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AHO Aktuell - 02.11.2002

Chlamydophila abortus: Gefährlich für Mensch und Tier


Zürich / Chur / Bern (aho) – Chlamydien sind gefürchtete Aborterreger bei
Rindern, Schafen und Ziegen. Dieser Erreger kann aber auch bei Frauen eine
Fehlgeburt auslösen. Hierauf weisen noch einmal eindringlich Human – und
Veterinärmediziner in der Fachzeitschrift „Schweizer Archiv für
Tierheilkunde“ hin. Auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in der Schweiz,
der Rinder und Ziegen hält, verlammten in der Saison 2000/2001 etwa die
Hälfte aller weiblichen Ziegen. Als Ursache wurde eine Infektion mit dem
Erreger „Chlamydophila abortus“ (Chlamydia psittaci serovar 1)
identifiziert. In dieser Zeit hatte eine schwangere Frau (Graviditätswoche
19/20) Kontakt mit den verlammenden Ziegen. In der Folge erkrankte sie an
einer schweren Allgemeininfektion und verlor ihr Kind durch eine Fehlgeburt.
In der Plazenta der Patientin konnte ebenfalls Chlamydophila abortus
nachgewiesen werden. (1)

Eine Schweizer Untersuchung, die ebenfalls kürzlich in der Fachzeitschrift
„„Schweizer Archiv für Tierheilkunde“ veröffentlicht wurde belegt, daß
Chlamydophila abortus häufig bei Aborten bei Schafen und Ziegen ursächlich
beteiligt ist. Während zwei Ablammsaisons (1996/97, 1997/98) wurden 144
Aborte von Ziegen und 86 von Schafen auf die Beteiligung verschiedener
Aborterreger untersucht. Zu den am häufigsten nachweisbaren Aborterregern
gehört Chlamydophila abortus (Schaf 39 Prozent, Ziege 23 Prozent), danach
folgt Toxoplasma gondii (Schaf 19 Prozent, Ziege 15 Prozent). An dritter
Stelle folgt Coxiella burnetii (Schaf 1 Prozent, Ziege 10 Prozent). Andere
Erreger wie Neospora caninum und Border-Disease-Virus sind prozentual von
untergeordneter Bedeutung. Gelegentlich wurde bei Ziegen (2 Prozent) ein
Vitamin E/Selen Mangel nachgewiesen. (2)

Offensichtlich ist der Erreger des enzootischen Schafabortes „Chlamydophila
abortus“ (Chlamydia psittaci Serotyp 1) in der Schweiz weit verbreitet. Aus
acht Schweizer Kantonen (Aargau, Bern, Zürich, Appenzell-Ausserrhoden,
Appenzell-Innerrhoden, Fribourg, Wallis und Graubünden) haben
Wissenschaftler in der jüngeren Vergangenheit insgesamt 639 Schafbetriebe
Blutproben auf Antikörper gegen Chlamydophila abortus untersucht. Diese
Auswahl ist repräsentativ für 57 Prozent aller Schweizer Schafbestände und
60 Prozent des Schweizer Schafbestandes. In 118 Schafhaltungen wurde man
fündig. Durchschnittlich waren somit 18 Prozent der Bestände infiziert. Im
Kanton Graubünden waren es 41 Prozent. (3)

Nach Meinung der beteiligten Wissenschaftler sollte ein Überwachungs- und
Bekämpfungsprogrammen etabliert werden.


(1) A. Pospischil, R. Thoma, M. Hilbe, P. Grest, D. Zimmermann,
J.-O. Gebbers
Abort beim Menschen durch Chlamydophila abortus (Chlamydia psittaci
serovar 1)
Schweizer Archiv für Tierheilkunde, Seite 463 - 466,
Band 144, 2002, Heft 9

Beteiligte Institute:
Institut für Veterinärpathologie der Universität Zürich
Graubündner Veterinär-bakteriologisches Laboratorium, Chur
Institut für Klinische Pathologie der Universität Zürich
Institut für Pathologie des Kantonsspitals Luzern

(2) H. Chanton-Greutmann, R. Thoma, L. Corboz , N. Borel, A. Pospischil
Aborte beim kleinen Wiederkäuer in der Schweiz: Untersuchungen während zwei
Ablammperioden (1996-1998) unter besonderer Beachtung des Chlamydienabortes
Schweizer Archiv für Tierheilkunde, Seite 483 - 492,
Band 144, 2002, Heft 9

Beteiligte Institute:
Institut für Veterinärpathologie
Graubündner Veterinär-bakteriologisches Laboratorium, Chur
Veterinärbakteriologie der Universität Zürich

(3) N. Borel, M. G. Doherr, E. Vretou, E. Psarrou, R. Thoma, A. Pospischil
Chlamydienabort beim Schaf: Untersuchung der Seroprävalenz in der Schweiz
mittels eines kompetitiven ELISA (cELISA)
Schweizer Archiv für Tierheilkunde, Seite 474 - 482,
Band 144, 2002, Heft 9

Beteiligte Institute:
Institut für Veterinärpathologie der Universität Zürich
Departement für klinische Veterinärmedizin der Universität Bern
Hellenic Pasteur Institute, Athen
Graubündner Veterinär-bakteriologisches Laboratorium, Chur

 



 

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