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AHO Aktuell - 18.09.2002

Tiergerechte Mutterkuhhaltung: Es geht auch ohne Stall


(aid) - Während die Zahl der Milchkühe in den vergangenen 20 Jahren immer
weiter sank, stieg die Zahl der Mutterkühe kontinuierlich an. Die Landwirte
hatten oft weniger Einnahmen bei steigenden Kosten. Doch Dr. Ralf Waßmuth,
Forscher an der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Hannover,
bietet eine kostenreduzierende Alternative. Die Kuh soll aus dem Stall
heraus das ganze Jahr hinaus auf die Weide. Aufwendungen für die Stallungen
fallen weg, die Haltungskosten sinken um bis zu 20 Prozent pro Tier. Waßmuth
präsentierte seine Ideen im Rahmen des XXII. World Buiatrics Congress in
Hannover vom 18. bis 23. August 2002 in einer Sonderveranstaltung zum Thema
Tierschutz.

Doch einige entscheidende Rahmenbedingungen sollten Landwirte bei der
extensiven Haltung der Kühe beachten. Die Tiere passen sich den
Gegebenheiten der Freilandhaltung durch ethologische (Verhalten) und
physiologische (körperliche) Prozesse in einem gewissen Maß an. Dennoch muss
der Landwirt den Tieren Hilfen geben, damit nicht der Stress durch die
externen Faktoren zu groß wird.

Die Tiere benötigen gegen zu starke Auskühlung einen Windschutz und einen
möglichst trockenen Liegebereich zum Ausruhen und Wiederkäuen. Beides ist
nach Angaben Waßmuths mit wenig Geld machbar. Naturgegebene Schutzwälle wie
Hecken nutzen die erfahrenen Tiere ohnehin als Wetterschutz sowohl gegen
starke Sonneneinstrahlung als auch gegen Kälte. Das spreche auch für eine
Haltung in einem geschlossenem System: "Die jungen Kühe lernen von den
erfahrenen Tieren", erläuterte Waßmuth. Untersuchungen des Tiermediziners
ergaben, dass die Kernkörpertemperatur von Kühen, die ausschließlich in
Freilandhaltung leben, sich nicht von denen, die im Stall leben,
unterscheidet.

Der Liegebereich für die Tiere muss vom Halter regelmäßig neu abgestreut
werden, um Trockenheit zu garantieren und die Belastung des Bodens durch
Fäkalien gering zu halten. Für den Liegebereich empfehle er sandhaltige,
flachgründige Böden. Das in diesen Böden oft kaum vorhandene Magnesium müsse
jedoch zugefüttert werden. Wenn der Landwirt diese Faktoren bedenke und die
tiergerechte Haltung im besten Fall durch regelmäßige Kotrollen garantiert
werden könne, schlage die Landwirtschaft mit der extensiven Kuhhaltung
gleich drei Fliegen mit einer Klappe: die Kosten würden reduziert, die Tiere
artgerecht gehalten und in der Bevölkerung sicherlich ein positives Bild
einer modernen Agrarkultur erzeugt.

aid, Stephan Bähnisch








 



 

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