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AHO Aktuell - 06.05.2003

Ebergeruch mit der elektronischen Nase erkennen


Posieux (aho/lme) - Anfangs 2003 startete die Eidgenössische Forschungsanstalt für
Nutztiere in Posieux (RAP) ein Projekt mit dem Ziel, Ebergeruch im Fleisch mit der
elektronischen Nase zu ermitteln. Das Projekt wird vom Bundesamt für
Veterinärwesen sowie von verschiedenen Tierschutzorganisationen und der COOP
mitfinanziert. Zusammen mit diesen Organisationen wird versucht, eine Alternative
zur Kastration ohne Anästhesie von männlichen Ferkeln zu finden.

Eine Alternative zur gängigen Praxis wäre die Mast von Jungebern. Jungeber sind
bei Erreichen des Schlachtgewichtes noch nicht geschlechtsreif und somit ist ihre
Produktion von Androstenon noch gering. Androstenon und Skatol sind die beiden
chemischen Verbindungen, die für den Ebergeruch, der bei der Zubereitung des
Fleisches auftritt, in erster Linie verantwortlich sind. ((Androstenon ist ein
Pheromon, das zusammen mit dem männlichen Sexualhormon Testosteron produziert wird
und zum Zweck hat, dass die Sau während der Brunst vom Eber angelockt wird und die
Duldungsstarre ausgelöst wird. Skatol hat keine sexuelle Bedeutung und kommt
sowohl bei Sauen wie auch bei kastrierten Ebern vor. Verschiedene Studien zeigen,
dass die sich der Skatol-Gehalt durch Fütterung und Hygiene beeinflussen lassen)).
Nur ein niedriger Prozentsatz der Jungeber weist den unerwünschten Geruch auf.
Eine breit angelegte europäische Studie hat zudem gezeigt, dass 70% der
Konsumenten diese Geruchsabweichungen erkennen und nur wenige sie als unangenehm
oder gar inakzeptabel empfinden. Doch bevor sich die Jungebermast als Alternative
zur Kastration durchsetzen kann, drängt sich eine sichere und leistungsfähige
Analysenmethode zur objektiven Bestimmung des Ebergeruchs auf. Denn es muss
sichergestellt werden, dass nur qualitativ einwandfreies Fleisch auf den Markt
gelangt.

Die elektronische Nase könnte diesbezüglich die Methode der Wahl darstellen. Mit
diesem Gerät werden Gemische von flüchtigen Verbindungen wie Androstenon und
Skatol analysiert. Das Herzstück der elektronischen Nase ist eine Vielzahl von
ähnlichen Sensoren. Ein Gemisch von flüchtigen Verbindungen reagiert mit diesen
Sensoren, was eine grosse Menge von Impulsen auslöst und somit einen spezifischern
Fingerabdruck ergibt. Dieser wird anschliessend statistisch ausgewertet und zur
eindeutigen Klassierung von verschiedenen Ausgangsmaterialien verwendet.

In der Lebensmittelindustrie kommen elektronische Nasen schon heute zur Anwendung,
etwa um die Qualität von Fruchtsäften und Speiseölen festzustellen oder um Honig
in Bezug auf seine botanische Herkunft zu bestimmen. Der Einsatz der
elektronischen Nase, um Ebergeruch im Fleisch objektiv zu bestimmen, scheint viel
versprechend zu sein. Wenn die dafür notwendigen Untersuchungen der RAP zum Erfolg
führen, wäre es denkbar, dass der heutige in den Schlachthöfen eingesetzte
subjektive Geruchstest ersetzt werden könnte.

 



 

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