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AHO Aktuell - 15.10.2002

Tiergerechte und umweltverträgliche Legehennenhaltung


Darmstadt (aho) - Ziel des vom Bundesministerium für Verbraucherschutz,
Ernährung und Landwirtschaft (BMVEL) geförderten und vom KTBL durchgeführten
Modellvorhabens war es, Erkenntnisse über die baulichen und
verfahrenstechnischen Neuerungen in der Boden- und Volierenhaltung von
Legehennen zusammenzutragen. Auf insgesamt vier Betrieben wurden über einen
Zeitraum von zweieinhalb Jahren Daten gesammelt und ausgewertet – das KTBL
stellt die Ergebnisse vor.

Bodenhaltung und Volierenhaltung – eine praxisreife Alternative

Die Modellbetriebe erbringen den Beweis, dass die Bodenhaltung und die
Volierenhaltung von Legehennen unter den aktuellen Produktionsbedingungen
eine praxisreife Haltungsalternative zur herkömmlichen Batteriehaltung
bieten, im Detail jedoch noch verbesserungsfähig sind. Volierenhaltungen
weisen dabei gegenüber der Bodenhaltung aufgrund der höheren Besatzdichte
wirtschaftliche Vorteile auf. Die Wirtschaftlichkeit ist im Wesentlichen
jedoch von möglichst guten biologischen Leistungsdaten und einem
durchdachten Vermarktungskonzept abhängig. Der Gesamterfolg der alternativen
Haltungssysteme wird darüber hinaus wesentlich durch die Herkunft und
Aufzucht der Junghennen mitbestimmt. Allerdings gibt es in der Praxis noch
zu wenige auf die Anforderungen der Legehennenhalter ausgerichtete
Aufzuchtmöglichkeiten. Hier besteht erheblicher Nachholbedarf.

Arteigene Verhaltensweisen und Fehlverhalten

Alternative Haltungssysteme bieten den Hennen zahlreiche Möglichkeiten zur
Ausübung der arteigenen Verhaltensweisen und viel Raum für freie Bewegung.
Sie sind diesbezüglich als tiergerecht zu beurteilen - Außenscharrräume
haben sich nach den Erfahrungen aus dem Modellvorhaben bewährt und sollten
als Standard zu jedem alternativen Haltungssystem gehören. Sie erfüllen
wichtige Funktionen für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Hennen.
Fehlverhalten wie Kannibalismus und Federpicken sowie das Vorkommen von
verlegten Eiern zählen noch immer zu den ungelösten Problemen alternativer
Haltungssysteme. Durch die Erfüllung zahlreicher Grundvoraussetzungen, wie
z. B. angepasste Aufzucht sowie bedarfsgerechte Fütterung, kann diesen
Erscheinungen vorgebeugt werden; das Auftreten lässt sich jedoch in keinem
Fall ausschließen und kann die Wirtschaftlichkeit eines Durchganges
gefährden.

Umwelt und Stallklima

Von Auslaufhaltungen geht eine potenzielle Gefahr der Nährstoffanreicherung
im Boden aus. Unter ökologischen Gesichtspunkten ist deshalb u. a. die Größe
der Bestandseinheiten für Freilandhaltungen zu begrenzen. Gleichzeitig
sollte der Einsatz technischer Einrichtungen zur Kotbehandlung, -trocknung
oder -belüftung auch in alternativen Haltungssystemen weiter forciert
werden. Die Kotlagerung im Stall unter Rost ist unter den Gesichtspunkten
Umwelt und Stallklima nicht empfehlenswert.

Ökologische Hennenhaltung

Die Produktionsvorschriften, z. B. zu Besatzdichte, Schnabelkupieren,
Futtergrundlage, sind in der ökologischen Hennenhaltung enger gefasst als in
der konventionellen Haltung. Sie stellen erhöhte Anforderungen an das
Management und führen zurzeit im Vergleich zu alternativen Haltungen
konventionell wirtschaftender Betriebe zu einer geringeren Zahl
vermarktungsfähiger Eier und vermehrten Tierverlusten.

Weiterer Forschungsbedarf

Zu wesentlichen Aspekten der tiergerechten Legehennenhaltung besteht
Forschungsbedarf. Dazu zählen u. a. die Wirkung der Freilandhaltung auf die
Umwelt, die individuelle Nutzung der Stallbereiche durch das einzelne Huhn,
die bedarfsgerechte und nährstoffangepasste Fütterung unter Berücksichtigung
des Verzichtes auf herkömmliche Futtereiweiße, die komplexen Zusammenhänge
in Bezug auf Federpicken und Kannibalismus, der Medikamenteneinsatz und
nicht zuletzt die Weiterentwicklung von Methoden und Werkzeugen zur
Beurteilung der Tiergerechtheit.

Die ausführlichen Ergebnisse wurden in der KTBL-Schrift 399 „Tiergerechte
und umweltverträgliche Legehennenhaltung“ veröffentlicht, die zum Preis von
20 € unter der Best.-Nr. 11399 beim KTBL-Schriftenvertrieb im
Landwirtschaftsverlag GmbH, 48084 Münster (Tel.: 02501/801-300; Fax:
02501/801-351) zu beziehen ist.

Die einzelnen Abschlussberichte sind im %Internet einzusehen.
Ansprechpartner: Dipl.-Ing. agr. (FH) Werner Achilles, KTBL, Bartningstr.
49, 64289 Darmstadt, Tel. 06151/7001-209, Fax 06151/7001-123, Email:
w.achilles@ktbl.de

 



 

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