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AHO Aktuell - 26.02.2003

Rinderzucht: Verbesserung von Gesundheit und Fitness


(aid) - Zunehmend gewinnen bei der Selektion in der Rinderzucht die
funktionalen Merkmale Gesundheit und Fitness an Bedeutung gegenüber den
Produktionsmerkmalen Milch und Fleisch. Da diese funktionalen Merkmale
selbst keine hohe Erblichkeit besitzen, müssen zur Verbesserung der
Zuchtwertschätzung Hilfsmerkmale mit höherer Hertitabilität herangezogen
werden. So wird beispielsweise für das Merkmal "Auftreten klinischer
Mastitis" das Hilfsmerkmal "Zellzahl" genutzt. Außerdem lassen sich die
Merkmale Melkbarkeit, Eutertiefe und Zitzenlänge als "Eutergesundheitsindex"
einbeziehen. In der Bayerischen Landesanstalt für Tierzucht in Grub wird die
Melkbarkeit in bayerischen Fleckvieh- und Braunviehpopulationen mit Hilfe
des Lacto-Corders bestimmt. Eine Kombination der Merkmale
"durchschnittliches Minutengemelk" und "Zellzahl" könnte helfen, einer
Verschlechterung der Eutergesundheit bei steigendem Milchfluss
entgegenzuwirken. Zahlreiche Untersuchungen haben Zusammenhänge zwischen
Krankheitsanfälligkeit und Fruchtbarkeit einerseits und dem
Durchhaltevermögen bzw. der Persistenz des Milchflusses aufgezeigt. Die
Milchflusspersistenz weist eine ausreichende Erblichkeit auf und wäre daher
als Selektionsmerkmal geeignet - es fehlt allerdings noch eine genaue
Merkmalsdefinition. Die Beurteilung der Körperkondition der Milchkühe ("Body
Condition Scoring") erlaubt Hinweise auf die Energiebilanz; eine in den
verschiedenen Laktationsabschnitten ausgeglichene Energiebilanz lässt auf
eine gute Widerstandskraft gegenüber Stoffwechselkrankheiten sowie Klauen-
und Gliedmaßenproblemen schließen. Das "Body Condition Scoring" lässt sich
relativ einfach vom Tierhalter selbst erfassen und besitzt außerdem eine
ausreichende Heritabilität. Im Gesamtzuchtwert sind sowohl Produktions- als
auch funktionale Merkmale erfasst. Funktionale Merkmale könnten über eine
höhere Gewichtung beim Zuchtziel stärker gefördert werden. Norwegen hat
bereits vor 20 Jahren funktionale Merkmale im Zuchtziel verankert; das
Merkmal Mastitis-Resistenz hat dabei mit 21% den gleichen Stellenwert wie
das Produktionsmerkmal Eiweiß-kg. Norwegische Wissenschaftler vertreten die
Ansicht, dass die Gewichtung für das Zuchtziel Milchleistung nicht mehr als
30% betragen soll; nur so sei die Balance zwischen Produktion und Gesundheit
plus Fitness zu gewährleisten. Im österreichischen Gesamtzuchtwert sind die
Merkmale Milch:Fleisch:Fitness mit 37:18:45 gewichtet und beim bayerischen
Fleckvieh derzeit mit 42:21:37, wobei die funktionalen Merkmale über
Fruchtbarkeit, Totgeburtenrate, Kalbverlauf, Nutzungsdauer und Zellzahl
definiert sind. Die Genauigkeit geschätzter Zuchtwerte bei Merkmalen mit
niedriger Heritabilität ließe sich auch durch Erhöhung der geprüften
Nachkommen verbessern.

aid, Dr. Sigrid Baars

 



 

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