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AHO Aktuell - 11.12.2002

Umweltministerium rät von Gänsestopfleber ab


Saarbrücken (aho) - Beim Festmahl an Weihnachten sollten Verbraucher auch
den Tierschutz im Blick haben und darauf achten, unseren Mitgeschöpfen
unnötiges Leid zu ersparen. Aus diesem Grund rät das Umweltministerium des
Saarlandes von Gänsestopfleber ab. Und wenn gebratene Gans auf dem Tisch
kommen soll, empfiehlt es sich unbedingt darauf zu achten, dass die Tiere im
Freiland artgerecht gehalten und gemästet wurden.

Wer gerne Gans isst, sollte Wert darauf legen, dass sie aus Freilandhaltung
stammt. Solche Gänse sind in der Regel einige Euro teurer als Mastgänse aus
Intensivhaltungen. Letztere sind aus Tierschutzsicht problematisch, weil die
Tiere unter dem harten Druck der Preispolitik unter Bedingungen extremer
Turbomast und Massentierhaltung aufwachsen. Insbesondere in speziellen
Gänsemastbetrieben in Österreich und einigen anderen EU-Ländern müssen die
Tiere großes Leid ertragen, bevor sie in Form der Schlachtung von ihren
Qualen erlöst werden.
Damit die Gänse in möglichst kurzer Zeit viel zunehmen, werden sie in großer
Zahl auf engstem Raum zusammengepfercht und unter Bedingungen gehalten, die
ihnen noch nicht einmal ansatzweise die Möglichkeit bieten, ihren arteigenen
Bedürfnissen gerecht zu werden. Harter Betonboden und Kunstlicht sind
Bedingungen, die beispielhaft die unnatürliche gesundheitsschädliche
Umgebung charakterisieren, unter denen die Tiere aufwachsen. Durch massive
Zuchtselektion wurden Gänserassen herangezogen, die möglichst schnell an
Gewicht zunehmen.
Der Preis sind schmerzhafte Nebenwirkungen wie Gelenkentzündungen, Atemnot
oder Knochenbrüche. Die Mastdauer, die bei Freilandgänsen mindestens 20
Wochen beträgt, wird bei Stallgänsen auf rund zehn Wochen reduziert.
Viele der Weihnachtsgänse sind darüber hinaus unfreiwillige Lieferanten der
bei Gourmets begehrten Stopfleber, wobei die Produktion der zweifelhaften
Delikatesse für die Gänse ein Martyrium darstellt. Mehrmals täglich führt
man den Tieren ein etwa 50 Zentimeter langes Metallrohr durch den Hals ein,
das bis in den Magen reicht. Durch dieses Rohr werden ihnen während der
Zwangsfütterungen täglich bis zu 2,5 Kilogramm verquollener, stark
gesalzener Maisbrei verabreicht. Auf den Menschen umgerechnet würde dies
bedeuten, dass wir täglich rund ein Fünftel unseres Körpergewichtes essen
müssten!
Beim Stopfen der Gänse sind schwere Verletzungen der Speiseröhre an der
Tagesordnung, wobei die Hälse mancher Tiere so stark verletzt sind, dass
sich regelrechte Löcher bilden, durch die das Wasser, das die Tiere trinken,
nach dem Schlucken nach außen tropft. Wird die Menge des Futterbreis zu hoch
dosiert, platzt der Magen der Gänse, wodurch sie unter starken Schmerzen
verenden. Durch das für die Tiere ungesunde, viel zu opulent bemessene
Futter verändern sich ihre Lebern innerhalb kürzester Zeit drastisch, sie
blähen sich regelrecht auf. Derart veränderte, krankhafte Lebern von
Stopfgänsen wiegen über ein Kilogramm, rund zehnmal so viel wie die Leber
einer gesunden, natürlich ernährten Gans.






 



 

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