 2003, per Hubschrauber auf die Insel Riems zur
Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere (BFAV)
gebracht. Dort ist das Nationale Referenzlabor für Geflügelpest
angesiedelt, das den Fall zurzeit abgeklärt.

Bislang ist erwiesen, dass es sich bei dem Virus um Influenza A vom Typ
H7 handelt - und damit um den gleichen Erreger, wie er auch in den
Niederlanden und Belgien aufgetreten ist. Geklärt werden muss aber noch
der Grad der Pathogenität, denn er entscheidet darüber, ob es sich um
Klassiche Geflügelpest handelt. In Deutschland wurden unterdessen alle
Voraussetzungen geschaffen, auftretende Verdachtsfälle sehr schnell in
den Untersuchungseinrichtungen der Länder überprüfen zu können.

Spezielle Form der Vogelgrippe

Die Geflügelpest, auch als "Klassische Geflügelpest" oder "Hochpathogene
Aviäre Influenza" bezeichnet, ist seit 1878 bekannt. Sie verläuft sehr
rasch als schwere Allgemeinerkrankung, es können zwischen 80 und 100 %
der Tiere innerhalb weniger Tage sterben. Betroffen sind vor allem
Hühner (Masthähnchen und Legehennen) sowie Puten. Auch andere Geflügel-
und Vogelarten wie Perlhühner oder Fasanen können sich anstecken. Enten
erkranken seltener und weniger schwer, können aber das Virus weiter
verbreiten. Der Erreger wird mit allen Körperflüssigkeiten und besonders
mit dem Kot ausgeschieden. Die Krankheit ist hoch ansteckend und wird
sehr leicht von Tier zu Tier oder durch kontaminierte Zwischenträger,
auch durch Personenverkehr, verbreitet.
Die Klassische Geflügelpest ist eine schwere Form der aviären Influenza,
die durch hochpathogene Virusstämme vom Subtyp H5 oder H7 hervorgerufen
wird. Diese Erreger besitzen besondere, genetisch festgelegte
krankmachende Eigenschaften, an denen sie erkannt und in Labortests
nachgewiesen werden können. Viele andere Influenzaviren, die bei
Geflügel und Vögeln vorkommen, verursachen in der Regel nur milde
Krankheitsformen, die seuchenrechtlich eindeutig von der Geflügelpest
abgegrenzt werden.
Neben der Klassischen Geflügelpest gibt es die "Atypische Geflügelpest"
oder "Newcastle Krankheit". Die klinischen Symptome ähneln sich - daher
auch die Bezeichnung -, die Krankheit wird aber durch ein anderes Virus
ausgelöst.

Vorkommen in Europa

Am 28. Februar 2003 wurde in den Niederlanden zunächst in der Provinz
Gelderland, später auch in Limburg Geflügelpest festgestellt. Insgesamt
wurden bisher 250 Ausbrüche bestätigt. Mehr als 25 Millionen Tiere sind
verendet oder wurden getötet, um der Seuche Einhalt zu gebieten. Auch in
Belgien im Grenzgebiet zu den Niederlanden sind mittlerweile 9
Geflügelbestände betroffen. Dort werden die gleichen strikten
Bekämpfungsmaßnahmen durchgeführt wie in den Niederlanden.
Generell ist Geflügelpest in Europa sehr selten. Der letzte Ausbruch war
1999/2000 in Italien, verursacht durch ein zunächst gering pathogenes
Influenzavirus, das seine krankmachende Wirkung während der Vermehrung
in großen Wirtschaftsgeflügelbeständen sprunghaft steigerte. Im Verlauf
des Seuchenzuges verendeten mehr als 14 Millionen Tiere bzw. mussten
getötet werden. Das Virus ist mit dem jetzt in den Niederlanden
nachgewiesenen Erreger nicht identisch.
Wildvögel gelten als natürliches Reservoir der Geflügelpestviren bzw.
ihrer gering pathogenen Vorläufer. Deshalb hat die EU im vergangenen
Jahr beschlossen, ein umfangreiches Untersuchungsprogramm finanziell zu
fördern, in dem Wildvögel, insbesondere auch Zugvögel, intensiv
untersucht werden. Auch die BFAV auf der Insel Riems beteiligt sich an
diesem Programm.

Kaum Gefahr für Verbraucher

Infektionen mit Influenzaviren des Geflügels führen bei anderen
Tierarten und beim Menschen nur sehr selten zu einer Erkrankung. Es gibt
jedoch Berichte aus Hongkong über Einzelerkrankungen bei Menschen durch
Influenzaviren, die vom Geflügel stammen. Auch in den Niederlanden
wurden Krankheitsfälle beobachtet. Mehr als 80 Beschäftigte, die
intensiven Kontakt mit kranken oder toten Tieren hatten, bekamen
Bindehautentzündung, einige hatten auch leichte grippeähnliche Symptome.
Ein Tierarzt ist an den Folgen einer Lungenentzündung verstorben. Die
Influenzaviren sind nicht mit den Erregern verwandt, die die
Lungenkrankheit SARS auslösen. Die derzeit vor allem in China und
angrenzenden ostasiatischen Staaten grassierende Atemwegserkrankung wird
nach den bisherigen Untersuchungen von einem Coronavirus hervorgerufen,
das zu einer völlig anderen Familie von Viren zählt.
Um Erkrankungen vorzubeugen sollten sich alle, die in Kontakt mit
krankem Geflügel kommen, vor einer Infektion schützen. Geeignet ist
Schutzkleidung sowie das Tragen von Schutzbrille, Mund- und Nasenschutz
sowie Handschuhen.
Das Infektionsrisiko durch den Genuss von Eiern oder Geflügelfleisch ist
dagegen als extrem niedrig anzusehen, da Fleisch und Eier infizierter
Tiere nicht in den Handel gelangen. Außerdem sind Influenzaviren sehr
leicht durch Hitze zu inaktivieren. Erhitzte oder gekochte Lebensmittel
sind deshalb als unbedenklich hinsichtlich einer
Influenzavirus-Übertragung anzusehen.

Informationsdienst Wissenschaft - idw - - Pressemitteilung
Senat der Bundesforschungsanstalten im Geschäftsbereich des BMVEL,
12.05.2003


 



 

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