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AHO Aktuell - 18.10.2002

Schweiz: Border Disease in einem Schafbetrieb


Bern / Zürich (aho) – Veterinärmediziner der Universitäten von Zürich und
Bern berichten in der Fachzeitschrift „Schweizer Archiv für Tierheilkunde“
über den ersten Fall der Viruserkrankung „Border Disease“ (BD), der in einem
Schweizer Schafherde festgestellt wurde. Die Erkrankung wird durch das
„Border-Disease-Virus“, einem sogenannten „Pestivirus“ hervorgerufen. Der
bekannteste Symptomenkomplex ist das sogenannte „Hairy Shaker Syndrome“,
gekennzeichnet durch geringe Geburtsgewichte, Wachstumsprobleme,
Vliesveränderungen und (tonisch-klonischen Tremor) Zittern sowie Ataxie
(Gangunsicherheit). Schafe können symptomlos infiziert sein und bilden ein
permanentes Virusreservoir. Sie sind für die Streuung des Erregers in den
Herden verantwortlich. Das Virus kann auch im Mutterleib auf das ungeborene
Lamm übertragen werden. Bei einer Infektion in frühen Trächtigkeitsstadien
können Resorption der Frucht, Mumifikation, Abort, Totgeburt, Geburt
lebensschwacher Lämmer und Mißbildungen am Gehirn beobachtet werden. BD
wurde erstmalig in Großbritannien im Jahre 1959 beschrieben.

Wie die Veterinärmediziner berichte, hatten drei von 30 Mutterschafen des
betroffenen Bestandes im Frühjahr Lämmer zur Welt gebracht, welche zitterten
und ein gewelltes Vlies aufwiesen. Eines der Lämmer, weiblich und 3 Wochen
alt, wurde deshalb zur weiteren Abklärung in die Klinik Zürich eingeliefert.
Bei der Untersuchung war das Tier sehr nervös und blökte andauernd. Es
zitterte am ganzen Körper, insbesondere am Kopf. Weiter zeigte das Lamm eine
Nachhandataxie (Gangunsicherheit). Die Ab- und Adduktion sowie das
Überkreuzen der Hintergliedmassen wurden verzögert korrigiert. Bei der
Virusisolierung wurde in der Zellkultur ein Pestivirus nachgewiesen, und
auch die Hautbiopsie erwies sich als Antigen-positiv. Um das Vorhandensein
der Border Disease in der Herde nachzuweisen, wurden bei allen Schafen für
den Pestivirus-Antikörper-Nachweis und die Virusisolierung entnommen. 31
Schafe waren serologisch positiv, bei sechs Tieren lag der Antikörpertiter
im Grenzbereich zwischen positiv und negativ, und vier Tiere waren
serologisch negativ. Von acht Tieren wurden Pestiviren isoliert (inkl.
Lamm). Drei der Virus-positiven Tiere waren serologisch negativ, drei wiesen
ein Resultat im Grenzbereich auf, und zwei Tiere waren serologisch positiv.
Sechs der
insgesamt acht Viren, welche von den Tieren dieser Herde in Zellkultur
isoliert wurden, konnten eindeutig als Border-Disease-Viren handelte. Damit
wurde in der Schweiz das Border-Disease-Virus erstmals isoliert.

Das an die Klinik eingelieferte Lamm wurde nach 3-monatiger Beobachtung
euthanasiert und seziert. In zahlreichen untersuchten Organen wurde
labordiagnostisch Pestivirusantigen nachgewiesen. Aufgrund der weiteren
Abklärungen bestand der Verdacht, dass sich die Schafe beim gemeinsamen
Weidegang mit infizierten Tieren eines anderen Betriebes angesteckt hatten.
Alle Antigen-positiven Tiere wurden geschlachtet, um eine weitere
Verbreitung des Virus zu verhindern.



U. Braun, M. Hilbe, F. Ehrensperger, F. Salis, P. Alther, M. Strasser, H.P.
Stalder, E. Peterhans
Border Disease in einem Schafbetrieb
Schweizer Archiv für Tierheilkunde, Seite 419 - 426, Band 144, 2002, Heft 8

 



 

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