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AHO Aktuell - 18.03.2003

FDP: Mehr BSE-Forschung notwendig


Berlin - Zur Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der
FDP-Bundestagsfraktion „Agrar- und forschungspolitische Auswirkungen der
BSE-Krise“ erklärt die Agrarexpertin der FDP-Bundestagsfraktion, Dr.
Christel Happach-Kasan:

Zunächst die gute Nachricht: Die Anzahl der Rinder, bei denen BSE
festgestellt wurde, ist rückläufig. Bisher wurden insgesamt 242 BSE-Fälle in
Deutschland registriert. In diesem Jahr gab es bisher 4 Fälle, gegenüber 40
im selben Zeitraum in 2001 und 34 in 2002. Dieser Rückgang bedeutet mehr
Sicherheit, aber gleichzeitig ist er unerklärlich. Die jetzt betroffenen
Geburtsjahrgänge 97/98 sind nicht anders aufgezogen worden als die 95/96
geborenen Tiere. Die Bundesregierung hat keine Erklärung für diesen
Rückgang. Das wäre nicht weiter beunruhigend, wenn nicht auch die Kenntnisse
über die Entstehung der Krankheit, ihre Ursachen, ihre Verbreitung, ihre
Epidemiologie immer noch ausgesprochen gering wären.
Die BSE-Inzidenz in den einzelnen Bundesländern bezogen auf 100 000 Rinder
älter als 24 Monate schwankt zwischen 0,35 (NRW) und 2,59
(Schleswig-Holstein). Die Ursache liegt, anders als die Bundesregierung
vermutet, nicht im administrativen Handeln sondern wohl eher in den
Handelsströmen von belasteten Futtermitteln wie z. B. Milchaustauschern.
Auch darüber liegen der Bundesregierung keine Daten vor.

Auch sonst sind die Kenntnisse über diese Rinderkrankheit bei der
Bundesregierung sehr gering, obwohl sie bereits vor mehr als 15 Jahren in
Großbritannien ausgebrochen ist. Weder der Zusammenhang zwischen der Menge
der aufgenommenen Erreger und dem Eintritt von BSE, noch die altersabhängige
Empfänglichkeit für das BSE-Agens sind bisher geklärt. Die Ausbreitung des
Erregers im Organismus ist weitgehend unbekannt, die Wirkungsweise des
natürlichen Prionproteins ebenfalls, genauso wie der eigentliche Ursprung
von BSE in Großbritannien. Es ist gleichfalls unbekannt, worauf
zurückzuführen ist, dass in der Schweiz und in Großbritannien auch nach der
Einführung des Fütterungsverbots von Tiermehlen zusammen fast 100 Rinder an
BSE erkrankt sind, obwohl die Verfütterung von infiziertem Tiermehl als
wesentlicher Übertragungsweg für die Krankheit gilt (Antwort auf Frage 30).
Angesichts der herrschenden Unwissenheit und der wirtschaftlichen Bedeutung
der Rinderhaltung für Deutschland (etwa 14 Millionen Rinder) ist der
finanzielle Aufwand für die Erforschung der Krankheit gering. Auf 6,5
Millionen Euro beläuft sich seit 2001 die Projektförderung, hinzu kommen
etwa 1 Million Euro für Forschungen am Standort Riems (Antwort auf Frage
33).
Im Vergleich dazu sind die Kosten von BSE für die Wirtschaft erheblich,
nämlich zehnmal so hoch. 75 Millionen Euro (Antwort auf Frage 13) kosten
jährlich die Entfernung und Vernichtung von spezifiziertem Risikomaterial
von Wiederkäuern, die im Hinblick auf den vorsorgenden Verbraucherschutz auf
Grund der BSE-Erkrankungen in Deutschland erforderlich wurden. Hinzu kommen
2,6 Millionen Euro für BSE-Schnelltests, die nicht von der EU getragen
werden.
Während die Bundesregierung bei der Grundlagenforschung über BSE eine
Politik der knappen Kassen verfolgt, geht sie mit dem Geld der Wirtschaft
großzügiger um. Sie setzt sich weiterhin für die Tötung der Kohortentiere
ein, obwohl weder in 2002 noch bisher in 2003 bei einem Kohortentier BSE
nachgewiesen wurde. Die Schweiz hat bereits die Kohortentötung beendet.
Obwohl bei keinem der mehr als 1,2 Millionen Rinder mit einem Alter unter 24
Monate, die freiwillig auf BSE getestet wurden, BSE auch festgestellt wurde,
gibt es regierungsamtliche Empfehlungen rot-grüner Regierungen wie z. B. der
Schleswig-Holsteinischen Landesregierung, diese freiwilligen Tests
durchzuführen. Diese Tests bedeuten keine erhöhte Sicherheit für die
Verbraucherinnen und Verbraucher, sondern nur erhöhte Kosten für die
Landwirte.
BSE kann nach Auffassung der FDP nur dann auf Dauer erfolgreich bekämpft und
zurückgedrängt werden, wenn wir mehr über diese Krankheit wissen, ihre
Ursachen und Übertragungswege. Die Bundesregierung investiert zu wenig in
die Erforschung der Krankheit und handelt damit gegen die Interessen eines
vorsorgenden Verbraucherschutzes.

 



 

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