Aktuelle Meldungen  -  Nachrichten suchen  -  kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

AHO Aktuell - 24.04.2003

Zivilisationskrankheiten bei Tieren?


(idw) - Das ist eine Frage, die der Tierarzt und Spezialist für
Veterinär-Physiologie, Dr. Jörg Rudolf Aschenbach, sofort bejahen würde.
"Wir Menschen haben unsere Haustiere aus ihrem natürlichen Lebensraum,
an den sie sich im Zuge ihrer evolutionären Entwicklung über viele
Jahrtausende hinweg angepasst haben, wieder herausgenommen und in unsere
'zivilisierte' Umwelt eingegliedert", erläutert er das Problem. "Wird
das Anpassungsvermögen der Tiere dabei überfordert, können Krankheiten
entstehen, die man durchaus mit dem Wort 'Zivilisationskrankheiten'
umschreiben könnte."

Mit solchen 'Zivilisationskrankheiten' beschäftigt sich der junge
Tierarzt vom Institut für Veterinär-Physiologie der
Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig
wissenschaftlich. Und das so gut, dass ihm die Deutsche
Veterinärmedizinische Gesellschaft (DVG) einen der drei
Nachwuchswissenschaftlerpreise verlieh, von denen immerhin zwei nach
Leipzig gingen (Über den anderen Peis hatten wir bereits informiert).
Dr. Aschenbach erhielt den Preis für seine Arbeiten zur Pansen-Azidose
und zur Resorption und Entgiftung biologisch wirksamer Amine im
Verdauungstrakt.

Hinter dem Namen "Pansen-Azidose" verbirgt sich eine der sogenannten
Zivilisationskrankheiten, die dann auftreten können, wenn sich der
tierische Organismus nicht an eine Lebensweise anpassen kann, die vor
allem den menschlichen Bedürfnissen geschuldet ist. In freier Natur
nehmen Wiederkäuer, z.B. Schafe und Rinder, normalerweise schlecht
verdauliches, energiearmes Futter auf. Die Tiere können dieses Futter
jedoch in einem speziell dafür vorhandenen Vormagen (dem Pansen) durch
Mikroorganismen verdauen lassen und sich selbst dann wiederum von den
mikrobiellen Endprodukten (kurzkettige Fettsäuren) ernähren.

Hochleistungskühe aber können ihren Nährstoffbedarf über nur
energiearmes Futter nicht mehr decken, so dass zunehmend energiereiches
Futter verabreicht werden muss. Dies kann in einigen Fällen zu einer
überschießenden Säureproduktion im Pansen führen und die Tiere erkranken
an Pansen-Azidose. Dr. Aschenbach hat sich dieser Tier-Krankheit in
seiner wissenschaftlichen Arbeit angenommen und sich vor allem mit den
Prozessen beschäftigt, die im Pansen zu Beginn der Erkrankung ablaufen.
Daraus lassen sich wiederum Schlussfolgerungen für die Vorbeugung und
Behandlung dieser Tierkrankheit ableiten.

Die Gefahr von Pansenazidosen ist übrigens auch ein Grund dafür, dass an
Zoogehegen mit Damwild oder anderen Wildwiederkäuern ein Schild
angebracht ist: "Bitte nicht füttern!" "Diese Bitte sollte man unbedingt
erfüllen", so Dr. Aschenbach, "denn eine schwere Pansenazidose könnte
für das Wild tödlich sein".

Informationsdienst Wissenschaft - idw - - Pressemitteilung
Universität Leipzig, 24.04.2003




 



 

  zum Seitenbeginn


© Copyright

AHO Aktuell ist ein Service von ANIMAL-HEALTH-ONLINE und @grar.de