Aktuelle Meldungen  -  Nachrichten suchen  -  kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

AHO Aktuell - 28.03.2003

Geringe Antibiotikaspuren in der Nahrung ohne Effekt


Wiesbaden-Naurod (aho) – Nimmt ein Konsument mit tierischen Lebensmitteln
wie Eier, Fleisch oder Milch Antibiotikarückstände in der Höhe des
sogenannten MRL-Wertes auf, so ist nach derzeitigem wissenschaftlichen
Erkenntnisstand davon auszugehen, dass sich im Darm keine
Antibiotikakonzentrationen aufbauen können, die Schwellenwerte für eine
mikrobiologische Wirkung überschreiten. Insbesondere werden keine
antibiotikaresistente Darmbakterien selektiert. Ebenso ist kein Effekt auf
die Zusammensetzung und Integrität der natürlichen Darmflora
(Barriereneffekt) zu erwarten. Dies erläuterten Dr. Sabine Kallweit und Dr.
Reinhard Kroker vom Bundesamt für Verbraucherschutz und
Lebensmittelsicherheit (BVL) in einem Vortrag anläßlich des AfT-
Frühjahrssymposium 2003 am 6. u. 7. März 2003 in Wiesbaden-Naurod.

Die Risikobewertung von Rückständen antimikrobiell wirksamer Substanzen
(Antibiotika) basiert im wesentlichen auf dem Konzept der annehmbaren
Tagesdosis (Acceptable Daily Intake: ADI). Bei antimikrobiell wirksamen
Tierarzneimitteln werden neben möglichen toxikologischen und
pharmakologischen Eigenschaften grundsätzlich auch mikrobiologische
Eigenschaften in die gesundheitliche Bewertung einbezogen und sogenannte
"mikrobiologische" ADI-Werte abgeleitet. Man geht davon aus, dass es auch in
Bezug auf das mikrobiologische Potential eine Dosis gibt, die lebenslang
täglich (!) ohne schädigende Wirkung aufgenommen werden kann.

Der EU-Tierarzneimittelausschuss CVMP hat in Bezug auf die Berechnung von
ADI Werten eine Leitlinie "Revised Guideline on the Safety
Evaluation of Antimicrobial Substances regarding the effects on Human Gut
Flora"
veröffentlicht. (EMEA/CVMP/234/01, 9. Januar 02). Nach der in
dieser Leitlinie vorgeschlagenen Berechnungsformel für den mikrobiologischen
ADI wird anhand von in vitro ermittelten MHK-Werten (minimale
Hemmkonzentrationen) für eine repräsentative Auswahl von Keimen der
natürlichen Darmflora und unter Verwendung von Korrektur- und
Sicherheitsfaktoren diejenige Dosis eines Stoffes ermittelt (z.B.
µg/Person), die keinen Effekt auf die Zusammensetzung und Integrität der
natürlichen Darmflora (Barriereneffekt) und keine Selektion resistenter
Darmbakterien bewirken kann

Wenn der mikrobiologische ADI (d.h., die mikrobiologisch sichere Dosis)
feststeht, werden MRL-Werte (Maximum Residue Limit) für die einzelnen
Lebensmittel wie Fleisch, Milch, Eier errechnet. Für diese Berechnung gilt,
dass bei Einhaltung der MRL die Summe aller Rückstände in einer täglichen
Verzehrsportion (300 g Fleisch; l00 g Leber, 50 g Niere, 50 g Fett; 1,5 L
Milch; l00 g Ei; 20 g Honig) den ADI nicht überschreiten darf.

Quelle:
Dr. Sabine Kallweit und Dr. Reinhard Kroker
Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), Berlin
AfT- Frühjahrssymposium 2003 „Zur Sicherheit von Lebensmitteln tierischen
Ursprungs“ am 6. u. 7. März 2003
Tagungsort: Wilhelm-Kempf-Haus, 65207 Wiesbaden-Naurod

 



 

  zum Seitenbeginn


© Copyright

AHO Aktuell ist ein Service von ANIMAL-HEALTH-ONLINE und @grar.de