Aktuelle Meldungen  -  Nachrichten suchen  -  kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

AHO Aktuell - 10.10.2002

Frankreichs Geflügelwirtschaft unter Druck


(ZMP) – Steigende Produktionskosten, eine rückläufige Binnennachfrage sowie
wettbewerbsstarke Drittlandsimporte aus Osteuropa und Übersee setzen die
exportorientierte französische Geflügelbranche unter Druck. Das Produktamt
für Vieh und Fleisch hat daher kurzfristig eine Tranche von 700.000 Euro für
Absatzförderungsmaßnahmen bereitgestellt; und das Landwirtschaftsministerium
hat in Brüssel wegen der sprunghaft gestiegenen Importe insbesondere von
Geflügel-Teilstücken wie Filets (300.000 Tonnen im Jahr 2001) hauptsächlich
aus Brasilien und Thailand interveniert. Nach französischen Angaben sind
diese zu Präferenzzöllen gelieferten Einfuhren, die vor allem an die
Verarbeitungsindustrie anderer Mitgliedstaaten gehen und französische Ware
substituieren, zwischen 33 Prozent und 50 Prozent billiger als das
französische Angebot.
Der hohe Umfang der Importe kommt dadurch zustande, dass die tiefgekühlt
gelieferte Ware als "gesalzen" beziehungsweise "gepökelt" deklariert wird
und somit maßgebliche Einfuhrquoten unterlaufen werden. Die Branche fordert
von der EU-Kommission, die Zollmodalitäten zu überarbeiten, verstärkte
Veterinärkontrollen für Drittlandsimporte zu veranlassen und die Spielräume
für Ausfuhrerstattungen auszuschöpfen. Die Anhebung des Zollsatzes für
gepökeltes Hähnchenfleisch hat die Kommission mittlerweile eingeleitet.
Die Absatzprobleme werden nach französischen Angaben dadurch verschärft,
dass die BSE-bedingt sprunghaft gestiegene Nachfrage nach Geflügelfleisch
seit Jahresmitte 2001 rückläufig ist. Außerdem präferieren die Verbraucher
auf traditionellen Auslandsmärkten wie Italien, Deutschland und
Großbritannien verstärkt heimische Ware. Zudem haben das
Tiermehlverfütterungsverbot sowie die französische
Tierkörperbeseitigungsabgabe das eigene Angebot verteuert.
Zur Stabilisierung der Lage am französischen Markt stehen als mögliche
Konzepte die Gründung einer Interprofession zur Steuerung von Mengen,
Preisen und Margen sowie der Abbau von Produktionskapazitäten um rund zehn
Prozent im Raum. Einige Anbieter haben bereits vorab Maßnahmen zur
Drosselung der Erzeugung eingeleitet. Die bestehenden Interprofessionen
innerhalb der Geflügelwirtschaft decken nur Teilsegmente ab und scheinen der
aktuellen Krise nicht gewachsen zu sein.




 



 

  zum Seitenbeginn


© Copyright

AHO Aktuell ist ein Service von ANIMAL-HEALTH-ONLINE und @grar.de