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AHO Aktuell - 12.10.2002

Humanmedizin: Fluorchinolone häufig grundlos verordnet


San Francisco / San Diego (aho) – Eine jetzt in den USA veröffentlichte
Studie zur Anwendung von sogenannten Fluorchinolonen und anderen
Breitspektrumantibiotika deckt einen erhebliche Mißbrauch in der
Humanmedizin auf. Fluorchinolone (Gyrashemmer) gelten in der Humanmedizin
als Reserveantibiotika, wenn Keime gegen andere Substanzen resistent sind.
Amerikanische Wissenschaftler hatten für diese Studie die Krankengeschichten
von 13.000 Patienten ausgewertet, die wegen einer
Streptokokken-Lungenentzündung in ein Krankenhaus eingewiesen werden mußten.
Nach diesen Untersuchungen wurden 30 bis 35 Prozent der Patienten ein
Breitspektrum-Fluochinolon verordnet, obwohl eine Behandlung der
Lungenentzündung mit einfachem Penicillin völlig ausreichend gewesen wäre.
Diese Ergebnisse wurden kürzlich auf der Jahrestagung der „Interscience
Conference on Antimicrobial Agents and Chemotherapy (ICAAC) in San Diego
vorgestellt. Professor Joseph Guglielmo, Direktor des „Medical Center“ der
„University of California“ in San Francisco warnte die Konferenzteilnehmer,
daß ein ungebremster Verbrauch von Fluorchinolonen in der Humanmedizin
Resistenzen befördere. Schon jetzt sei innerhalb weniger Jahre eine
dramatische Zunahme von Fluorchinolon-resitenten Keimen zu beklagen. So sei
die Empfindlichkeit von Coli-Bakterien bei Patienten mit Blaseninfektionen
am „Medical Center“ von 97 Prozent im Jahre 1997 auf jetzt 79 Prozent
gefallen. Noch dramatischer sei die Situation bei Menschen, die an der
Lungenerkrankung „Mukoviszidose“ litten. Die Patienten müssten häufig
Fluorchinolon-Tabletten einnehmen, um eine Begleitinfektion der Lunge mit
dem Erreger „Pseudomonas aeurginosa“ zu bekämpfen. Innerhalb von zehn Jahren
sei die Empfindlichkeit des Erregers von 95 Prozent auf etwa 62 Prozent
gefallen.

Ähnliche Bedenken äußerten kürzlich eine Reihe von internationalen Experten
anläßlich der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und
Mikrobiologie (DGHM) in Heidelberg. Professor Martin Röllinghoff von der
Universität Erlangen kritisierte, daß in Deutschland jede fünfte Verordnung
von Antibiotika durch Humanmediziner unnötig sei. Weiter beklagten die
Experten, dass Antibiotika zu wenig gezielt verordnet würden. Aus
Kostengründen würde häufig auf einen Resistenztest verzichtet und sofort
eine Breitbandantibiotikum verordnet, erläuterte Professor Hans-Guenther
Sonntag aus Heidelberg. Auch dieser unkritische Einsatz führe zu verstärkten
Resistenzentwicklungen.

 



 

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