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AHO Aktuell - 24.09.2002

Schweinehandelstag auf Burg Warberg: Qualität bleibt Trumpf


(ZMP) – Auf dem zweiten Schweinehandelstag auf Burg Warberg
standen Anfang September zwei Themen im Vordergrund: Die
Qualitätssicherung in der Schweineproduktion und die Frage
"Wie verhält sich der Verbraucher beziehungsweise wie kann man
sein Vertrauen wiedergewinnen?" - Der Schweinehandelstag wurde
ausgerichtet von der Bundeslehranstalt Burg Warberg und der ZMP.

Die Schweineproduktion in der Europäischen Gemeinschaft wächst
weiter. So wird nach den Prognosen die Erzeugung im laufenden
Jahr um rund 1,6 Prozent gegenüber 2001 steigen, wobei vor allem
die Dänen und die Spanier ihre Bestände wiederum spürbar
aufstocken. Allerdings macht der Schweinefleischkonsum dieses
Wachstum nicht mit, sondern stagniert in der EU seit 1998 bei gut
43 Kilogramm pro Kopf und Jahr. Insbesondere in den nordeuro-
päischen EU-Mitglied-staaten scheint die Spitze überschritten,
während in Südeuropa auch zuletzt noch Zuwächse zu beobachten
waren.

Hart umkämpfter Markt

Damit wird der Wettbewerb um die Marktanteile weiter an Schärfe
gewinnen. Maßgeblich für die Stellung der Wettbewerber dürfte
neben dem Preis des Produktes die Qualität sein. Dafür rüsten sich
die Kontrahenten.
Bisher verfolgten die deutschen Unternehmen dabei betriebseigene
Konzepte, beispielhaft dargestellt am Programm Bestschwein von
der Westfleisch. Hier werden nicht nur definierte Qualitäten verlangt,
sondern das Programm zeichnet sich noch durch eine Reihe anderer
Merkmale aus: Die Abrechnungskosten sind schriftlich fixiert, die
Abrechnung erfolgt über Autofom; es wird ein Preis auf einem
Vier-Wochen-Durchschnitt mit Zinsausgleich gezahlt, es gibt einen
gestaffelten Vertragsbonus; die tierärztliche Betreuung ist geregelt,
es ist eine Futtermittelliste vorgegeben; die Schlachtkörperbefunde
werden dem Erzeuger mitgeteilt, welche er über das Internet abrufen
kann; ein Salmonellenmonitoring wird durchgeführt und das
Programm hat die Bündler-Funktion zum QS-Zeichen, das die
Qualität des Fleisches und die Sicherheit des Produktionsprozesses
besser garantieren soll.

Das QS-Zeichen dürfte der Handel insbesondere im SB-Bereich bei
Wurst und Frischfleisch nutzen. Denn einerseits wächst das Angebot
an SB-Ware sehr schnell, und andererseits ist hier durch die
Etikettierung die Kennzeichnung des Fleisches besonders gut möglich.
Das gilt auch für die SB-Theken der Discounter, wo in Zukunft
verstärkt auch Schweinefleisch zu finden sein wird. Diese Entwicklung
macht sich bei der Westfleisch schon bemerkbar: Die Planzahlen für
den Absatz von SB-Ware für das Jahr 2002 sind schon deutlich
überschritten.

Auf breiter Front starten

Auf allen Stufen der Schweinefleischproduktion vom Erzeuger bis
hin zum Einzelhandel wird das QS-Zeichen als eine große Chance
gesehen, für die deutsche Produktion zu werben. Dabei sind nach
der Auffassung vieler Teilnehmer des Handelstages die jetzigen
Anforderungen aber nur der Anfang; es gelte, sie stetig weiter zu
entwickeln. Darüber hinaus sei es aber notwendig, Fleisch mit dem
QS-Zeichen nun auf breiter Front anzubieten, da sonst die Dynamik
allmählich verpuffe. Insbesondere bei den Erzeugern wüchsen die
Vorbehalte gegen das QS-Zeichen, da noch vor dem Verkauf der
ersten Ware in den Theken immer wieder kurzfristig neue
Forderungen erhoben würden.

Forciert werden soll nach Auffassung vor allem der Erzeugerseite
die Produktion von QS-Ware durch einen Preiszuschlag. Im
niederländischen Qualitätssicherungssystem bekamen die Erzeuger
in den ersten Jahren einen solchen Zuschlag, was die Motivation
der Mäster, sich an dem System zu beteiligen, stark erhöht habe.
Andererseits dürfe diese Differenzierung in QS-Ware und Nicht-
QS-Ware nicht dazu führen, letztere in der Ladentheke zu
diskriminieren, da noch über lange Zeit mit größeren Mengen
Fleisch zu rechnen ist, welches nicht nach QS-Kriterien produziert
wird.

Verbraucher überzeugen

Die entscheidende Rolle für den Erfolg des QS-Siegels wird nach
Ansicht von Meinungsforschern der Kommunikation zugemessen.
Entscheidend hierfür sei, dass der Verbraucher Vertrauen fasst zu
dem neuen Qualitätszeichen und ein Image geschaffen wird,
welches langfristig beim Verbraucher verankert ist. Denn nur ein
langfristig positives Image sei auch gegen Rückschläge gefeit.

Dazu müssten dem Verbraucher alle Fakten auf den Tisch gelegt
werden; der mündige Verbraucher sei sich schon bewusst, dass
es in vielen Lebensbereichen Restrisiken gibt, er wolle nur ernst
genommen und darüber informiert werden. Insofern sei es
unabdingbar, dass auch in der Werbung für das QS-Siegel
klargestellt wird, dass auch hierüber keine 100%ige Sicherheit zu
erreichen ist, durch die Organisation der Produktionskette aber
Schwachstellen sehr viel schneller gefunden und ausgemerzt werden
können.

Nach Ansicht der Meinungsforscher ist eine erfolgreiche
Kommunikation heute entscheidend für den Erfolg eines
Unternehmens, denn die Ware unterscheide sich oft nur noch
graduell. Infolge dessen sei eine offensive Kommunikationsstrategie
notwendig, denn "wer nicht selbst kommuniziert, überlässt anderen
das Spielfeld."

Dänemark setzt auf Wachstum

Was in Deutschland nun mit der Einführung des QS-Zeichens
angestrebt wird, ist in Dänemark schon lange umgesetzt: Um die
Wünsche der Abnehmer hinsichtlich der Fleischqualität und auch
der Produktionsprozesse zu erfüllen, hat die dänische Schweine-
produktion einen engen Verbund gebildet vom Erzeuger bis zum
Handel. Dabei gehen die Anforderungen in vielen Punkten deutlich
über die Gesetzgebung hinaus, um den Wünschen der Kunden
noch besser gerecht zu werden.

Allerdings richten sich die Dänen nicht nur nach den Vorgaben
der dänischen Gesetzgebung, sondern auch nach den Erfordernissen
der internationalen Märkte: So gibt es Produktionslinien, die auf die
asiatischen Abnehmer ausgerichtet sind, und andere, die sich an
den gesetzlichen und gesellschaftlichen Anforderungen in Groß-
britannien orientieren.
Hilfreich für die dänische Schweineproduktion ist dabei sicherlich
ihr hoher Konzentrationsgrad, der eine systematische Steuerung
erleichtert. So gibt es in Dänemark nur noch zwei bedeutende
Schlachtunternehmen, dabei hält Danish Crown einen Marktanteil
von rund 95 Prozent.

Für die Zukunft setzt Dänemark aber nicht nur auf seine gute
Produktqualität und die über die EU-Richtlinien hinausgehenden
Produktionsbedingungen, sondern auch auf Masse. So wurde ein
Zielbereich von rund 28 Millionen Schlachtschweinen pro Jahr
genannt; das wären etwa fünf Millionen mehr als im Jahr 2001.

Da der EU-Schweinefleischverbrauch allerdings auch nach
dänischer Einschätzung konstant bleiben dürfte, wird der Wettbewerb
unter den EU-Schweineproduzenten deutlich forciert - wobei sich
die Dänen schon wohl gerüstet fühlen und die Deutschen mit dem
QS-Zeichen eine gute Möglichkeit sehen, ihre Chancen am Markt zu
verbessern.


ZMP-Nachrichten für die Agrarwirtschaft
Jahrg. 40 Nr. 74 Bonn, den 17. September 2002



 



 

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