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AHO Aktuell - 12.02.2003

Am Milchgeld fehlen fast 200 Millionen Euro


L P D - Niedersachsens Milchbauern fehlt für das Kalenderjahr 2002 ein
dicker Betrag in der Kasse. Die Milcherzeugerpreise gaben nach Berechnungen
der Landesvereinigung der Milchwirtschaft auf breiter Front nach. Im
Jahresmittel sanken sie im Jahr 2002 gegenüber dem Vorjahr um 3,87 Cent je
Kilogramm Milch. Bei Abholung ab Hof für Milch mit 3,7 Prozent Fett und 3,4
Prozent Eiweiß erhielten die Landwirte im Jahresdurchschnitt 28,25 Cent/kg,
im Vorjahr waren es 32,12 Cent/kg gewesen. Profitiert haben davon in erster
Linie die Verbraucher, die Milch und Milchprodukte zu sehr niedrigen Preisen
einkaufen konnten.

Für die rund mehr als 17.000 Milcherzeuger summieren sich die 3,87 Cent je
Kilogramm Milch zu einer beachtlichen Summe auf. Bei einer Anlieferungsmenge
von 4,88 Milliarden kg Milch im Milchland Niedersachsen wird aus den wenigen
Cent eine Summe von fast 200 Millionen Euro. Ein durchschnittlicher Betrieb
mit einer Kuhzahl von 60 Tieren oder einer Milchquote von 500.000 kg
verdiente auf Grund des gesunkenen Milchgeldes im Jahr 2002 rund 20.000 Euro
weniger. Dieser Betrag fehlt den Landwirten direkt im Portemonnaie, anders
ausgedrückt: der Fehlbetrag schmälert den Gewinn. Die bäuerlichen Familien
können dieses Geld nicht für den privaten Konsum ausgeben und sie können es
noch weniger für Investitionen oder betriebliches Wachstum verwenden. Gerade
letzteres aber wäre dringend notwendig, wenn die von EU-Agrarkommissar Franz
Fischler vorgestellten "Reformpläne" zum Milchmarkt Wirklichkeit werden
sollten. Fischler möchte die im Rahmen der Milchquote zulässige Menge
erhöhen und zugleich die Preise drosseln und setzt damit von zwei Seiten den
Milchmarkt weiter unter Druck. Gegen diese Absicht setzt sich der Berufstand
vehement zur Wehr. Die von Fischler ebenfalls angepeilte Stärkung der
Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Milchbauern ließe sich auf diesem Wege
auf keinen Fall erreichen.

Nutznießer der aus Erzeugersicht unbefriedigenden Erlöse sind die
Verbraucher. Sie konnten im vergangenen Jahr Milch und Milchprodukte zu
niedrigen Preisen erstehen. Butter beispielsweise kostete im Dezember 2002
mit 0,87 Euro für das 250-Gramm-Stück exakt 8,4 Prozent weniger als im
gleichen Vorjahrszeitraum. Die ZMP in Bonn hat einen ähnlich hohen
Preisabstand bei Vollmilch festgestellt. Mit 0,58 Euro für den Liter war sie
um 7,8 Prozent billiger. Die Erzeugungskosten dieser hochwertigen Produkte
dagegen haben sich nicht verringert, die Zeche für den preiswerten Einkauf
zahlen damit die Landwirte.

 



 

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