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AHO Aktuell - 21.07.2002

Schwächen an der Schnittstelle: "Lebensmittel - Futtermittel"


Bonn (ots) - Angesicht des jüngsten Hormonskandals fordert der
Deutsche Verband Tiernahrung (DVT) stärkere Kontrollen bei der
Herstellung, dem Handel und der Direktverfütterung von
Einzelfuttermitteln sowie bei der Entsorgung von Lebensmitteln. Die
Schnittstelle zwischen Lebensmittel- und Futtermittelwirtschaft
bildet aus Sicht des DVT eine Schwachstelle, die dringend stärker
reglementiert und überwacht werden muss. Dazu gehört auch das
Verbot der Verfütterung von Speiseabfällen.

In Deutschland wird nur etwa ein Viertel des gesamten
Futterbedarfs über gewerblich hergestelltes Mischfutter gedeckt. Das
restliche Futter wird zum Beispiel als Getreide, Silage, Heu oder
Silomais erzeugt und direkt verfüttert oder als Einzelfuttermittel
zugekauft. Hierzu zählen auch Nebenprodukte aus der
Lebensmittelwirtschaft, wie beispielsweise die Verfütterung von
Ölkuchen aus der Ölmühlen- oder Zuckerrübenschnitzel und Melasse
Aus der Zuckerindustrie. Diese Komponenten werden wiederum in der
Lebensmittelindustrie und auch in der Mischfutterherstellung
eingesetzt, ein Kreislauf, der im Sinne einer nachhaltigen und
umweltschonenden Wirtschaftsweise zu begrüßen ist.

Bei dem jetzigen Hormonskandal handelt es sich um einen
Abfallskandal, dem kriminelles Handeln zugrunde liegt. Eine belgische
Entsorgungsfirma hat pharmazeutische Abfälle illegal in Glucosesirup
gemischt und an die Getränkeindustrie sowie Landwirte und
Futtermittelhändler verkauft. Bei Nitrofen ging es um
Pflanzenschutzmittel-Altlasten in einer Lagerhalle, die von den
Behörden nie zur Lagerung von Getreide hätte zugelassen werden
dürfen. Bei Chloramphenicol war es eine Firma in den Niederlanden,
die belastete Shrimps nicht ordnungsgemäß entsorgt, sondern illegal
weiterverkauft hat.

Bei allen Fällen handelt es sich um Vorgänge, die im Vorfeld der
Mischfutterherstellung passiert sind und bei denen Kontrollsysteme
und staatliche Behörden versagt haben.

Der DVT fordert daher europaweit

- eine einheitliche Zulassung und Kontrolle aller Hersteller von
Einzelfuttermitteln und von Mischfutter

- eine strikte behördliche Überwachung von Entsorgungsfirmen
generell und speziell von Firmen, die für die Entsorgung von
Lebensmitteln zugelassen sind

- ein generelles Verbot des Einsatzes von Speiseabfällen in der
Tierfütterung

- die Einführung einer verbindlichen Positivliste

"Wir begrüßen ausdrücklich die Forderung nach einer Positivliste",
sagte Hubert Grote, Hauptgeschäftsführer des DVT, heute in Bonn. "Man
muss aber auch ehrlich sagen, dass uns diese Liste nicht vor
kriminellen Handlungen schützt". Richtig sei jedoch der Ansatz, im
Vorfeld der Mischfutterherstellung stärker zu reglementieren und
kontrollieren, was für die Herstellung von Futter- und Lebensmitteln
eingesetzt werden dürfe und vor allem, wer es dürfe. Für deutsche
Mischfutterhersteller gebe es die amtliche Registrierung bereits.
Ebenso würden amtlicherseits pro Jahr rund 100.000
Futtermitteluntersuchungen durchgeführt. Mit großem Erstaunen nehme
er deshalb die Forderungen der zuständigen Fachministerin Renate
Künast nach einer Zulassung und stärkeren Kontrolle von
Mischfutterbetrieben zur Kenntnis. "Frau Künast sollte die Fakten zur
Kenntnis nehmen und an den wirklichen Schwachstellen ansetzen", so
Grote. So könne er beispielsweise nicht verstehen, warum sich die
Ministerin auf EU-Ebene nicht für ein Verbot der Verfütterung von
Speiseabfällen stark mache. Die Erlaubnis, Speisereste zu verfüttern,
ließe sich mit dem totalen Verfütterungsverbot für tierische Produkte
an Nutztiere nicht vereinbaren.


Deutscher Verband Tiernahrung (DVT)
 



 

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