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AHO Aktuell - 11.10.2002

Realität und Traum: Gedanken zum Welternährungstag am 16. Oktober


Bonn (ilu): Alljährlich zum Welternährungstag werden die mahnenden Stimmen
wieder laut: Mehr als 800 Millionen Menschen hungern bzw. sind chronisch
unterernährt. Dieser erschreckenden Realität steht das ehrgeizige -
gleichzeitig aber auch deprimierende - Vorhaben entgegen, die Zahl der
Hungernden bis 2015, also in 13 Jahren, auf (nur?) noch rund 400 Millionen
hungernde Menschen zu vermindern.

Es gibt wohl keine Patentrezepte, wie angesichts weltweit zunehmender
Wasserknappheit und dürrebedingter Missernten, in Anbetracht von
Bürgerkriegen, sozialer Ungerechtigkeit, mangelndem Einkommen und
Bildungsangebot, Übernutzung und Zerstörung von Böden in vielen
Entwicklungsländern wirklich rasch und nachhaltig Veränderungen
herbeigeführt werden können. Welche Wege können oder müssen die
verantwortlich Handelnden gehen? Ein paar nüchterne Zahlen und Fakten zum
Nachdenken:

- Anfang des 20. Jahrhunderts lebten etwa 1,6 Milliarden Menschen auf der
Erde (Christen, 1999). Die Vereinten Nationen haben am 12. Oktober 1999
symbolisch die Geburt des sechs-milliardsten Menschen gefeiert. "1960
hatte die Weltbevölkerung drei Milliarden, 1974 vier und 1987 fünf
Milliarden Menschen betragen. (...) Um 2050 werden vermutlich neun
Milliarden Menschen auf unserem Planeten leben..." (Bundesamt für
Statistik, Schweiz, 1999).

- "Nach Prognosen der FAO werden bis 2030 etwa 60 Prozent mehr
Nahrungsmittel benötigt, um die dann über acht Milliarden zählende
Weltbevölkerung zu ernähren. Da die Möglichkeiten für eine Ausdehnung
der Anbauflächen sehr begrenzt sind, müsste diese gewaltige Steigerung
zu 80 Prozent aus einer intensiveren, zugleich aber nachhaltigen und
umweltschonenden Landwirtschaft kommen" (BMVEL, Blick Welternährung
(FAO-aktuell Nr. 10/2002) vom Oktober 2002).

- "Darüber hinaus müssen für eine höhere Produktivität der
landwirtschaftlichen Erzeugung vermehrt Anstrengungen unternommen
werden. Mit besserem Saatgut, durch die Steigerung der
Bodenfruchtbarkeit und mit Hilfe weiterer Techniken können die Bauern
höhere Erträge erwirtschaften" (BMVEL, Blick Welternährung (FAO-aktuell
Nr. 10/2002) vom Oktober 2002).

- In der Periode September 2002 bis März 2003 sind alleine für die sechs
Staaten Sambia, Simbabwe, Lesotho, Malawi, Mosambik und Swasiland
Nahrungsmittelhilfen in Höhe von ca. 1 Millionen Tonnen Getreide
notwendig (BMVEL, Blick Welternährung (FAO-aktuell Nr. 10/2002) vom
Oktober 2002). Solche Nahrungsmittelhilfen sind auch in weiteren Staaten
notwendig und nach aller bisherigen Erkenntnis grundsätzlich auch in
Zukunft immer wieder zu erwarten.

- Die Schätzungen des Internationalen Getreiderates zur globalen
Getreideproduktion in diesem Jahr wurden gerade wieder um 2,4 Prozent
nach unten korrigiert. Die Weltvorräte an Getreide für das
Wirtschaftsjahr 2002/2003 sinken damit um 18,5 Prozent auf nur noch 260
Millionen Tonnen - bei einem Weltverbrauch in diesem Jahr von 1,493
Milliarden Tonnen!

- Zwischen der so genannten "konventionellen" Produktion und dem
Ökologischen Landbau bestehen sehr deutliche Ertragsunterschiede.
Ökologischer Landbau liegt bei Weizen um 34,3 Prozent niedriger, bei
Roggen um 42,8 Prozent niedriger, bei Kartoffeln um 51,1 Prozent
niedriger, und bei der Milchleistung pro Kuh um 19,7 Prozent niedriger
als die Leistungen der "konventionellen" Landwirtschaft (Agrarbericht
1999).

- Die Agenda 21 empfiehlt - weltweit und uneingeschränkt - Integrierten
Pflanzenschutz und integrierte Pflanzenernährungskonzepte (UN-Konferenz
über Umwelt und Entwicklung - Agenda 21 - Rio de Janeiro, 1992).
Vor diesem Hintergrund muss jede überproportionale Förderung und
politisch-ideologisch gewollte Ausdehnung extensiver Formen der
landwirtschaftlichen Produktion intensiv diskutiert werden.

 



 

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