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AHO Aktuell - 14.03.2003

Würzburger Forscher erfolgreich im Kampf gegen Parasiten


Würzburg (idw) - Heidrun Moll und ihre Mitarbeiter von der Uni Würzburg
haben es erstmals geschafft, Tiere erfolgreich gegen den Parasiten
Leishmania zu impfen. Jetzt stehen die Immunologen vor entscheidenden
Experimenten: Sie wollen bei ihren Versuchsmäusen die Schlagkraft der
Immunabwehr so steigern, dass auch bereits infizierte Tiere geheilt
werden. Sollte ihnen das gelingen, kann die Behandlung als nächstes
bei erkrankten Menschen getestet werden.

Über die gelungene Impfung von Mäusen berichtet das US-amerikanische
"Journal of Immunology" in seiner neuesten Ausgabe. Die Forscher am
Würzburger Institut für Molekulare Infektionsbiologie haben in
Zusammenarbeit mit Kollegen aus Leipzig und Seattle den Ansatz der
Immunprophylaxe verfolgt: Weil das Immunsystem mit den Leishmanien
überfordert ist, wollten sie es auf natürliche Weise unterstützen.

Dazu benutzten sie so genannte dendritische Zellen. Diese nehmen von
ungebetenen Gästen im Körper eine Art molekularen Fingerabdruck: Sie
schlucken einige Erreger, zerlegen sie und befestigen die Bruchstücke an
ihrer Oberfläche. Dieses Beweismaterial präsentieren sie dann den
T-Lymphozyten. Dadurch lösen sie eine Art Initialzündung aus, und das
Immunsystem geht gezielt gegen die entdeckten Erreger vor.

Die Forscher entnahmen dendritische Zellen aus der Haut von Mäusen,
bepackten sie mit genau definierten Bestandteilen von Leishmanien und
injizierten sie den Tieren wieder. Danach wurden die Mäuse durch einen
kleinen Stich in die Haut mit den Parasiten infiziert. Nach einigen
Wochen zeigte sich, dass die künstlich aufgerüsteten dendritischen
Zellen ihre Arbeit offenbar zuverlässig erledigt hatten. Die geimpften
Mäuse blieben gesund, während ungeimpfte Tiere die typischen
Hautgeschwüre entwickelten.

Jetzt wollen die Wissenschaftler auch Mäuse heilen, die bereits mit
Leishmanien infiziert sind. Ihr Vorhaben wird im Rahmen des Bayerischen
Forschungsverbundes "Forimmun" gefördert. "Wenn diese Experimente
erfolgreich verlaufen, dann können erste klinische Studien an Menschen
in Angriff genommen werden", so Prof. Moll.

Die 12 bis 15 Millionen Menschen, die weltweit von Leishmanien befallen
sind, leben vor allem in Südamerika, Indien und dem Mittleren Osten,
zunehmend aber auch in Portugal, Spanien, Süditalien oder Griechenland.
Übertragen werden die Parasiten durch den Stich von Sandmücken. Danach
kann die Infektion ganz unterschiedlich verlaufen: Eine Art der
Leishmanien befällt die inneren Organe, und das endet ohne Behandlung
meist tödlich. Bei einer anderen Form entstehen überall dort, wo eine
Sandmücke zugestochen und Parasiten hinterlassen hat, Geschwüre in der
Haut, die nach und nach verkrusten. Lebensbedrohlich ist diese auch
Orientbeule genannte Form der Krankheit nicht.

Schutzimpfungen gegen die Leishmaniose gibt es bislang nicht, und die
verfügbaren Medikamente sind allesamt nicht perfekt: Die
gebräuchlichsten von ihnen enthalten das Schwermetall Antimon und haben
darum schwere Nebenwirkungen, schädigen zum Beispiel den Herzmuskel.
Andere Arzneien sind zu teuer, wieder andere kosten zwar wenig, wirken
aber nicht gegen alle Formen der Leishmaniose.

Der Artikel "Dendritic Cell (DC)-Based Protection Against an
Intracellular Pathogen Is Dependent Upon DC-Derived IL-12 and Can Be
Induced by Molecularly Defined Antigens" von den Autoren Christof
Berberich, José R. Ramírez-Pineda, Christine Hambrecht, Gottfried Alber,
Yasir A. W. Skeiky und Heidrun Moll ist erschienen im "Journal of
Immunology" 2003 170, Seiten 3171 bis 3179.




 



 

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