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AHO Aktuell - 21.08.2002

Pilotstudie zu Resistenzen: Offizielle Reaktion des BgVV


Berlin/Gyhum (aho) - Zur AHO-Meldung vom 19.08.2002 "Günstige
Resistenzlage bei Tieren in der Landwirtschaft"
hat die Pressesprecherin
des BgVV Frau Dr. Irene Lukassowitz telefonisch mitgeteilt, daß die AHO-
Meldung so vom BgVV nicht mitgetragen werden könne. Insbesondere stünde noch
eine abschließende statistische Auswertung der Daten aus. Das BgVV hat
nachfolgenden Text übermittelt:

Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin

Untersuchungen zum Resistenzverhalten ausgewählter pathogener Bakterien von
Milchkühen und Mastschweinen


Erste Ergebnisse einer Studie des BgVV vom 19. August 2002

Die Resistenz bakterieller Infektionserreger gegenüber antimikrobiellen
Substanzen (Antibiotika) wird als zunehmendes Problem in der Behandlung von
Infektionskrankheiten für die Human- und Veterinärmedizin diskutiert.
Angaben zu Einfach- und/oder Mehrfachresistenzen gegenüber den in
Deutschland für die Veterinärmedizin zugelassenen Antibiotika sind häufig
mit Unsicherheiten behaftet, weil sowohl im Hinblick auf die Epidemiologie
der Resistenzentwicklung und -ausbreitung als auch auf die geographische
Verteilung der Resistenzen valide quantitative Daten fehlen.

Das BgVV hat deshalb im vergangenen Jahr erstmalig in Deutschland unter
Beteiligung der Bundesländer auf der Basis statistischer Fallzahlschätzungen
eine Querschnittsuntersuchung der Empfindlichkeit bei ausgewählten pathogenen
Bakterien (E. coli, Staphylococcus aureus, Koagulase-negative Staphylococcus
spp., Streptococcus spp., Pasteurella multocida, Mannheimia haemolytica) von
lebensmittelliefernden Tierarten gegenüber antimikrobiellen Substanzen
durchgeführt. Die zu prüfende Anzahl und die regionale Verteilung der
Bakterienstämme wurden anhand der Tierbestandszahlen für Deutschland auf
Regierungsbezirksebene errechnet. Untersucht wurden 861 Bakterienstämme
von an akuter "Mastitis" erkrankten Milchkühen und 197 Bakterienstämme von
Mastschweinen mit akuter "Respiratorischer Erkrankung".

Der Aussagekraft der zu beurteilenden Daten wurde durch die Vorgaben im
Probennahmeplan gewährleistet. Es wurde generell nur ein Bakterienstamm
je Herde untersucht, um z.B. gehäufte Untersuchungen aus Problembeständen
und Mehrfachuntersuchungen auszuschließen. Zudem konnten variierende
Ergebnisse durch Untersuchung gleicher Ursprungsproben in mehreren Laboren
ausgeschlossen werden.

Die Empfindlichkeit (minimale Hemmkonzentration) der Bakterien wurde mit
der Mikro-Bouillonverdünnungsmethode entsprechend den Angaben des National
Committee for Laboratory Standards (NCCLS) untersucht. Um die Vergleichbarkeit
der Ergebnisse zu gewährleisten, wurde die Empfindlichkeitsprüfung zentral im
BgVV durchgeführt. Die Qualitätssicherung der Ergebnisse erfolgte u.a. auf
Grundlage der NCCLS-Richtlinie M37-A.

Die Ergebnisse der Empfindlichkeitsprüfung (MHK) deuten darauf hin, dass bei
den untersuchten Bakterienspezies möglicherweise eine niedrigere Resistenz-
prävalenz vorliegt, als anhand der bislang aus Deutschland und auch aus
anderen europäischen Staaten veröffentlichten Daten zu erwarten war:

Von den geprüften Bakterienstämmen (n = 815) waren 4 Bakterienstämme gegenüber
Fluorchinolonen, 1 Bakterienstamm gegenüber Cephalosporinen der 3. Generation
und 5 Bakterienstämme gegenüber dem Aminoglykosid Gentamicin unempfindlich.
Gegenüber Vancomycin konnte bei den 647 überprüften Bakterienstämmen in keinem
Fall eine Resistenz ermittelt werden.

Als unempfindlich gegenüber Tetracyclinen erwiesen sich 26 von 214 geprüften
E. coli-Stämmen, 29 von 404 Staphylokken-Stämmen und 15 von 176 Pasteurella-
Stämmen. Höhere Resistenzraten wurden nur bei den Streptokokken mit 79
resistenten von 243 geprüften Stämmen und bei Mannheimia haemolytica mit 5
resistenten von 21 geprüften Stämmen gefunden.

Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die Notwendigkeit, den interdiszi-
plinären Ansatz für die Bearbeitung der Resistenzproblematik mit der
Humanmedizin mit Nachdruck zu verfolgen. Die Kommunikation epidemio-
logischer Daten zur Resistenzentwicklung und -ausbreitung ist dabei von
besonderer Bedeutung.

BgVV Ende
 



 

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