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AHO Aktuell - 15.02.2003

Amoxicillin: Keine ausreichende Blutspiegel bei oraler Gabe


Hannover (aho) – Werden Ferkel über das Futter oder Trinkwasser mit dem
Antibiotikum Amoxicillin behandelt, werden offensichtlich nur unzureichende
Blutspiegel des Antibiotikums erreicht. Zu diesem ernüchternden Ergebnis
kommt eine Versuchsreihe, die an der Tierärztlichen Hochschule Hannover
durchgeführt wurde.

Im Fütterungsversuch wurden sechs Ferkel in drei Teilversuchen im
„cross-over-Verfahren“ eingesetzt. Diese Ferkel wogen zwischen 15 und 24 kg
und wurden in der Klinik für kleine Klauentiere einzeln aufgestallt. In den
3 Teilversuchen wurden die Tiere über Trockenfutter, Feuchtfutter (Futter zu
Wasser = 1 zu 3) und Trinkwasser mit Amoxicillintrihydrat (Pulver) versorgt.
Das Futter enthielt 400 mg Amoxicillin/kg (ca. 20 mg/kg KM) und wurde ad
libitum (zur freien Aufnahme) angeboten. Die Dosierung orientierte sich an
dem Körpergewicht der Tiere. Auch das Wasser wurde ad libitum parallel zur
Fütterung angeboten, um Praxisbedingungen so weit wie möglich zu
entsprechen.

Zur Beurteilung der Bioverfügbarkeit von Amoxicillin wurde das Antibiotikum
Schweinen derselben Gewichtsklasse injiziert. Diese Schweine durchliefen
ebenfalls drei Teilversuche. In diesen Teilversuchen wurde
Amoxicillintrihydrat (ölige Suspension) i.m., Amoxicillin-Natrium i.v. und
Amoxicillintrihydrat (Pulver) (intragastral) direkt in den Magen per
Magenschlundsonde in nüchterne Tiere mit einer Dosis von 20 mg/kg KGW
verabreicht. Zum Nachweis von Amoxicillin wurde Blutserum gewonnen und auf
den Gehalt an Amoxicillin untersucht. Die gemessenen Amoxicillinblutspiegel
schwankten im Fütterungsversuch zwischen 0-1,6 Mikrogramm/ml (Tag 1) und
0-0,8 Mikrogramm/ml (Tag 3) Serum. Es konnten somit in keinem Teilversuch
(Trinkwasser, Feuchtfutter, Trockenfutter) über den Zeitraum der Dosierung
keine ausreichenden Blutspiegel erzielt werden, um grampositive und vor
allem gramnegative Bakterien zu bekämpfen.

Im Vergleich der Teilversuche im Fütterungsversuch konnte zwischen diesen
kein deutlicher (signifikanter) Unterschied festgestellt werden. Die
Bioverfügbarkeiten (Vergleich zwischen injiziertem und über das Futter oder
Trinkwasser verabreichtes Amoxicillin) lagen an Tag 1 zwischen 14,4% und
28,8 % und an Tag 3 nur noch zwischen 6% und 10,6 %. Die orale
Bioverfügbarkeit nach intragastraler Injektion (direkte Gabe in den Magen)
von 20 mg/kg Amoxicillintrihydrat gelöst in 200 ml Wasser ohne zusätzliche
Fütterung lag mit 90,8 % deutlich höher.

Diese Versuche belegen den negativen Einfluss des Futters auf die
Bioverfügbarkeit von oral verabreichtem Amoxicillin. Somit erscheint eine
Behandlung von Ferkeln über das Futter oder Trinkwasser als nicht
gerechtfertigt. Allein durch eine Injektionsbehandlung werden ausreichende
Blutspiegel erreicht.


Quelle:
Morthorst, Dirk
Bioverfügbarkeit von Amoxicillin bei Absatzferkeln nach peroraler und
parenteraler Applikation über Futter und Trinkwasser unter verschiedenen
Bedingungen;
Institut für Pharmakologie, Toxikologie und Pharmazie sowie der Klinik für
kleine Klauentiere und forensische Medizin und Ambulatorische Klinik der
Tierärztlichen Hochschule Hannover, Dissertation, 2002

 



 

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