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AHO Aktuell - 03.12.2002

Invasive Arten bedrohen die biologische Vielfalt


(idw) - So niedlich ein Waschbär auch aussehen mag: In deutschen Wäldern
breitet sich der aus Amerika stammende und hier ausgewilderte Kleinbär
dramatisch aus und hat innerhalb von nur 50 Jahren praktisch die
gesamten deutschen Mittelgebirge besiedelt. Doch auch weniger bekannte
Arten können zu großen Problemen führen, wenn sie in fremde Gebiete
verschleppt oder eingeführt werden - seien es Säugetiere, Insekten,
Pflanzen oder auch Mikroorganismen.

"Invasive gebietsfremde Arten", so werden Organismen bezeichnet, die -
in ihrem angestammten Herkunftsgebiet durchaus unauffällig - sich in
neuer Umgebung stark ausbreiten, heimische Arten verdrängen und ganze
Ökosysteme verändern. Meist handelt es sich um flexible,
anpassungsfähige Arten, die in ihrem neuen Lebensraum keine natürlichen
Feinde oder Gegenspieler haben. Weltweit gibt es viele Beispiele für
invasive Arten, und angesichts globaler Handelsströme und zunehmender
Mobilität tritt das Problem immer stärker in Erscheinung.

Beispiel Wildpflanzen: Der aus Fernost stammende Japanische
Staudenknöterich (Reynoutria japonica) breitet sich bei uns unter
anderem an Ufersäumen aus und verdrängt dort die natürliche Vegetation.
Er kann sich auch mit dem ebenfalls hier nicht heimischen
Sachalin-Staudenknöterich (Reynoutria sachalinensis) kreuzen und einen
besonders widerstandsfähigen, schwer bekämpfbaren Hybrid bilden.

Beispiel Pflanzenschädlinge: Der mit Holz aus Nordamerika eingeschleppte
Pilz Ophiostoma novo-ulmi, Erreger des Ulmensterbens, hat sich in
Mitteleuropa in den letzten drei Jahrzehnten rasant verbreitet und zum
Absterben ganzer Ulmenbestände geführt. Der Asiatische
Laubholz-Bockkäfer (Anoplophora glabripennis), dessen Larven im Holz
gesunder Laubbäume leben und sie zum Absterben bringen, ist eventuell
ein nächster Kandidat: In Amerika konnte sich der aus China stammende
Käfer bereits ansiedeln, in Österreich und Deutschland wurde er in den
letzten beiden Jahren vereinzelt gefunden. Verpackungsholz ist ein
bedeutender Übertragungsweg für diesen Schädling.

Beispiel Säugetiere: Der Marderhund, ein dem Waschbären ähnelnder
Wildhund, hat sich im Osten Deutschlands seit Mitte der 90er Jahre
drastisch vermehrt. Der äußerst anpassungsfähige und konkurrenzstarke
Allesfresser - er ernährt sich unter anderem von Kleinsäugern,
Jungvögeln, Lurchen, Früchten und Beeren - stammt aus Ostasien und wurde
in den 1930er Jahren von Pelztierzüchtern westlich des Urals
freigesetzt. Mittlerweile hat er die Oder überwunden und ist vor allem
in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg anzutreffen, kommt aber
wahrscheinlich schon in allen Bundesländern vor.

Die meisten Arten, die in der Vergangenheit nach Mitteleuropa eingeführt
oder eingeschleppt wurden, haben keine Probleme verursacht. Man kann es
aber einer Art nicht so ohne Weiteres ansehen, ob sie ein invasives
Potenzial hat. Daher muss vor dem Hintergrund einer verantwortungsvollen
Nutzung betroffener Ökosysteme - beruhend auf den Grundsätzen von
Nachhaltigkeit und Umweltvorsorge - die Einbringung und das Management
gebietsfremder Arten sorgfältig bewertet werden. Hier besteht großer
Forschungs-, aber auch Regelungsbedarf. Im Geschäftsbereich des
Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft
befassen sich vor allem drei Forschungseinrichtungen mit dieser
Thematik: Die Biologische Bundesanstalt (BBA), die
Bundesforschungsanstalt für Fischerei (BFAFi) und die
Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft (BFH). Im neuen
ForschungsReport 2/2002 berichten sie anhand konkreter Beispiele über
das Problem.

Der Artikel "Invasive gebietefremde Arten: Eine Gefahr für die
biologische Vielfalt" ist nachzulesen in der Ausgabe 2/2002 des
ForschungsReports, dem Wissenschaftsmagazin des Senats der
Bundesforschungsanstalten. Das 60 Seiten starke Heft mit dem
Themenschwerpunkt "Biologische Vielfalt" ist kostenlos zu beziehen über
die Geschäftsstelle des Senats der Bundesforschungsanstalten in
Braunschweig, Tel.: 0531/299-3396, eMail.

Informationsdienst Wissenschaft - idw - - Pressemitteilung
Senat der Bundesforschungsanstalten im Geschäftsbereich des BMVEL,
03.12.2002

 



 

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