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AHO Aktuell - 30.08.2002

VzF: Brief an Ministerin Renate Künast


Uelzen (aho) - Der Verein zur Förderung der bäuerlichen Veredelungswirtschaft
e. V. (VzF) richtet sich mit einem Schreiben an Bundesministerin Künast:

VzF-Verbund
Am Königsberg 1
29525 Uelzen


Bundesministerium für Verbraucher-
schutz, Ernährung und Landwirtschaft
Frau Ministerin Künast
Wilhelmstraße 54

10117 Berlin


Sehr geehrte Frau Ministerin Künast,

eine Ihrer selbst genannten Aufgaben ist die Verbesserung des Verbraucher-
schutzes durch verstärkten Tierschutz in der landwirtschaftlichen Nutz-
tierhaltung.

Die deutsche Schweinehaltungsverordnung wurde vom Bundesverfassungsgericht
nicht aus fachlichen, sondern lediglich aus formal juristischen Gründen
für nichtig erklärt. Inso-fern hätte eine schnelle Erarbeitung einer
rechtsgültigen Verordnung möglich gewesen sein müssen. Weil dies aber nicht
erfolgte, begannen einzelne Länder im Frühjahr 2001 eigene Erlasse mit
höchst unterschiedlichen, teilweise sogar widersprüchlichen Regelungen
herauszugeben.

So flossen z. B. von der Praxis entwickelte und bewährte Maßnahmen, wie
z. B. entgratete Schlitze, Fütterungstechniken oder Beschäftigungs-
möglichkeit ein. Andererseits aber wurden auch Forderungen aufgestellt,
welche zwar augenscheinlich schön für die Tiere sein müssten, sich aber
bereits nachweislich nicht bewährt haben, von den Tieren in Wahlversuchen
gar nicht bevorzugt wurden oder nicht durchführbar sind, wie zum Beispiel
die Forderungen nach weichen Liegeflächen.

Ihr Haus war an den Verhandlungen zur Änderung der EU-Richtlinie zur
Schweinehaltung stets beteiligt. Mithin musste Ihnen schon vor deren
Verabschiedung im Oktober 2001 genauestens bekannt gewesen sein, welche
Bereiche die Änderungen betreffen.

Seit Oktober 2001 sind nun 10 Monate vergangen, ohne dass ein Entwurf
zur Umsetzung der geänderten EU-Richtlinie auf dem Tisch liegt. Wenn
der Tierschutz wirksam vorangebracht werden soll, hätte dies längst
geschehen sein können.

Wir Tierhalter vom Verein zur Förderung der bäuerlichen Veredelungs-
wirtschaft e.V. wollen gern moderne Ställe nach neuesten EU-Standards
bauen, aber dafür brauchen wir eine sichere Rechtsgrundlage. Zurzeit
kann niemand sagen, wie die deutsche Schweinehaltungsverordnung
aussehen wird. Niemand kann sagen, welche der teilweise wider-
sprechenden Regelungen verschiedener Bundesländer sich letztlich
durchsetzen wird. Niemand kann sagen, was Ihr Haus wirklich unter einer
tiergerechten Schweinehaltung versteht.

Niemand wird hunderttausende von Euros in tiergerechte Ställe investieren,
solange es möglich ist, dass in wenigen Wochen oder Monaten neue oder
andere Auflagen kommen, die wiederum zu Umbaumaßnahmen zwingen. Dies gilt
umso mehr, als eine Expertengruppe des Umweltministeriums von Herrn
Trittin zum Schutz der Umwelt ganz andere Haltungsverfahren fordert als
es aus Ihrem Haus gewünscht wird.

In einer der Pressemitteilungen Ihres Hauses konnten wir jetzt nachlesen,
dass weitere Abstimmungsgespräche bzgl. der deutschen Schweinehaltungs-
verordnung mit wichtigen Nachbarländern erst für den Herbst 2002, also
12 Monate nach Verabschiedung der EU-Richtlinie, beabsichtigt sind. Wozu
eigentlich Abstimmungsgespräche, wenn es eine abgestimmte EU-Richtlinie
gibt?

Der Verein zur Förderung der bäuerlichen Veredelungswirtschaft e.V. will
möglichst viel Tier- und Umweltschutz betreiben. Wir wollen gern so
schnell wie möglich die von der EU verbesserten Tierschutzbedingungen
umsetzen.

Seit über zehn Monaten warten wir nun schon auf eine deutsche Umsetzung
der EU-Richtlinien. Unter Berücksichtigung der zu einer Verabschiedung
einer deutschen Schweinehaltungsverordnung notwendigen bürokratischen
Schritte ist mit einer gültigen Verordnung nicht vor Mitte 2003 zu
rechnen. Das wären dann über 20 Monate nach Verabschiedung der EU-
Richtlinie. Dies würde auch bedeuten, dass Deutschland wegen nicht
fristgerechter Umsetzung einer EU-Richtlinie möglicherweise eine
Konventionalstrafe zahlen muss.

Im Interesse unserer Tiere und der Verbraucher fragen wir sie hiermit,
wann ihr Haus endlich einen Entwurf zur neuen Schweinehaltungsverordnung
- im Rahmen der Nutztierhaltungsverordnung - auf den Tisch legt?" Auch
interessiert uns, inwieweit von Tierhaltern entwickelte und für den Tier-
und Umweltschutz positive Techniken oder Managementmaßnahmen in diesen
Entwurf einfliessen werden?

In Erwartung Ihrer Antwort verbleiben wir

mit freundlichen Grüßen

Dr. C. Welp

Hauptgeschäftsführer
Uelzen, den 20.08.2002
 



 

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