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AHO Aktuell - 28.11.2002

Weniger Methanemission bei Nutztieren durch optimierte Ernährung


(idw) - Wiederkäuer tragen zu einem erheblichen Teil zum Ausstoß des
Treibhausgases Methan bei. Ein Wissenschaftlerteam des
Forschungsinstituts für die Biologie landwirtschaftlicher Nutztiere
(FBN) hat jetzt herausgefunden, dass die Methanbildung im Pansen der
Tiere signifikant zurückgeht, wenn ihnen ein Futter verabreicht wird,
das mit bestimmten sekundären Pflanzenstoffen - Tanninen - angereichert
ist. Im neuen ForschungsReport berichten die Forscher über ihre
Ergebnisse.

Methan gehört zu den Gasen, die den Treibhauseffekt in der Atmosphäre
verursachen. Die Treibhausgase lassen die Sonnenstrahlen zwar einfallen,
verhindern aber die Wärmeabstrahlung von der Erde in den Weltraum.
Aktuellen Schätzungen zufolge liegt die globale Methan-Emission bei 535
Megatonnen pro Jahr, der Anteil aus der Tierhaltung wird mit 103
Megatonnen, immerhin 19 %, beziffert. Drei Viertel dieses Anteils gehen
dabei auf das Konto von Rindern.

Im Pansen von Wiederkäuern leben Mikroorganismen, die zellulosereiche
Futterstoffe wie Gräser und Stroh in großem Umfang aufschließen. Dadurch
können Rind & Co. dieses Futter verwerten. Allerdings entsteht bei den
mikrobiellen Umsetzungen in den Vormägen Methan, das vom Stoffwechsel
der Wiederkäuer nicht genutzt werden kann. 9-13 % der verdaulichen
Energie gehen auf diese Weise verloren. Das Methan entweicht in die
Atmosphäre. Die Methanproduktion der Tiere wird von der Tierart, deren
Körpermasse sowie dem Futterverzehr bestimmt. So stößt eine Kuh jeden
Tag rund 280 Liter Methan aus, ein Schaf 25 Liter.

Im Forschungsinstitut für die Biologie landwirtschaftlicher Nutztiere
(FBN) in Dummerstorf bei Rostock sucht ein Wissenschaftlerteam um Dr.
Ulrike Schönhusen nach Wegen, die Methanemission beim Wiederkäuer zu
reduzieren, ohne dass es zu größeren Leistungseinbußen bei den Tieren
kommt. Es ist seit langem bekannt, dass Protozoen (Einzeller), die im
Pansen die Methanbildung fördern, eine wichtige Rolle beim Nahrungsabbau
spielen. Das Wirtstier ist aber nicht unbedingt auf diese Mikroben
angewiesen. In Versuchen mit Kälbern, die in den ersten zwei Monaten
protozoenfrei aufgezogen wurden, zeigte sich, dass diese bis zu 30 %
weniger Methan freisetzen als gleichaltrige Artgenossen, die in der
fünften Lebenswoche durch Pansensaftübertragung mit Protozoen "beimpft"
wurden. Der Ansatz der Wissenschaftler aus dem FBN geht nun dahin, die
Protozoenentwicklung im Pansen zu hemmen.

Da es Anhaltspunkte dafür gibt, dass kondensierte Tannine - sekundäre
Pflanzeninhaltssoffe, die in vielen Leguninosen vorkommen - die
Methanbildung hemmen können, inkubierten die Wissenschaftler Pansensaft
von Rindern im Labor mit Hornklee - einer tanninhaltigen
Futterleguminose - und mit einem tanninhaltigen Extrakt aus dem
Quebracho-Baum (Schinopsis balansae). Außerdem untersuchten sie, wie
sich eine Zulage von Quebracho-Tanninen in der Futterration der
Pansensaft-Spendertiere auf den mikrobiellen Stoffwechsel auswirkt.
Dabei konnten die Forscher aus dem FBN erstmals nachweisen, dass Tannine
die Methanbildung spezifisch und dosisabhängig hemmen. Die Fütterung des
Quebracho-Tanninextraktes führte gleichzeitig zu einer Dezimierung der
Protozoen im Pansen.

Im neu erschienenen ForschungsReport, dem Wissenschaftsmagazin des
Senats der Bundesforschungsanstalten, berichten Ulrike Schönhusen und
Mitarbeiter ausführlich über ihre Versuche. Daneben finden sich in dem
Heft zehn weitere Artikel aus dem gesamten Spektrum des
BMVEL-Forschungsbereiches. Schwerpunktmäßig geht es in dieser Ausgabe um
das Thema "Biologische Vielfalt".

Der 60 Seiten starke ForschungsReport 2/2002 mit dem Schwerpunkt
"Biologische Vielfalt" ist kostenlos zu beziehen über die
Geschäftsstelle des Senats der Bundesforschungsanstalten im
Geschäftsbereich des Bundesverbraucherministeriums, Messeweg 11/12,
38104 Braunschweig, Tel.: 0531/299-3396, e-Mail.


Informationsdienst Wissenschaft - idw - - Pressemitteilung
Senat der Bundesforschungsanstalten im Geschäftsbereich des BMVEL,
28.11.2002

 



 

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