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AHO Aktuell - 14.03.2003

BfR: BSE-Tests bei Schlachttieren weiterhin notwendig


Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

Stellungnahme des BfR vom 12. März 2003

In den vergangenen Tagen wurde in der Presse verbreitet die Ansicht
diskutiert, die Weiterführung der BSE-Tests, die in Deutschland bei allen
über 24 Monate alten Rindern vorgeschrieben sind (EU-weit bei über 30 Monate
alten Rindern), sei angesichts der geringen BSE-Fallzahlen nicht
sinnvoll.
Solche Überlegungen sind jedoch aus Sicht des Bundesinstitutes
für Risikobewertung (BfR) verfrüht.

Mit den flächendeckenden BSE-Tests wurden in Deutschland seit November 2000
insgesamt 241 Rinder als Träger des BSE-Erregers identifiziert (im selben
Zeitraum wurden rund 6 Millionen Tiere getestet). Fünf von insgesamt sieben
positiv getesteten Fällen im November/Dezember des Jahres 2000, 38 von 125
positiv getesteten Fällen des Jahres 2001 und 42 von 106 des Jahres 2002,
d.h. rund ein Drittel aller positiv getesteten Fälle, wurden durch
Routinetests bei der Normalschlachtung entdeckt. Ohne die BSE-Tests hätten
somit in diesem Zeitraum mehr als 80 nachweislich BSE-infizierte Tiere im
fortgeschrittenen Stadium der Inkubation als Lebensmittel in den Verkehr
gelangen können. Zwei der positiv getesteten Tiere waren jünger als 30
Monate, was die Absenkung des Testalters in Deutschland auf 24 Monate
rechtfertigt.
Im zweiten Halbjahr 2002 wurden monatlich zwischen 4 und 14 BSE-Fälle
gemeldet. Das belegt, dass BSE in Deutschland nach wie vor präsent ist.
Hinzu kommt, dass die derzeit verfügbaren BSE-Tests Rinder erst im letzten
Stadium der Inkubation erfassen. Wie viele Tiere sich in einem früheren
Inkubationsstadium befinden und deshalb durch die BSE-Tests nicht erfasst
werden, lässt sich aufgrund der noch unzureichenden Daten zur
epidemiologischen Situation nicht abschätzen.
Das Verbot der Verfütterung von Proteinen und Fetten warmblütiger Landtiere
an landwirtschaftliche Nutztiere, mit dem auch die unbeabsichtigte Aufnahme
solcher Futtermittel durch Rinder unterbunden und damit die Infektionskette
unterbrochen werden sollte, trat zum 1.12.2000 in Kraft. Ergebnisse von
Futtermittelanalysen zeigen aber, dass mit Tiermehl kontaminierte
Futtermittel erst zum Jahresende 2001 aus Produktion und Vertrieb
verschwanden. Eine Ausschaltung der Infektionsquelle "Futter" ist damit
frühestens ab dem Geburtsjahrgang 2002 zu erwarten. Die meisten der derzeit
geschlachteten Rinder sind vor dem Jahr 2002 geboren. Da nach derzeitigem
Kenntnisstand ein Zusammenhang zwischen der neuen Variante der
Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung des Menschen und BSE sehr wahrscheinlich ist
und die Erkrankung wie beim Rind unweigerlich tödlich endet, muss der
Verbraucher vor einer Aufnahme der Erreger geschützt werden. Nach Auffassung
des BfR sind die gesetzlich vorgeschriebenen BSE-Tests an über 24 Monate
alten Rindern dafür ein wichtiges Instrument. Sie sollten mindestens so
lange beibehalten werden, bis verlässlichere Aussagen dazu vorliegen, in
welchen Geweben der BSE-Erreger in verschiedenen Stadien der Inkubation zu
erwarten ist. Derzeit laufen Studien zur Ausbreitung des Erregers im Rind.
In den Studien wird ein hochempfindlicher Test eingesetzt. Mit
aussagekräftigen Ergebnissen wird frühestens in zwei Jahren gerechnet.
Erforderlich sind außerdem bessere epidemiologische Daten. Erst auf dieser
Basis wäre eine neue Bewertung der notwendigen Maßnahmen zum Schutz des
Verbrauchers möglich.

Hingegen bieten die freiwilligen BSE-Tests an jüngeren Rindern, wie sie zum
Teil von der Fleischwirtschaft durchgeführt werden, dem Verbraucher keinen
zusätzlichen Schutz. Die derzeit verfügbaren Tests sprechen bei Rindern
unter 24 Monaten praktisch nicht an, weil sich infizierte Tiere in einem zu
frühen Stadium der Inkubation befinden.



 



 

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