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AHO Aktuell - 13.09.2002

Anaplasmose-Fall in Graubünden: IBR mit im Spiel


Bern / Schweiz (aho) - Im Fall des Anaplasmose-Ausbruchs bei Chur, dem mehrere
hundert Kühe zum Opfer fielen, sind nach Angaben des Bundesamtes für Veterinä-
rwesen der Schweiz die Untersuchungen auf den Kontaktbetrieben abgeschlossen.
Auf keinem der untersuchten Bestände waren Kühe an Anaplasmose erkrankt.
Weitergehende Untersuchungen von Tieren des Churer Bestandes ergaben, dass
zusätzlich zu den Anaplasmen auch noch die Viruserkrankung "IBR" mit im Spiel
war.

Bei den jetzt abgeschlossenen, umfangreichen Abklärungen zur Anaplasmose wurde
festgestellt, dass auf keinem der Betriebe, die mit dem betroffenen Viehhändler
in Kontakt standen, Tiere an Anaplasmose erkrankt sind. Insgesamt wurden 47
Betriebe untersucht, die entweder Tiere vom betroffenen Betrieb gekauft hatten,
oder in der Umgebung dieses Betriebes liegen. Auf diesen Betrieben wurden
Blutproben von 188 Tieren auf Anaplasmen untersucht. Der Erreger wurde in
keiner dieser Proben gefunden. Bei 10 Tieren aus 7 Betrieben wurden Antikörper
gegen Anaplasma gefunden, was ein Hinweis darauf ist, dass die Tiere
möglicherweise Kontakt mit dem Erreger hatten.

Schon zu Beginn der Krankheitsfälle auf dem Betrieb des Viehhändlers bei Chur
waren die betroffenen Tiere sehr breit untersucht worden, unter anderem auch
im Hinblick auf die IBR. Damals waren alle untersuchten Kühe negativ auf IBR.
Im Rahmen von weiterführenden Untersuchungen wurde nun aber festgestellt, dass
einige der Kühe des betroffenen Bestandes auch Antikörper gegen IBR im Blut
hatten.

Die IBR ist eine Viruskrankheit des Rindes, die in verschiedenen Formen
auftreten. Die Besiedlung der Atmungsorgane von Rindern mit dem BHV1-Virus
(Bovines Herpes Virus Typ 1) kann zur IBR (Infektiöse Bovine Rhinotracheitis)
führen, einer Erkrankung der Nasenschleimhaut und der Luftröhre, die eine
schlechte Entwicklung von Kälbern und eine schlechte Allgemeinverfassung bei
ausgewachsenen Rindern bewirkt. Die Besiedlung der Scheidenschleimhaut von
Rindern mit dem BHV1-Virus kann zur IPV (Infektiöse Pustulöse Vulvovaginistis)
mit der typischen Bläschenbildung führen sowie gestörte Fruchtbarkeit und
verlängerte Zwischenkalbezeiten bewirken. Die Krankheit wurde in den 80er-
Jahren in der Schweiz mit grossem Aufwand ausgerottet.

Weitere Untersuchungen angeordnet

Aufgrund dieses neuen Befundes wurde veranlasst, dass alle Blutproben, die
von Kontaktbetrieben des betroffenen Bestandes genommen wurden, heute noch
auf IBR untersucht werden. Die Ergebnisse dieser Untersuchung werden heute
Freitag Abend vorliegen. Falls dabei positive Proben gefunden werden,
müssen die entsprechenden Betriebe gesperrt werden.

In Bezug auf die Anaplasmose soll weiterhin abgeklärt werden, ob der Erreger
aus dem Ausland eingeschleppt wurde, oder ob die Infektion schon seit längerem
in der Schweiz existiert, aber nur in Ausnahmefällen zu einem Krankheits-
ausbruch führt. Dazu werden in den nächsten Wochen 550 Proben aus einer
Serumbank untersucht, die 1998 von einem Querschnitt von allen Betrieben der
Schweiz angelegt wurde. Zusätzlich wird eine grössere Anzahl von Betrieben
in Graubünden untersucht, die keinen Kontakt mit dem betroffenen Betrieb
hatten.
 



 

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