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AHO Aktuell - 10.12.2002

‚In der Agrarpolitik wird oft zu kurz gedacht!‘


Hannover (aho) -„Mangelnden Weitblick und Realitätssinn“ warf Walter Remmers
als Vertreter des Deutschen Verbandes Tiernahrung (DVT) heute in Hannover
deutschen und europäischen Agrarpolitikern vor. „Wir müssen leider
feststellen, dass agrarpolitische Entscheidungen zunehmend nicht zu Ende
gedacht werden und die Agrarwirtschaft dann mit den Konsequenzen im Regen
stehen gelassen wird“, so Remmers. Konkret bezog er sich damit auf eine
EU-Richtlinie, die ab 1. August 2003 das Verschneiden von
Einzelfuttermitteln, die unerwünschte Stoffe enthalten, verbietet. Dies gilt
für Landwirte und Mischfutterhersteller gleichermaßen.
Remmers betonte, dass die Mischfutterbranche das Verschneidungsverbot nicht
generell ablehne. Er forderte jedoch eine Differenzierung nach Art der
unerwünschten Stoffe und deren Gefährdungspotenzial für Mensch und Tier.
Höchstwerte müssten auf der Basis wissenschaftlich gesicherter Erkenntnisse
festgelegt werden und für die Gesamtration gelten. Besonders kritisch sieht
Remmers das Verschneidungsverbot im Zusammenhang mit einer möglichen
Festlegung von Höchstwerten für Mykotoxine in Getreide. Getreide stellt
sowohl für den Landwirt, der sein Futter selbst mischt, als auch für den
Mischfutterhersteller das wichtigste Einzelfuttermittel dar. Die
Mykotoxinbelastung der Getreideernte hängt wesentlich von dem
Witterungsverlauf ab und lässt sich nur begrenzt durch pflanzenbauliche
Maßnahmen beeinflussen.
Die Festlegung von zu engen Höchstwerten in Verbindung mit einem Verbot,
leicht belastetes Getreide mit unbelasteten Partien zu vermischen, würde
bedeuten, dass in ungünstigen Jahren große Getreidepartien vernichtet werden
müssten. Der wirtschaftliche Schaden für die Landwirtschaft wäre
beträchtlich. Außerdem gab Remmers zu bedenken, sei völlig unklar, wo das
Verschneidungsverbot anfange. „Verstößt der Landwirt, der belastetes
Getreide von Feld A mit der unbelasteten Ernte von Feld B in seinem Silo
zusammenschüttet, bereits gegen das Verschneidungsverbot?“
Auch der Mischfutterhersteller stehe vor dem Problem, dass während der Ernte
viele Getreidepartien unterschiedlicher Herkünfte angeliefert würden, deren
Mykotoxinbelastung aufgrund fehlender exakter Methoden nicht schnell
bestimmt werden könnte. „Wir können nicht jede Partie einzeln zwischenlagern
bis die mit der HPLC-Methode ermittelten Untersuchungsergebnisse vorliegen“,
so Remmers. Hier zeige sich deutlich, wie praxisfremd politische
Vorstellungen sein könnten. Ein generelles Verschneidungsverbot sei daher
abzulehnen. Vielmehr sei es Aufgabe von Politik und Wirtschaft, gemeinsam
nach gangbaren Lösungen zu suchen, die einerseits die Gesundheit von Mensch
und Tier nicht gefährden und andererseits unsinnige wirtschaftliche Verluste
vermeiden.



 



 

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